Moskau kommt NATO im Streit über Syrien-Einsatz entgegen
Brüssel/Moskau/Ankara (APA/Reuters) - Russland bemüht sich im Streit mit der NATO über den Militäreinsatz in Syrien offenbar um Deeskalation...
Brüssel/Moskau/Ankara (APA/Reuters) - Russland bemüht sich im Streit mit der NATO über den Militäreinsatz in Syrien offenbar um Deeskalation. Die russischen Streitkräfte akzeptierten die US-Vorschläge für eine Abstimmung der jeweiligen Militärflüge über dem Bürgerkriegsland grundsätzlich, zitierte die Nachrichtenagentur Tass am Dienstag den stellvertretenden Verteidigungsminister Anatoli Antonow.
Russland habe ausländische Offiziere nach Moskau eingeladen, um den Kampf gegen die Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien zu koordinieren. Außerdem solle mit einer Delegation des türkischen Verteidigungsministeriums darüber beraten werden, wie sich Missverständnisse vermeiden ließen. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte die Führung in Moskau zuvor mit scharfen Worten attackiert und ihr Absicht bei der Verletzung des türkischen Luftraums durch russische Kampfjets unterstellt.
US-Verteidigungsminister Ash Carter appellierte fast zeitgleich zu den Äußerungen Antonows an die russische Führung, auf die US-Vorschläge für Regeln zur Abstimmung der Militärflüge zu reagieren. Vertreter des US-Verteidigungsministeriums hatten russischen Militärs vergangene Woche in einer Videokonferenz ihre Vorstellungen unterbreitet. Seither habe sich Russland jedoch nicht dazu geäußert, bemängelte Carter. „Wir warten auf die Russen. Sie schulden uns eine Antwort“, erklärte er während eines Besuchs in Spanien.
Eine Lösung des Problems wurde immer dringlicher, nachdem der Streit zwischen der NATO und Russland über das Eindringen russischer Kampfjets in den türkischen Luftraum zunehmend eskalierte. NATO-Generalsekretär Stoltenberg zweifelte die russische Darstellung an, wonach die Verletzung des türkischen Luftraums durch ein Kampfflugzeug am Wochenende ein Versehen war. „Ich werde jetzt nicht über die Motive spekulieren, aber das sieht nicht nach einem Missgeschick aus“, sagte er in Brüssel. Es habe zwei derartige Vorfälle über dem Territorium des NATO-Partners gegeben, die lange andauerten. Die Militärallianz habe aus Moskau „keine wirkliche Erklärung“ dafür erhalten, was geschehen sei. Stoltenberg forderte Russland auf, den Luftraum der Türkei nicht noch einmal zu verletzen.
Die NATO beobachte einen beachtlichen russischen Militäraufmarsch in Syrien, sagte Stoltenberg. Dies gelte für die Luftwaffe, die Flugabwehr, aber auch die Bodentruppen am russischen Luftwaffenstützpunkt in Syrien. Auch die russische Marine sei verstärkt präsent in der Region. Russland hat inzwischen nach eigenen Angaben mehr als 50 Kampfjets und Hubschrauber in Syrien stationiert.
Russland steht im syrischen Bürgerkrieg, in dem bisher rund 250.000 Menschen getötet wurden, ebenso wie der Iran auf der Seite von Präsident Bashar al-Assad. Russische Kampfjets starteten vergangene Woche Luftangriffe in Syrien, die sich nach Darstellung Moskaus gegen IS-Stellungen richten. Dem syrischen Staatsfernsehen zufolge fanden auch am Dienstag entsprechende Angriffe statt. Der Westen vermutet dagegen, dass das russische Bombardement hauptsächlich gemäßigten Rebellen gilt, die gegen Assad kämpfen. Einen Einsatz von Bodentruppen in dem Bürgerkrieg hat der russische Präsident Wladimir Putin ausgeschlossen.
~ WEB http://www.nato.int/ ~ APA543 2015-10-06/16:59