Osttirol

Zweiter Heli freut nicht alle

Symbolfoto
© Brunner

Ab dem Winter hat Osttirol wieder zwei Rettungshubschrauber: Die Heli Tirol kehrt nach Matrei zurück. Notarzt Krösslhuber warnt aber vor negativen Folgen für die Retter.

Von Catharina Oblasser

Nikolsdorf, Matrei –Die Kehrtwende kam plötzlich: Noch im Juli einigten sich das Land und die sechs Betreiber von Notarzthubschraubern darauf, dass sich einer von ihnen, nämlich Roy Knaus mit seiner Heli Tirol, aus Matrei zurückzieht – die TT berichtete. Das war nämlich eine Bedingung dafür, dass das Land die Flugrettung nicht ausschreibt, sondern die Verträge mit den sechs Anbietern verlängert. In Osttirol blieb damit noch ein Rettungsheli: der C7 des ÖAMTC in Nikolsdorf nahe Lienz.

Nun ist alles anders: „Der zweite Notarzthubschrauber kehrt nach Matrei in Osttirol zurück“, heißt es aus dem Landhaus. Der Martin 4 der Heli Tirol soll mit Start der Wintersaison im Einsatz sein. „Es ist genau die gleiche Lösung, wie sie in der Vergangenheit schon vorhanden war, sprich: in der Hauptsaison ein zweiter Hubschrauber“, heißt es aus dem Büro des zuständigen Landesrats Bernhard Tilg. Mehrkosten für das Land gebe es nicht. Der ÖAMTC und Roy Knaus hätten sich auf diese Lösung geeinigt.

Für den FP-Nationalratsabgeordneten Gerald Hauser ein Grund zum Jubeln. Seine Partei hatte einen Dringlichkeitsantrag im Landtag eingebracht, der die Rückkehr eines zweiten Hubschraubers nach Osttirol forderte. Hauser verlangt allerdings einen ganzjährig stationierten Heli für den Bezirk.

Der ÖVP-Landtagsabgeordnete Hermann Kuenz spricht von der „bestmöglichen Lösung für Bezirk und Land“. Er räumt allerdings ein, dass Osttirol mit den niedrigen Einsatzzahlen bei der Flugrettung zu kämpfen habe. Darauf pochte auch ÖVP-Landesrat Tilg noch im Juli: In den Jahren 2013 und 2014 hätten der ÖAMTC und Heli Tirol in Osttirol zusammen nur so viele Einsätze gehabt, wie sie ein Notarzthubschrauber im Zentralraum alleine bewältigt habe.

Und da hakt der Lienzer Arzt Franz Krösslhuber ein. Der Mediziner hat 30 Jahre Erfahrung als Flugretter, beim bodengebundenen Notarztsystem, beim Roten Kreuz und der Bergrettung. „Es darf nicht darum gehen, ob ein, zwei oder drei Hubschrauber in Osttirol bereitstehen, sondern um die möglichst optimale Hilfe für Patienten und Sicherheit für die Retter.“ Und dies sei umso besser möglich, je mehr Einsatzerfahrung jeder Einzelne habe. Mit einem zweiten Heli sinkt jedoch die Zahl der Einsätze, die jeder einzelne Retter absolviert. Das könne ins Auge gehen, meint der Arzt. „Es ist ein möglicherweise lebensentscheidender Qualitätsunterschied, ob ein Notarzt zehnmal im Jahr intubiert oder nur einmal in zehn Jahren“, nennt er ein Beispiel. Außerdem würden zu wenige Einsätze zu Frustration führen, oder zu gefährlicher Übermotivation. Wichtiger als eine „Hubschrauber-Monokultur“ sei, dass sich die einzelnen Rettungsorganisationen gut ergänzen. Alle genannten Argumente könnten durch Beispiele in Osttirol belegt werden, meint Krösslhuber abschließend.

Für Sie im Bezirk Lienz unterwegs:

Catharina Oblasser

Catharina Oblasser

+4350403 3046

Verwandte Themen