Russische Armee dementiert Angriff auf Palmyra: „Absolute Lügen“
Seit Ende Mai kontrolliert die Terrormiliz Islamischer Staat die syrische Stadt Palmyra mitsamt der antiken und wertvollen Ruinen. Russland begann nun offenbar, Stellungen vom IS in der Stadt zu bombardieren. Indes wurde bekannt, dass die Angriffe mit Israel koordiniert werden sollen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Damaskus – Russische Kampfflugzeuge haben nach Angaben des syrischen Fernsehens erstmals Stellungen des Islamischen Staates (IS) in und um Palmyra angegriffen. Die Angriffe erfolgten „in Koordination mit der syrischen Luftwaffe“, berichtete das syrische Fernsehen am Dienstag unter Berufung auf Militärkreise. Das russische Verteidigungsministerium dementierte jedoch am Nachmittag, Ziele in der syrischen Stadt Palmyra angegriffen zu haben. „Alle Berichte ausländischer Medien, dass russische Flugzeuge Luftangriffe gegen die Stadt Palmyra geflogen sind, sind absolute Lügen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Dienstag in Moskau.
Der IS hatte in der historisch bedeutenden UNESCO-Welterbestätte Palmyra bereits zahlreiche einzigartige Denkmäler zerstört, darunter zwei rund 2.000 Jahre alte Tempel.
Palmyra droht vollständige Zerstörung
Der Direktor der Antikenbehörde, Mamun Abdelkarim, warnte vor kurzem, der Stadt drohe die vollständige Vernichtung. Palmyra könne nur gerettet werden, wenn die internationale Gemeinschaft die syrische Armee bei der Befreiung der Stadt von der IS-Miliz unterstütze.
Russland hatte am 30. September mit seiner Militärintervention in Syrien begonnen. Moskau will nach eigener Darstellung mit den Luftangriffen die Extremisten der IS-Miliz und der Al-Nusra-Front sowie andere „Terroristen“ bekämpfen. Damit bekämpft Russland die Gegner von Staatschef Bashar al-Assad. Laut Meinung der westlichen Staaten, welche die gemäßigten Rebellen unterstützen, kann Syrien jedoch nur ohne Staatschef Assag auf Frieden zusteuern.
Russische Armee koordiniert Angriffe mit Israel
Wie am Dienstag bekannt wurde, koordinieren die Generalstäbe Russlands und Israels seit Dienstag ihre militärischen Aktionen in Syrien, um Missverständnisse und Konfrontationen im syrischen Luftraum zu vermeiden. Wie die israelische Armee mitteilte, soll das zweitägige Treffen der Armeeführungen der beiden Länder in Tel Aviv eine „regionale Koordination“ in die Wege leiten.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor zwei Wochen in Moskau darauf verständigt, einen entsprechenden „Mechanismus“ einzurichten.
Al Nusra droht syrischen Truppen mit Niederlage
Die Gespräche am Dienstag und Mittwoch werden von den Vizechefs der Generalstäbe beider Länder, Nikolai Bogdanovsky und Yair Golan, geleitet. Die israelische Luftwaffe hatte laut Medienberichten in diesem und im vergangenen Jahr mehrfach Angriffe auf Ziele im Grenzgebiet Syriens und des Libanon geflogen, um die Lieferung von hoch entwickelten Waffen an die schiitische Hisbollah-Miliz zu unterbinden. Israel nahm zu diesen Berichten keine Stellung.
Syrische Rebellen haben indes den von russischen Kampfjets unterstützten Regierungstruppen eine schwere Niederlage bei einer möglichen Offensive angedroht. „Wir sagen dem Regime und seinem russischen Verbündeten: Ihr werdet geschlagen“, sagte ein Sprecher der radikalen Al-Nusra-Front, Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, am Dienstag. (tt.com/APA/AFP/dpa)