Heimische Popmusik: 80er-Gestus und zwei Facetten des Alleingangs
Wien (APA) - Mit sehr unterschiedlichen Klängen locken dieser Tage drei heimische Künstler auf ihren neuen Veröffentlichungen. Während das D...
Wien (APA) - Mit sehr unterschiedlichen Klängen locken dieser Tage drei heimische Künstler auf ihren neuen Veröffentlichungen. Während das Duo Fijuka sich dem Popgestus der 80er-Jahre verschrieben hat, gehen Esteban‘s und Nikolaj Efendi als Solomusiker nur scheinbar den selben Weg. Bei genauerer Betrachtung gibt es hier nämlich völlig Unterschiedliches zu hören. Alle drei Acts sind aktuell live zu erleben.
„It‘s a dark, dark day“, singen Fijuka im Opener ihres neuen Albums „Use My Soap“. Nun muss aber niemand befürchten, dass sich das deutsch-österreichische Duo, bestehend aus Ankathie Koi und Judith Filimonova, neuerdings einem melancholischen Lebensgefühl hingegeben hat. Denn auch Platte Nummer zwei bietet eingängigen, leicht schrägen Synthie-Pop. Vielmehr schielt das angesprochene „Dark Day“ beizeiten in Richtung Michael Jacksons „Thriller“: Gerne mit einem kommerziellen Touch, allerdings ohne auf Eigenständigkeit und Anspruch zu verzichten.
Während das selbstbetitelte Debüt 2013 noch ganz in Eigenregie eingespielt wurde, holten sich Fijuka diesmal Unterstützung: So sind auf Stücken wie dem zwar vorsichtig anhebenden, dann aber sukzessive zu voller Größe anschwellenden „Cold Brat“ oder dem im Funk wildernden „Donna“ auch Ivo Thomann am Schlagzeug und Patrick Stürböth am Synthesizer zu hören. Eine erste Kostprobe vom neuen Material gab es schon beim diesjährigen Popfest, das volle Programm steht dann aber bei den Herbstkonzerten an: So werden Fijuka am 13. Oktober im Wiener WUK und am 5. November im ArtDesign in Feldkirch das Publikum zum Tanzen bringen.
Deutlich introvertierter präsentiert sich im Vergleich dazu Christoph Jarmer: Das ehemalige Garish-Mitglied veröffentlicht unter dem Namen Esteban‘s mit „Overthrown“ bereits seine dritte Soloplatte. Darauf versammelt der 34-Jährige elf Songs, die, ganz der Singer-Songwriter-Tradition verpflichtet, oft dezent instrumentiert daherkommen, aber in Kombination aus Klang und Text große Wirkung erzeugen. Hier kann man sich fallen und darauf einlassen, wenn Jarmer Geschichten von kleinen und großen Dingen trotz bekannter Zutaten neu und frisch klingen lässt.
Etwas aus der Reihe tanzt „Leaving Spaces“, auf dem Julia Poljak, die das Stück auch komponiert hat, einen stimmlichen Gegenpart gibt, der Song aus der zart-melancholischen Strophe in ein bedrohliches Zwischenspiel driftet, um sich letztlich doch homogen in sein Umfeld zu fügen. Live stellt Esteban‘s das neue Album u.a. am 15. Oktober im Wiener WUK bei „Bock auf Kultur“, am 20. November im Orpheum Graz, am 25. November im Wiener TAG, am 4. Dezember im Röda in Steyr, am 18. Dezember im Innsbrucker Weekender und schließlich am 19. Dezember im Spielboden in Dornbirn vor.
Weit gereist ist auch Nikolaj Efendi: Der Musiker, der üblicherweise in den Diensten des Balkan-Punk-Ensembles Roy de Roy steht, wird dies nun im Zuge der Veröffentlichung seines Solodebüts neuerlich unter Beweis stellen. Mit „The Red Wine Conspiracy“ hat der Kärntner Slowene seine etwas ruhigere Seite hervorgekehrt, die sich dabei aber nicht weniger abwechslungsreich gefällt. Denn dieser Soloausflug wird von vielen helfenden Händen getragen, haben doch gleich acht Mitmusiker mit Piano, Akkordeon, Bläsern, Banjo oder Marimba für ein facettenreiches Klangbild gesorgt.
Das Grundgerüst stammt aber naturgemäß von Efendi, der es sich zwischen Balkaneinflüssen, bluesigen Ansätzen und zeitlosem Folk bequem macht. Inhaltlich gibt er sich keinesfalls mit der üblichen Introspektion zufrieden, sondern nimmt sich durchaus Gesellschaftskritischem an, wie etwa das anklagende „Hometown“ illustriert. Mit Swing und Jazz umspielt wird wiederum die Existenzfrage des Künstlers („When Art Can‘t Feed Your Mouth“), während „Mephista“ ins Fahrwasser von Beirut und Konsorten lockt. Nach einigen Auftritten in der Schweiz beginnt Efendi seine Tour in hiesigen Gefilden am 17. Oktober in Bregenz, aber auch Klagenfurt (22.10.), Wien (23.10.), Linz (28.10.), Graz (29.10.), Innsbruck (30.10.) und Salzburg (31.10.) stattet er einen Besuch ab.
(S E R V I C E - www.fijuka.com; www.estebansmusic.at; www.nikolajefendi.com)