Der Knoten als Skulptur und Gebet
Julia Bornefeld zeigt in der Galerie Thoman neue Objekte und Malereien zwischen nachtwandlerischer Symbolik und Strukturarbeit.
Von Ivona Jelcic
Innsbruck –Maßband, Gebetskette, Rüstzeug gegen böse Zauber und so vieles mehr könne eine Knotenschnur sein, es gebe sie in „fast allen Weltkulturen“ und mit unterschiedlichen Aufladungen, sagt Julia Bornefeld, die eine solche in die Galerie Thoman gehängt hat: Schwarz und von überdimensionaler Größe ist sie. Und offenbar demselben Traum entsprungen wie die ebenfalls von der Decke hängende Traube aus schwarz lackierten Glaskugeln, von der auch der Ausstellungstitel entlehnt ist: „somniflos“, eine Art „Schlafblüte“, gewachsen aus nachtwandlerischer Empfindung, symbolischer Aufladung und äußerer Bedingung, etwa den vorgefundenen, mitunter „armen“ Materialien, mit denen die in Bruneck lebende gebürtige Kielerin gerne arbeitet. Gummiseile oder -schläuche gehören dazu, mit ihnen verschnürt und durchwebt Bornefeld auch das klassische Tafelbild, schafft eigenwillige Muster, Strukturen und Beziehungsgeflechte.
Es ist ein Spiel mit Möglichkeiten, das die Künstlerin – ironiefreier als in vielen ihrer Objekte und Installationen – auf der Leinwand weitertreibt: Bei den bewusst herbeigeführten abstrakten „Verwehungen“ aus schwarzer Tusche darf auch der Zufall eine Rolle spielen und sie zu organischen Formen gerinnen lassen.