Film und TV

Eine, die gegen Türen rennt

© APA/AFP/GIUSEPPE CACACE

Die ruhige Revolutionärin des Weltkinos: zum Tode der belgischen Filmemacherin Chantal Akerman.

Paris –Journalisten können mitunter ziemlich nerven. Welche Rolle die Filmemacherin Chantal Akerman in einem Akerman-Film spielen würde, wollte ein Berichterstatter einst von der großen belgischen Regisseurin wissen. Akermans Antwort geriet zur hellsichtigen Selbstbeschreibung: „Eine Figur, die gegen Türen rennt, Gläser umstößt, fehlerhaft Französisch spricht, zwischen Autorenfilm und Kommerzkino taumelt, ständig zwischen den Genres springt und doch immer mit sich selbst konfrontiert ist.“ Präziser lässt sich Akermans Schaffen eigentlich kaum auf den Punkt bringen.

1950 als Tochter polnischer Shoah-Überlebender in Brüssel geboren, etablierte sich Akerman mit ihrem zumeist autobiografisch grundierten Studien zwischen Dokumentarfilm und Fiktion schnell als bedeutende Regisseurin des europäischen Arthouse-Kinos. Ihren ersten Film, „Saute ma ville“, drehte sie mit 17. Das zweite, stark von den Arbeiten Jonas Mekas’ und Andy Warhols inspirierte Werk „La chambre“ brachte ihr erste Preise. Mit „Jeanne Dielman, 23, Quai du commerce, 1080 Bruxelles“ legte Akerman 1975 ihr Meisterwerk vor: ein ebenso rigoroses wie einfühlsames Porträt einer Frau, die ihren Platz im Leben sucht. Ihre späteren Arbeiten, „La captive“ (2000) und „Demain on déménage“ (2003) zum Beispiel, waren filmsprachlich konventioneller und fanden ungleich größeren Publikumszuspruch. Die Viennale widmete Akerman 2011 eine umfangreiche Retrospektive.

Am Montag ist Chantal Akerman, die ruhige Revolutionärin des Weltkinos, im Alter von 65 Jahren in Paris gestorben. (jole)

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