VW-Dieselskandal - Automobilclubs fordern Abgastests auf der Straße

Wolfsburg (APA/AFP) - Große Automobilclubs fordern vor dem Hintergrund des Abgasskandals bei Volkswagen, alle Modelle im normalen Straßenbetrieb zu testen. Solche Tests seien notwendig und auch finanzierbar, sagte der Leiter des ADAC-Technikzentrums, Reinhard Kolke, am Dienstag bei einem Fachgespräch der Grünen-Bundestagsfraktion in Berlin.

Unterstützung kam von einem früheren Abteilungsleiter des deutschen Bundesumweltamtes. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verteidigte hingegen die Tests unter Laborbedingungen.

Europäische Grenzwerte müssten „in allen Betriebszuständen“ eingehalten werden, sagte Technikexperte Kolke vom ADAC. Abgastests unter realistischen Bedingungen seien dafür notwendig. Der ehemalige Abteilungsleiter beim Umweltbundesamt, Axel Friedrich, nannte Messungen auf einem Prüfstand „eine Verschwendung von Mitteln“. Entgegen der Argumentation der Industrie ließen sich Emissionen „sehr gut auf der Straße messen“.

Es sei ein „fundamentales Problem“, dass Autokonzerne in der Regel selbst die Abgaswerte ihrer Fahrzeuge prüften, sagte Friedrich. Stattdessen müsse unabhängig getestet und die Ergebnisse müssten „sofort“ veröffentlicht werden. Außerdem solle eine neue Plakette für diejenigen Fahrzeuge eingeführt werden, die auch unter Realbedingungen Grenzwerte einhielten. Wie mehrere seiner Mitdiskutanten schlug Friedrich vor, die Verantwortung für flächendeckende „Feldstudien“ dem Umweltbundesamt zu übertragen.

Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) sei dagegen „nicht die richtige Behörde“ dafür, sagte der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland, Gerd Lottsiepen. Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, ging in seiner Kritik weiter: Das KBA habe sich bisher „unfähig und unwillig“ verhalten.

VDA-Geschäftsführer Ulrich Eichhorn wehrte sich gegen die Kritik an standardisierten Abgastests auf einem Prüfstand. „Auf der Straße spielt zum großen Teil der Zufall eine Rolle“, sagte er. Neben dem Wetter und dem Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer beeinflusse auch die Verkehrsführung den Schadstoffausstoß eines Fahrzeugs. Das Verkehrsmanagement mancher Städte beruhe auf dem „Abschalten von ‚grünen Wellen‘“ und auf „Verkehrsbehinderung“, sagte Eichhorn.

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