Lebensversicherung für die Branche kein Auslaufmodell

Wien (APA) - Die Lebensversicherung wird von der Branche in Österreich nicht als Auslaufmodell gesehen: Sie werde weiter eine wichtige Rolle...

Wien (APA) - Die Lebensversicherung wird von der Branche in Österreich nicht als Auslaufmodell gesehen: Sie werde weiter eine wichtige Rolle spielen, möglicherweise mit anderen und flexibleren Produkten, so der Grundtenor von Spitzenvertretern der Versicherungswirtschaft am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion des Finanzjournalistenforums.

Manche Unternehmen bieten bereits Produkte ohne Garantiezins an, die Zukunftsvorsorge ist bei einigen aktuell auf Eis gelegt.

Allein aufgrund der demografischen Entwicklung werden Zuwächse erwartet. Generali-Österreich-Chef Peter Thirring sieht einen steigenden Bedarf an privater Vorsorge, wobei es vor allem bei den Rentenversicherungen einen deutlichen Aufholbedarf gebe. Er erwartet auch deutlich mehr Flexibilität und man werde auch innovativer werden müssen. Allianz-Österreich-Vorstandsvorsitzender Wolfram Littich erwartet einen Boom bei der Rentenversicherung. Er verwies auch darauf, dass die kapitalgebundene Lebensversicherung nur ein Teil der gesamten Lebensversicherung ist.

Judit Havasi, stellvertretende Generaldirektorin der Wiener Städtischen zeigte sich überzeugt, dass die klassische Lebensversicherung bestehen bleibt, aber vielleicht ein neues Gesicht bekomme. Peter Eichler, Vorstand in der UNIQA Österreich und der Raiffeisen Versicherung, sieht ebenfalls einen steigenden Bedarf nach privater Altersvorsorge.

Auf die Bremse gestiegen ist die Branche wegen der Niedrigzinsen bei den Einmalerlägen. Im Vorjahr boomten diese vor allem wegen der Senkung der Mindestbindefrist für Steuerbegünstigungen von 15 auf 10 Jahre für Über-50-Jährige.

Die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge wird von der UNIQA seit Jahresbeginn nicht mehr angeboten. Bei der Allianz wird dies in nächster Zeit erfolgen. Für die zur Vienna Insurance Group (VIG) gehörende Wiener Städtische Versicherung sei die Zukunftsvorsorge weiter ein wichtiges Produkt, betonte Havasi. Auch die Generali wird die Zukunftsvorsorge weiter anbieten, heißt es aus dem Unternehmen.

Bei der UNIQA gibt es seit Jahresbeginn keinen garantierten Zinssatz mehr in der klassischen Lebensversicherung, er ist auf null gestellt. Das Produkt laufe sehr gut und besser als das alte, so Eichler. Die Wiener Städtische plant laut Havasi keinen Umstieg auf einen nullprozentigen Garantiezins.

Die niedrigen Zinsen und auch die neuen Eigenkapitalvorschriften (Solvency II) wirken sich auf die garantierten Zinsen und Veranlagung aus. Eine Bedrohung sieht man durch das niedrige Zinsniveau nicht, so der Tenor. Littich verwies auf die Fristigkeiten bei Verträgen und Veranlagung: Die Schlüsselfrage für die Bonität einer Lebensversicherung seien dieselben Laufzeiten. Es sei auch eine Frage des Eigentümers, bei der Allianz gehe sich das „locker 30 Jahre aus“. Und Thirring meinte in Richtung Mitbewerb, dass es die Generali dann wohl 40 Jahre aushalten werde.

Betont wurde auch, dass die Situation in Österreich sei eine andere als in Deutschland, sowohl bei der Verzinsung als auch bei der Veranlagung. Zusätzlich zum Garantiezinssatz kommt noch die Gewinnbeteiligung, so dass die Gesamtverzinsung höher ausfällt. Ob es zu einer Senkung der Gesamtverzinsung kommen wird, darüber hielt man sich noch bedeckt. Entschieden werde dies zum Jahresende.