Forderung nach Autobahn verblüffte Landeshauptmann Platter
Im Dorfheim Bichlbach wurde mehrfach der Ruf nach einer Autobahn von Füssen bis ins Inntal laut. Die offizielle ÖVP hält nichts davon.
Von Helmut Mittermayr
Bichlbach –Unter dem Motto „Klare Worte“ tourte Landeshauptmann Günther Platter in den letzten Wochen durch die Bezirke. In Bichlbach sollte nicht nur er sie von sich geben, sondern auch zu hören bekommen. Das Publikum äußerte sich unverblümt in eine Richtung, die die VP-Führung des Außerferns überraschte. LH Platter teilte der 90-köpfigen Runde aus VP-Funktionären und der Volkspartei nicht Abgeneigten eher beiläufig mit, dass der Scheiteltunnel inzwischen „auf Schiene“ sei. Anstatt großer Zustimmung löste er damit neudeutsch einen „Shitstorm“ aus. Die folgenden Wortmeldungen – als Eisbrecher fungierte Heiterwangs Alt-BM Rudolf Fröhlich – sprachen sich fast allesamt gegen dieses „Flickwerk“ aus und forderten angesichts des ständig steigenden Verkehrsaufkommens Mut zu einer großen Lösung wie einer Autobahn durchs Außerfern samt großem Gartnerwand-Tunnel, der von Bichlbach bis Nassereith reichen würde.
Nach einer Schrecksekunde erläuterte der Landeshauptmann die Gründe, warum für ihn eine Autobahn und ein Großtunnel schon lange nicht mehr denkbar sind. Die Lkw-Tonnage-Beschränkung von 7,5-Tonnen sei dann nämlich auf der Fernpassstrecke nicht mehr zu halten. „Und was das bedeutet, muss ich wohl niemandem erklären. Ein Lkw-Aufkommen wie im Unterland oder auf der Brennerautobahn“, sagte Platter. Das könne doch niemand ernsthaft freiwillig als Option wählen wollen.
Sonja Ledl-Rossmann erinnerte daran, Faktisches nicht aus den Augen zu verlieren: „Ein Tunnel in dieser Dimension ist nicht finanzierbar. Was bringt es, wenn die Verwirklichung in 50 Jahren eintritt? So lange kann nicht gewartet werden.“ Sie plädierte für einen Mittelweg, den die Landespolitik mit dem Bau des Fernpassscheiteltunnels gehen wolle.
Die Bundesrätin widersprach auch Statements, wonach unzählige Lkw unerlaubt auf der B 179 unterwegs seien. „Das stimmt nicht. Man vergisst dabei immer, dass die Ausnahmen beim Ziel- und Quellverkehr vom Vinschgau in Südtirol bis zu großen Teilen Süddeutschlands gelten. Die intensiven Kontrollen der Polizei haben gezeigt, dass die meisten Lenker das Recht hatten, hier zufahren. Beanstandet wurden aber oftmals Überladungen.“