Nobelpreis 2015

Nobelpreis für Literatur: Große Überraschung oder ewiger Favorit?

Sara Danius wird den diesjährigen Literaturnobelpreisträger bekannt geben. Sie ist die erste Frau an der Spitze der Schwedischen Akademie.
© EPA/Jonas Ekstromer

Die Verkündung des Literaturnobelpreises steht bevor und bei den Tipps auf den Preisträger liegen nicht nur die Dauerfavoriten vorn. Auf den Listen der Wettanbieter tauchen einige ungewohnte Namen auf.

Von Julia Wäschenbach, dpa

Stockholm – Auf den Nobelpreisträger für Literatur zu wetten, ist für Tipper ein ziemlich mühseliges Geschäft. Die ewigen Favoriten auf den Wettlisten imNetz - von dem US-Amerikaner PhilipRoth (82) bis zum japanischen Kultautor Haruki Murakami (66) - räumen den Preis fast nie ab. Auch 2014 überraschte die Stockholmer Jury mit ihrer Wahl des französischenSchriftstellers Patrick Modiano (70).

Doch wenn man sich die Wettlisten ganz kurz vor der Verkündung am Donnerstag um 13 Uhr ansieht, bekommt man meist einen gutenHinweis darauf, wie der nächste Nobelpreisträger heißen könnte. In den vergangenen Jahren hatte sich dessenName immer in letzter Minute unter die Top Fünf der Kandidaten gemogelt.

Swetlana Alexijewitsch große Favoritin

Diesmal steht bei dem Wettanbieter Ladbrokes auf Platz eins die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch (67), dahinter Murakami, Roth und der Kenianer Ngugi Wa Thiong‘o (77). Doch zwischen diesen hochgehandelten Namen tauchte plötzlich der norwegische Dramatiker Jon Fosse (56) auf. „Er ist sehr, sehr gut, könnte den Preis verdienen“, sagte der schwedische Verleger Svante Weyler derDeutschen Presse-Agentur. „Das wäre nicht so überraschend hier in Schweden.“

Auch derIre John Banville (69) lag auf denWettlisten zuletzt sehr weit vorn. „Die Listen sind bis zu einem gewissen Grad relevant, aber auch völlig verrückt“, sagte der schwedische Literaturkritiker Mikael van Reis, früherer Feuilletonchef der Göteborgs-Posten.

In der Stockholmer Literaturszene glauben die meistenExperten an einen Preis für die Schriftstellerin und gelernte Journalistin Alexijewitsch. „Es könnte interessant sein, eine Journalistin auszuzeichnen“, sagte Kulturredakteurin Maria Schottenius von der Zeitung Dagens Nyheter. „Dann wäre Alexijewitsch eine sehr gute Wahl, weil sie auch literarisch schreibt.“ Auch Weyler hofft auf die Weißrussin, „wegen ihres Muts und der Qualität ihrer Werke“.

Der einzige Deutsche, der sich derzeit Hoffnungen auf den prestigeträchtigenPreis machen kann, ist laut Ladbrokes derDramatiker Botho Strauß (70). „Das wäre aus meiner Sicht ein wirklicher Kandidat“, sagte der Literaturwissenschaftler und Präsident der Freien Universität Berlin,Peter-André Alt, der Deutschen Presse-Agentur kürzlich im Interview.

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