Bayern baut grenznahe Straßen groß aus
Nadelöhre für Verkehrsströme an zentraler Nord-Süd-Achse in Südbayern werden aufgeweitet. Umfahrung Oberau gestartet, Tunnel Garmisch laut Minister Dobrindt fix.
Von Helmut Mittermayr
Oberau, Ehrwald –Der 45 Jahre währende Kampf der Einwohner von Oberau für eine Verkehrsentlastung ist von Erfolg gekrönt. Vor wenigen Tagen erfolgte der offizielle Spatenstich zum Bau der Ortsumfahrung. Die kleine bayerische Gemeinde am Fuß des Ettaler Sattels, die von vielen Außerfernern auf dem Weg nach München durchfahren wird, erstickt seit Jahrzehnten im Verkehr. Der zwischen Autobahnabfahrt Eschenlohe und Garmisch-Partenkirchen gelegene Ort muss laut Bayerischem Rundfunk eine durchschnittliche Verkehrsbelastung von 26.000 Autos, Bussen und Lkw am Tag ertragen. An den Wochenenden noch mehr. Zum Vergleich: Auf der B 179 am Fernpass weist die Statistik des Landes Tirol durchschnittlich 12.000 Fahrzeuge pro Tag aus, 26.000 an Spitzentagen. Über das Jahr gesehen bekommt das 3000-Seelen-Dorf im Werdenfelser Land mehr als die doppelte Belastung der Fernpassroute ab. Der Verkehr fließt dabei mitten durch Oberau.
Der deutsche Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der die 204 Millionen Euro für den Tunnel in Oberau freigab, um das „größte Nadelöhr im südbayerischen Raum“ zu entlasten, verkündete beim Spatenstich unter Beifall und Bravo-Rufen, dass nicht nur die Umfahrung Oberau, sondern „auch die Finanzierung des Kramertunnels steht“, sobald die Änderung des Planfeststellungsbeschlusses abgeschlossen sei. Besagter Tunnel soll Garmisch umgehen und direkt ins Loisachtal Richtung Ehrwald münden. Bei diesen Projekten gehe es nicht allein um Oberau, Garmisch-Partenkirchen oder die Region. „Das betrifft die großen Verkehrsströme auf dieser zentralen Nord-Süd-Achse“, sagte Dobrindt und weiter: „Der Kramertunnel wird in jedem Fall fertig gebaut.“
Die Auswirkungen eines Gängigmachens dieser zentralen süddeutschen Verkehrsströme würden wohl zuerst in Ehrwald zu spüren sein. Bürgermeister Martin Hohenegg hat für die Maßnahmen in Oberau jedenfalls „vollstes Verständnis. Dort wurde das Problem nun beim Schopf gepackt und erledigt.“ Während Hohenegg in dieser 200 Millionen Euro teuren Umfahrungsmaßnahme keine unmittelbaren Folgen für das Außerfern erkennen kann, sei dies beim geplanten Umgehungstunnel für Garmisch anders. „Das betrifft sicherlich auch uns. Hier sollten wir in die Überlegungen grenzüberschreitend mit eingebunden werden. Sei es über den TVB oder eine Form der Regionalentwicklung.“
Ehrwalds Ortschef glaubt angesichts des dauernd wachsenden Verkehrs entlang der Transitrouten im Bezirk Reutte langsam nicht mehr an die Politik der kleinen Schritte: „Sollte nichts fruchten, dann muss es auch erlaubt sein, große Lösungen wie die Autobahn anzudenken.“