Sozialpartner suchen Antworten für digitale Arbeitswelt

Bad Ischl/Wien (APA) - Die Arbeitswelt ist im Wandel: Fabriken werden vernetzt und Roboter übernehmen zunehmend die Arbeit von Menschen. Was...

Bad Ischl/Wien (APA) - Die Arbeitswelt ist im Wandel: Fabriken werden vernetzt und Roboter übernehmen zunehmend die Arbeit von Menschen. Was das für die Gesellschaft bedeutet, darauf suchen die Spitzen der Sozialpartner, Christoph Leitl (WKÖ), Erich Foglar (ÖGB), Rudolf Kaske (AK) und Hermann Schultes (LWK), derzeit im Bad Ischl in Oberösterreich nach Antworten.

Der „Bad Ischler Dialog 2015“ dreht sich heuer um die digitale Wirtschaft und deren Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Die Verteilungsgerechtigkeit, das „ureigenste Thema der Sozialpartnerschaft“, gewinne durch den technischen Fortschritt an Bedeutung, sagte Gewerkschaftschef Foglar am Montag in einer Pressekonferenz. Die Wirtschaft schaffe immer mehr Mehrwert mit immer weniger Menschen. Foglar warnte dabei auch vor den Folgen auf den Staat. 62 Prozent der Steuereinnahmen seien direkt vom Faktor Arbeit abhängig.

Wirtschaftskammer-Präsident Leitl rechnet mit einer völlig neuen Arbeitsorganisation. „Zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein, wird die Ausnahme sein“, erklärte er zu Beginn des Gipfels. Arbeiterkammer-Chef Kaske stellte allerdings klar: Das Gehalt dürfe auch in der Zukunft „nicht Gegenstand eines Glücksspiels sein, aus dem nur ein Gewinner hervorgeht“.

Die Landwirtschaftskammer als vierter Sozialpartner pochte einmal mehr auf eine schnellere Internetverbindung am Land. Ohne ausreichende Mobilfunkverbindung sei eine Digitalisierung der Landwirtschaft nicht möglich, so Schultes. Der selbstfahrende Traktor am Feld, gesteuert per Satellit, sei bereits Realität.

Leitl geht nicht davon aus, dass durch die Digitalisierung der Produktion - Stichwort Industrie 4.0 - Arbeitsplätze wegfallen. In den letzten zehn Jahren sei die Zahl der Jobs um 10 Prozent gestiegen, so Leitl. Entscheidend in der digitalen Arbeitswelt der Zukunft sei die Bildung, „wohlwissend, dass die gut Qualifizierten neue Chancen haben, aber die schlechter Qualifizierten neuen Bedrohungen haben“, sagte Leitl. Bildung sei angesichts des technologischen Wandels unabdingbar, nehme man doch sonst soziale Brüche in Kauf.

Während für Foglar die Benya-Formel - Inflation und Produktivitätszuwachs für Lohnerhöhung - auch in Zeiten von Industrie 4.0 gilt, sieht das Leitl anders: Man müsse auch die Produktivitätszuwächse der ausländischen Konkurrenten berücksichtigen, sagte der Wirtschaftskammer-Präsident.

Die Sozialpartner verteidigten sich auch gegen Kritik, sie würden Reformen blockieren. Kaske etwa verwies auf die Kollektivvertragsverhandlungen, wo „abseits der großen Politik“ die Kooperation zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern 365 Tage im Jahr funktioniere.

Ein konkretes Forderungspapier der Sozialpartner wird es heuer laut Kaske nicht geben, das Treffen soll stattdessen „als Auftakt für eine breitangelegte Diskussion“ dienen.