Konzert

Spiritualität, Abgrund, Neubeginn

Meisterkonzert mit Eliahu Inbals Sicht auf Bruckners ursprüngliche Achte.

Von Ursula Strohal

Innsbruck –Anton Bruckner sei das Lied vom hohen Berge, schrieb einst ein Wiener Musikschriftsteller. Es waren Gipfel, möglichst nahe beim lieben Gott (dem Bruckner seine folgende, unvollendete letzte Symphonie widmete), es waren Kathedralen, die der Bruckner-Spezialist Eliahu Inbal an der Spitze des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart am Dienstag mit der Achten baute. Mit rund 80 Minuten ist sie die monumentalste von Bruckners Symphonien und in der Urfassung kerniger, radikaler als die folgende Umarbeitung.

Der israelische Dirigent – er wird kommenden Februar 80 Jahre alt – hat in den frühen 1980er-Jahren mit dem RSO Frankfurt Bruckners Symphonien Nr. 3, 4 und 8 in den Erstfassungen aufgeführt und damit Maßstäbe gesetzt. Ein Glücksfall, ihn im Congress nun live zu erleben.

Inbals Zugriff ist straff und kompromisslos. Wo Übergänge schroff kommen, bleiben sie so, wo Klangflächen und Themen getürmt werden, zeigt das Orchester seine Vehemenz, wo Bruckners geliebte Bläserchoräle ansetzen, leuchten sie auf. Es ist ein ungemein kraftvolles Musizieren, das die Stuttgarter in bester Verfassung zeigt, aber den Hörer in den riesenhaften Steigerungswellen auch überrollen kann. Doch man findet die Orientierung wieder, vernimmt den Reichtum der Binnenstruktur, erlebt ungeschönt Abgrund und Neubeginn, Musizierlust und Spiritualität, komplexe kontrapunktische Durcharbeitung und Geheimnis. Mit langen Phrasen ziehen die Streicher in das Geschehen hinein, glanzvoll die Bläser. Vier Sätze, durchgeformt bis zum Finale, das aber wunderbar beherrscht bleibt. Frappant Inbals Intensität und Gewichtung, aber mehr noch Bruckners Modernität.

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