Film und TV

Drogenkarriere auf dem Rennrad

© Studiocanal

Stephen Frears erzählt in „The Program“ Lance Armstrongs Karriere als Farce.

Innsbruck –Bei einem Tischfußballspiel mit dem jungen US-Radprofi Lance Armstrong (Ben Foster) serviert der Sportjournalist David Walsh (Chris O’Dowd) die großen Metaphern und verliert darüber das Spiel und als Wetteinsatz seinen Vollbart. Armstrong wird nie ein Bergrennen, diese „Odyssee voller Schmerzen“, gewinnen können, aber auch ein Spezialist für Straßen- und Tagesrennen kann es zu Ruhm und Ehre bringen. Walsh will jedenfalls die Karriere des Amerikaners mit Sympathie verfolgen. Eine bessere Prognose kann auch der italienische Sportarzt und Doping-Papst Michele Ferrari (Guillaume Canet) nicht liefern. Er rät zum Besuch Schweizer Apotheken, wo sich Epo noch im rezeptfreien Handel erwerben lasse. Nach einer Krebsdiagnose erübrigen sich weitere Sportpläne, doch nach der Entfernung eines Hodens und einer schmerzhaften Chemotherapie kehrt der Athlet zurück und wird zum größten Radfahrer aller Zeiten. Nach sieben Siegen bei der Tour-de-France verlangen Kommentatoren die Umbenennung in Tour-de-Lance. 2009 annonciert Hollywood das Filmprojekt „Mr. Nice Guy“, eine bessere Sportgeschichte ist nicht vorstellbar. Dieses Projekt ist bei Stephen Frears nur noch ein Witz. Im Tourbus unterhalten sich Arm­strong und seine „Wasserträger“ über mögliche Stars, die als Darsteller des Sportlers in Frage kommen. Matt Damon hat irgendwie die falsche Figur, doch Jake Gyllenhaal fährt in „Donnie Darko“ ein Rennrad. Armstrong hat den Film nicht gesehen, zudem verlangt er nach einer weiteren Qualifikation für die Darstellung eines „Jahrhundertsportlers“. „Vielleicht sollte er sich mit Drogen auskennen?“, sagt Floyd Landis (Jesse Plemons), der auf den Bergen die Arbeit für Armstrong erledigt und schließlich zum Kronzeugen der Sportverbände und der US-Regierung gegen die Rad-Ikone wird, denn Armstrong war der größte Betrüger der Sportgeschichte.

Stephen Frears folgt David Walshs Buchrecherche „Seven Deadly Sins“, die ein korruptes System beschreibt, das für den Profit jede moralische Grenze beseitigt, zu kriminellen Handlungen geradezu herausfordert. Was Frears („The Queen“) an der Geschichte der Sportkanone interessiert haben mag, ist vielleicht die Ironie in Armstrongs Finale. Für die Sponsoren war der Radler zu teuer geworden, weshalb sie durch den Betrugsnachweis ihr Kapital zu retten versuchten. (p. a.)

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