Türkei will „keine Zugeständnisse“ bei Grenzsicherung machen
Istanbul/Moskau/Damaskus (APA/AFP/Reuters) - Nach Luftraumverletzungen durch russische Kampfflugzeuge in den vergangenen Tagen hat der türki...
Istanbul/Moskau/Damaskus (APA/AFP/Reuters) - Nach Luftraumverletzungen durch russische Kampfflugzeuge in den vergangenen Tagen hat der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu die Entschlossenheit seines Landes betont, seine Grenzen zu schützen. Bei der Sicherung der Grenzen und des Luftraums werde es „keine Zugeständnisse“ geben, sagte Davutoglu am Mittwoch in Istanbul.
Russland müsse auf die Sicherheitsinteressen der Türkei Rücksicht nehmen. Zugleich betonte Davutoglu aber die Bedeutung der türkisch-russischen Beziehungen. Russland sei ein befreundetes Land, mit dem die Türkei keinen Streit wünsche.
Die Regierung in Moskau hat eingeräumt, dass ein russisches Kampfflugzeug von Syrien aus in den türkischen Luftraum eingedrungen ist. Die Maschine habe sich nur wenige Sekunden über türkischem Gebiet befunden. Die NATO zweifelt diese Darstellung an. Dem türkischen Militär zufolge waren russische Jets am Wochenende zwei Mal in türkischen Luftraum eingedrungen. Zudem habe am Montag ein unidentifizierter Kampfjet vom russischen Typ MIG 29 türkische Kampfflugzeuge bedrängt.
Davutoglu sagte, Militärvertreter und Diplomaten beider Länder führten Gespräche über dieses Thema. Es gebe keine Interessenskonflikte mit Russland, sagte er. Die Türkei ist in hohem Maße von russischen Erdgaslieferungen abhängig. Ein Sprecher der Regierungspartei AKP sagte, sollten russische Kampfjets erneut in türkisches Hoheitsgebiet einfliegen, würde das als Bedrohung bewertet.
Davutoglu erneuerte seinen Vorwurf, dass sich die vergangene Woche begonnenen russischen Luftangriffe in Syrien vor allem gegen gemäßigte Rebellengruppen richteten, die gegen den mit Russland verbündeten Präsidenten Bashar al-Assad kämpfen. Die Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS), die von Moskau als eigentliches Ziel genannt wird, sei dagegen nur selten das Ziel russischer Angriffe. Von bisher 57 Luftangriffen der russischen Kampfjets hätten 55 der gemäßigten Opposition gegolten. Nur zwei hätten sich gegen IS-Stellungen gerichtet, sagte Davutoglu.
Der türkische Regierungschef äußerte die Sorge, russische Angriffe auf zivile Ziele und gemäßigte Rebellengruppen in Syrien könnten eine weitere Fluchtwelle in die Türkei auslösen. Das sei ein „sehr ernstes Problem“, über das gesprochen werden müsse, sagte Davutoglu nach einer Meldung der offiziellen Nachrichtenagentur Anadolu. Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus hatte am Dienstag gesagt, sein Land rechne mit einer Million weiteren Flüchtlingen aus Syrien. In der Türkei leben bereits zwei Millionen Syrer.
~ WEB http://www.nato.int/ ~ APA214 2015-10-07/12:14