Film und TV

Wadelbeißer ohne Ablaufdatum

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Wo schwarzer Humor sprießt und Grüner Veltliner fließt: Dirk Stermann und Christoph Grissemann sagen heute zum 300. Mal „Willkommen Österreich“.

Von Christiane Fasching

Innsbruck –Am 31. Mai 2007 regierte die Angst – und Dirk Stermann und Christoph Grissemann lief der Schweiß über die Stirn. Die erste Ausgabe ihrer Late-Night-Show „Willkommen Österreich“ ging nämlich noch live auf Sendung und kreiste – untermalt von Philipp Quehenbergers experimenteller Studio-Musik – um die Ängste der Österreicher. Wirklich gut kam dieses, von den TV-Wunderwuzzis David Schalko und Fred Schreiber entwickelte Fernsehkonzept aber nicht an.

Mit 128.000 Zuschauern war die Quote alles andere als hitverdächtig, das sollte sich auch in den darauffolgenden Sendungen nicht ändern: Doch anstatt das Format als gescheitert zu entsorgen, wurde kräftig an der satirischen TV-Doppelconference geschraubt, das Live-Konzept verschmissen, Quehenbergers nebulöse Klangwolke durch die feurige Studioband Ruskaja ersetzt und auf Gags statt auf Ängste gebaut. Mit Erfolg: „Willkommen Österreich“ hat sich im Laufe der vergangenen acht Jahre zum Fernseh-Fixpunkt vieler Nachtschwärmer gemausert, der regelmäßig rund 300.000 Seher anlockt. Den bisherigen Quotenrekord erzielten Stermann und Grissemann am 13. Mai 2014: 424.000 Couchpotatoes waren dabei, als die frisch gekrönte Song-Contest-Königin Conchita Wurst den Paradezynikern einen Besuch abstattete.

Aus gegebenem Anlass gibt’s auch heute Abend (22 Uhr) illustre Gäste: In der nunmehr 300. Ausgabe von „Willkommen Österreich“ beehren die jung gebliebene Dagmar Koller und der bei Jung wie Älter beliebte Wanda-Frontmann Marco Michael Wanda die letzte regelmäßig bespielte Satire-Hochburg am Küniglberg (siehe TV-Kritik).

Geht’s nach dem deutsch-österreichischen Gespann, das abseits des Patschenkinos auch auf der Kabarettbühne und der Kinoleinwand gemeinsame Sache macht, bleibt die Late-Night-Show noch bis in alle Ewigkeiten Teil des ORF-Programms. „Wir wären total meschugge, wenn wir freiwillig damit aufhören würden“, meinte Dirk Stermann in einem TT-Interview. Und setzte nach: „In Wahrheit könnte man das locker noch 50 Jahre machen.“ Der geplante Ausflug in die freitägliche Prime Time blieb für die bösen Buben dagegen eine Eintagsfliege: Das Format „Keine Chance“, mit dem die beiden 2012 den Hauptabend erobern wollten, floppte auf ganzer Linie – lediglich 286.000 Zuschauer schalteten bei der „Stermann gegen Grissemann Show“ ein. Eindeutig zu wenig für den prominenten Sendeplatz, auf den das Duo eh nie wirklich scharf war. Auf Wolfram Pirchner hingegen schon. Doch der Tiroler will partout nicht „Willkommen Österreich“ sagen. Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Jubiläum.

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