Empörung über Schändung von Kurdenleichnam durch türkische Polizei

Ankara (APA/AFP) - Türkische Polizisten haben in Südostanatolien den Leichnam eines kurdischen Rebellen geschändet. Die im Internet verbreit...

Ankara (APA/AFP) - Türkische Polizisten haben in Südostanatolien den Leichnam eines kurdischen Rebellen geschändet. Die im Internet verbreiteten Bilder des Vorgangs lösten in sozialen Medien und bei der Opposition einen Sturm der Entrüstung aus.

Sondereinsatzkräfte der Polizei töteten in der Nacht zum Samstag in der türkisch-kurdischen Provinzhauptstadt Sirnak an der Grenze zum Irak und Syrien den 24-jährigen Haci Lokman Birlik. Den Leichnam banden sie mit einem Seil an der Stoßstange ihres Fahrzeugs fest und schleiften ihn durch die Straßen der Stadt.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu von der islamisch-konservativen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) bezeichnete den Toten als „bewaffneten Terroristen“, der die Sicherheitskräfte mit einem Raketenwerfer angriffen habe. Allerdings rechtfertige das „in keiner Weise“ die Behandlung durch die Polizei. Der Regierungschef kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an.

Weitere Videobilder zeigen, wie Polizisten den Leichnam beschimpfen und beleidigen. Zu hören ist ein Polizist, der seinem Kollegen zur Tötung des Mannes gratuliert.

Nach Angaben der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) kämpfte das Opfer in den Reihen der Revolutionären Patriotischen Jugendbewegung (YDG-H), dem Jugendverband der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Wie die Oppositionspartei weiter mitteilte, nahmen die türkischen Ordnungskräfte Birlik, offenbar der Schwager eines HDP-Abgeordneten, am Rande von gewalttätigen Auseinandersetzungen fest, fügten ihm Verletzungen zu und töteten ihn anschließend.

Auch der Abgeordnete der oppositionellen Republikanischen Volkspartei (CHP), Levent Gök, äußerte seine Empörung. Er forderte, die verantwortlichen Polizisten vor Gericht zu stellen.

Der zweijährige Waffenstillstand zwischen der türkische Armee und der PKK war Ende Juli zerbrochen. Seitdem sind die Gefechte wieder in voller Härte entbrannt. Im mehrheitlich kurdischen Südosten der Türkei kommt es täglich zu Zusammenstößen mit zahlreichen Toten. Der türkische Staat setzt bei seinen groß angelegten Militäraktionen auch Kampfflugzeuge ein.