Palmyra - Antike Perle in der syrischen Wüste
Damaskus (APA/AFP) - Palmyra (Tadmor) gilt als antike Perle der syrischen Wüste, doch seit ihrer Eroberung Ende Mai durch die Jihadistenmili...
Damaskus (APA/AFP) - Palmyra (Tadmor) gilt als antike Perle der syrischen Wüste, doch seit ihrer Eroberung Ende Mai durch die Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) sind einige ihrer größten Schätze zerstört worden. Nach der Sprengung des berühmten Baal-Tempels und der Zerstörung des kleineren Tempels von Baal Shamin im August jagten die Extremisten nun auch den Triumphbogen in die Luft.
Der Direktor der syrischen Antikenverwaltung, Maamoun Abdulkarim, warnte vor der völligen Zerstörung der Ausgrabungsstätte, die vor dem Bürgerkrieg eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes war.
Der Name Palmyra bedeutet „Stadt der Palmen“ und wurde erstmals im 19. Jahrhundert vor Christus erwähnt. Damals war die Stadt eine Station für Karawanen auf der Seidenstraße nach Asien. Ihr eigentlicher Aufstieg begann nach der Eroberung durch die Römer im ersten Jahrhundert vor Christus. Bald schon entwickelte sich die Stadt dank des Handels mit Gewürzen, Seide und Duftstoffen aus dem Osten sowie Statuen und Glaswaren aus Phönizien zu einer luxuriösen Metropole.
Im Jahr 129 nach Christus erklärte der römische Kaiser Hadrian Palmyra zur „freien Stadt“ innerhalb seines Reiches. Vor der Verbreitung des Christentums wurde die Dreifaltigkeit Baal, Jarhibol (Sonne) und Aglibol (Mond) angebetet. In dieser Epoche entstanden die berühmten Tempel zu Ehren des babylonischen Gottes Baal - dem Äquivalent von Zeus - und des phönizischen Himmelsgotts Baal Shamin. Beide Tempel wurden Ende August von den IS-Extremisten in die Luft gesprengt.
Als das Römische Reich im dritten Jahrhundert zu bröckeln begann, erklärte sich Palmyra für unabhängig. Römische Truppen im Westen und persische Truppen im Osten wurden in einer Revolte Zenobias zurückgeschlagen, die dann Königin wurde. Bis zum Jahr 270 eroberte Zenobia ganz Syrien und Teile Ägyptens und stand an der Schwelle Kleinasiens. Doch als der römische Kaiser Aurelian die Stadt wieder einnahm, wurde die mächtige Königin nach Rom gebracht und Palmyra verlor an Bedeutung.
Das zum UNESCO-Welterbe zählende Palmyra liegt 210 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Damaskus im Herzen der syrischen Wüste und ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten des Landes. Vor Beginn des Bürgerkriegs 2011 besuchten jährlich mehr als 150.000 Touristen die Ruinen und bewunderten die lange Säulenstraße, die Portale, die Tempel und die weitläufige Nekropole mit ihren mehr als 500 Grabmälern. Drei der Grabtürme wurden im September von der IS-Miliz gesprengt.
Vor der Eroberung der Stadt durch die Jihadisten wurden wichtige Kunstwerke aus dem örtlichen Museum in Sicherheit gebracht, doch plünderten die Extremisten mehrere der reich verzierten Mausoleen. Laut Antikendirektor Abdulkarim fiel auch der berühmte Löwe der Athena ihrer Zerstörungswut zum Opfer. Im Theater hätten sie Hinrichtungen vollzogen und ein Museum zum Gefängnis umgewandelt. Zudem ermordeten sie den 82-jährigen früheren Chefarchäologen der Stadt.
Bereits vor der Einnahme durch die IS-Miliz hatten Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen ihre Spuren hinterlassen - Säulen und Statuen stürzten durch die Gefechte um. Die Mehrheit der bis zu 100.000 Einwohner zählenden Neustadt Tadmor ist seit dem Fernbleiben der Touristen ohne Arbeit. In Palmyra befand sich auch ein berüchtigtes Gefängnis, in dem der syrische Machthaber Bashar al-Assad politische Gegner inhaftierte. Nach der Einnahme der Stadt sprengten die Jihadisten das Gefängnis.
(Grafik 1000-15, Format 88 x 120 mm)
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