Gauck: Gegen Terror deutsch-amerikanische Beziehungen stärken

Philadelphia (APA/dpa) - Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat angesichts von Krieg und Terror in der Welt zu einer Stärkung der de...

Philadelphia (APA/dpa) - Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat angesichts von Krieg und Terror in der Welt zu einer Stärkung der deutsch-amerikanischen Beziehungen und des Verteidigungsbündnisses NATO aufgerufen. In der Universität von Philadelphia sagt er am Dienstag: „Seien wir ehrlich, wir haben das transatlantische Verhältnis zuletzt nicht so sorgsam behandelt wie notwendig.“

Bei seinem ersten Besuch als Bundespräsident in den USA dankte Gauck zugleich den Vereinigten Staaten für ihren entscheidenden Beitrag zur Wiedervereinigung Deutschlands vor 25 Jahren.

„Das Nordatlantische Bündnis ist und bleibt die Vorbedingung einer freien Existenz in den meisten europäischen Ländern, darunter Deutschland“, sagte Gauck laut vorab verbreitetem Redemanuskript. An die Stelle alter Herausforderungen seien neue Gefahren getreten - „in einer Welt, in der Terroristen wüten, in der Autokraten und Diktatoren auftrumpfen, in der Staaten zerfallen und ganze Regionen im Chaos versinken“.

Philadelphia war die erste Station der USA-Reise Gaucks. Am Montagabend würdigte er die Metropole an der Ostküste als Wiege der Demokratie, in der 1776 die Unabhängigkeitserklärung und 1787 die Verfassung der Vereinigten Staaten entstanden. Nach der Besichtigung der Freiheitsglocke und der Unabhängigkeitshalle sagte Gauck, dies seien „heilige Stätten der Demokratie“.

25 Jahre nach der Wiedervereinigung komme sein Besuch in den USA zu einem glücklichen Zeitpunkt. „Nach langen, langen Jahren“ dürfe wieder ein deutscher Bundespräsident den US-Präsidenten besuchen. Am Mittwoch wird Gauck von Barack Obama im Weißen Haus empfangen - 18 Jahre nach dem letzten Treffen dieser Art. Thema des Gesprächs werde der Dank für die Wiedervereinigung sein, aber auch die Herausforderungen für die Demokratie.

Der deutsche Bundespräsident warnte in seiner Rede an der renommierten Universität vor einem Abbau des amerikanischen Engagements in Europa. Deutschland übernehme mehr Verantwortung als früher. „Aber mehr deutsche Verantwortung bei gleichzeitig sinkendem amerikanischem Engagement, das wäre eine Konstellation, die Deutschland - und Europa - auf Dauer nicht guttun würde.“

Gauck ging auch auf den seit mehr als vier Jahren tobenden Bürgerkrieg in Syrien ein. Hunderttausende seien aus der Region auf der Flucht. Sie sähen gerade in Deutschland ein Land der Hoffnung, der Freiheit und der Demokratie - so wie vor mehr als 300 Jahren die ersten deutschen Auswanderer nach Amerika gekommen seien. Die Fluchtbewegung nach Europa und nach Deutschland zeige: „Sich einzuigeln ist keine Option, ist keine Lösung mehr.“

Der deutsche Bundespräsident erinnerte daran, dass die USA entscheidend zum Sieg über Nazi-Deutschland beitrugen. „Zusammen mit den Alliierten haben sie Deutschland den deutschen Mördern entrissen, den Holocaust beendet und uns Deutschen und anderen Europäern einen Neuanfang ermöglicht.“ 1989 und 1990 sei „Amerika Deutschlands bester Freund“ gewesen. Niemand habe die Vereinigung intensiver gefördert als die USA unter dem damaligen Präsidenten George Bush.

Unter Freunden seien auch Kontroversen selbstverständlich, sagt Gauck. Allerdings beunruhige ihn das negative Amerikabild in Teilen Europas und auch in Deutschland. Durch die Abhörtätigkeit des US-Geheimdienstes NSA hätten die deutschen Bürger Vertrauen verloren. Gauck fragte, warum Telefon-Verbindungsdaten deutscher Minister in Listen amerikanischer Dienste auftauchten - „und was das mit Terrorismusabwehr zu tun hat?“

~ WEB http://www.nato.int/ ~ APA526 2015-10-06/16:30