Eine Fundgrube: Neues Gesprächs- und Fotobuch über Maria Lassnig
Wien (APA) - Seine Künstlerfotos besitzen Kultstatus. Er hat Thomas Bernhard jahrelang begleitet, Persönlichkeiten wie Elfriede Jelinek oder...
Wien (APA) - Seine Künstlerfotos besitzen Kultstatus. Er hat Thomas Bernhard jahrelang begleitet, Persönlichkeiten wie Elfriede Jelinek oder Friedrich Gulda sensibel porträtiert. Nun legt Sepp Dreissinger die Resultate seiner Auseinandersetzung mit der großen Malerin Maria Lassnig vor. Morgen, Dienstag, stellt er im Album Verlag in Wien ein wunderbares Buch vor, am Samstag kommt auch noch ein Film dazu.
„Maria Lassnig. Gespräche & Fotos“ bietet alles, was man sich von einem Künstlerbuch erwarten kann, das sich weniger auf die Werke selbst als auf die Hintergründe von Lebens- und Werkgeschichte konzentriert. Der 1946 geborene Vorarlberger Fotograf und Filmemacher hat die im Vorjahr 94-jährig verstorbene Malerin über Jahre hinweg immer wieder besucht, in ihren Wiener Ateliers, aber auch in ihrem abgelegenen Kärntner Refugium in einem ehemaligen Schulhaus. Dabei hat er nicht nur eine Vielzahl von eindringlichen Porträtfotos von ihr gemacht, sondern auch lange Gespräche mit ihr geführt und diese dokumentiert.
Es entstand ein Naheverhältnis. „im verlauf der folgenden jahre bat sie mich immer öfter, neben diversen erledigungen, sie in meinem auto in ihre lieblingsparks zu fahren“, schreibt Dreissinger in seinem Vorwort über die „Diva Maria“, in dem er auch von einem spontan gemeinsam verbrachten Weihnachtsabend berichtet, an dem er sie besuchte. „ausgerüstet mit meiner ukulele, sangen wir zu zweit in ihrer kleinen küche einen abend lang gemeinsam lieder wie ‚hoch auf dem gelben wagen‘, ‚frère jacques‘, ‚sur le pont‘ & ‚merci chérie‘ - unverschämt unweihnachtlich...“
Dreissinger hat nicht nur weitere, von anderen Gesprächspartnern geführte Interviews initiiert, sondern zusätzlich selbst eine Vielzahl weiterer Gespräche geführt, diese protokolliert und dabei fotografiert. Frühe Freunde und Lebensgefährten Lassnigs wie Arnulf Rainer und Oswald Wiener sind darunter, Modelle wie Lisa und Christoph Resch oder Wolfgang Moser, Experten, Museumsdirektoren und Galeristen wie Hans Ulrich Obrist, Agnes Husslein-Arco, Edelbert Köb, Iwan Wirth oder Gabriele Wimmer. Es sind insgesamt 30 Gespräche, die in verschiedensten Schattierungen alle ein Bild entstehen lassen, das dieselbe Grundierung aufweist: eine schwierige Persönlichkeit, aber eine geniale Künstlerin...
Mit ihrem engsten Mitarbeiter der letzten Lebensjahre, Hans Werner Poschauko, und dem kürzlich vorzeitig von der Spitze des Universalmuseum Joanneum geschiedenen Peter Pakesch geben auch zwei Menschen über die letzten Lebens- und Arbeitsjahre Lassnigs Auskunft, die mit der Maria Lassnig Privatstiftung die weitere Rezeption ihres Werkes maßgeblich beeinflussen werden.
Das Buch, das eine wahre Fundgrube für Kunsthistoriker, Kunst-Interessierte und Lassnig-Fans ist, wird morgen, Dienstag, um 10 Uhr im Album Verlag in kleinem Kreis präsentiert. Bereits am Samstag (10.10., 19.30 Uhr) gibt es im Wiener ORF-RadioKulturhaus eine Veranstaltung für breiteres Publikum, bei der Burgschauspielerin Dörte Lyssewski Auszüge aus dem Buch lesen und Ö1 Redakteurin Dorothee Frank mit Sepp Dreissinger und Hans Werner Poschauko Gespräche führen wird. Dreissinger, dessen Künstlerdokumentation „artgenossen. 35 minutenportraits“ bei der Diagonale ausgezeichnet wurde, stellt an dem Abend auch sein gemeinsam mit Heike Schäfer produziertes Lassnig-Videoporträt „Es ist die Kunst, jaja...“ vor. Das musikalische Programm bestreiten der Animationsfilmer Hubert Sielecki („Maria Lassnig Kantate“) und Louise Buisman auf Dudelsack und Drehleier. Im Foyer des Großen Sendesaals werden zudem Dreissinger-Fotos von Maria Lassnig gezeigt.
(S E R V I C E - Sepp Dreissinger: „Maria Lassnig. Gespräche & Fotos“, Album Verlag, 244 Seiten, 46 Euro; Präsentation: Dienstag, 6.10., 10 Uhr, im Album Verlag, Wien 1, Kärntner Straße 12/21, 3. Stock (Eingang Kupferschmiedgasse); Film- und Buchpräsentation am 10. Oktober, 19.30 Uhr, im RadioKulturhaus Wien, mit mp3 Livestream. www.seppdreissinger.at)