Medizin-Nobelpreis 2015 - Von Bakterien 2 - Anti-Malaria-Substanz

Stockholm/Wien (APA) - Ebenfall „klassisch“ ist die Herkunft des von Nobelpreisträgerin Youyou Tu (China) entdeckten Artemisinin-Wirkstoffs....

Stockholm/Wien (APA) - Ebenfall „klassisch“ ist die Herkunft des von Nobelpreisträgerin Youyou Tu (China) entdeckten Artemisinin-Wirkstoffs. Er bildet heute in der Form von Kombinationspräparaten das Rückgrat der wirksamen Malariatherapie und stammt aus dem einjährigen Beifuß (Artemisia annua).

„Seit mehr als zweitausend Jahren hat man Artemisia in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Aber in den Zubereitungen war der Wirkstoff für die Malariatherapie zu wenig bioverfügbar“, sagte am Montag der Wiener Tropenmediziner Herwig Kollaritsch.

Nach Angaben der WHO erkrankten im Jahr 2013 weltweit 198 Millionen Menschen an Malaria. 584.000 Patienten starben an der Tropenkrankheit, 90 Prozent von ihnen in Afrika. Malaria wird durch Parasiten verursacht, die durch die Stiche infizierter Mücken übertragen werden.

Zwar hatte es vor den Artemisinin-Präparaten auch schon mehrere andere Arzneimittel - zum Beispiel das alte Chinin oder auch Chloroquin - gegeben, aber die Effektivität ließ nach. Youyou Tu als Expertin für traditionelle chinesische Medizin, in groß angelegten Reihenuntersuchungen testete sie altbekannte pflanzliche Mittel an mit Malaria infizierten Tieren. Ein Extrakt aus dem Beifuß versprach eventuell eine Wirkung. Schließlich wurde Youyou Tu die erste, die zeigen konnte, das sich Artemisinin erfolgreich gegen die Tropenkrankheit einsetzen lässt.

„Man hat schließlich bemerkt, dass es bei der Behandlung mit Artemisinin als Monosubstanz zu einer hohen Zahl von Rückfällen kam. Deshalb kombinierte man dann Artemisinin mit anderen lang wirksamen Substanzen und schuf die Artemisinin-Kombinationstherapie. Leider zeigen sich vor allem in Indochina immer mehr Resistenzen. Aber das Zurückdrängen der Malaria ist sicherlich zur Hälfte auf die Moskitonetze (mit Repellenzien versetzt; Anm.) und zur anderen Hälfte auf diese Medikamente zurückzuführen“, betonte Kollaritsch.