Online-Optiker will Österreichs Brillenmarkt aufmischen
Der Online-Optiker Mister Spex will verstärkt in Österreich auftreten. Ganz ohne Laden geht es aber nicht.
Innsbruck – Ein Zeitungsbericht sorgt in der Optiker-Branche für Aufregung. Laut dem Bericht will der Online-Optiker „Mister Spex“ bis zu 100.000 Kunden in Österreich gewinnen. „Weit sind wir davon nicht entfernt“, betont Mister Spex-Geschäftsführer Mirko Caspar gegenüber dem Kurier.
Mit Gratis-Versand und Diskont-Preisen wurde der Online-Optiker seit der Gründung vor acht Jahren zum Marktführer in Europa. Zwei Millionen Menschen sollen bereits Brillen bei Mister Spex eingekauft haben, die Hälfte in Deutschland. Seit einem Jahr ist Mister Spex auch in Österreich vertreten. Doch ganz ohne Standorte geht es anscheinend nicht. Neben dem Online-Handel sucht Mister Spex auch den Schulterschluss mit lokalen Optikern, die Beratung und Service anbieten. Unter anderem bietet das Unternehmen seinen Partnern eine Umsatz-Beteiligung. Seit dem Markteintritt in Österreich sollen bereits 30 Partner den Verlockungen des Online-Spezialisten erlegen sein. Weitere werden noch gesucht. „Ein lokaler Optiker verkauft etwa zwei bis drei Brillen pro Tag, mit uns können sie zusätzliche und auch ganz neue Käuferschichten in ihre Läden bringen“, betont Caspar im Kurier-Interview. Die Online-Kundschaft sei jünger, das Durchschnittsalter liege bei 35 Jahren. Die Partner-Optiker sind am Umsatz beteiligt.
Unter den heimischen Augenoptikern herrscht allerdings Skepsis. „Ich weiß von sechs, die sich darauf eingelassen haben und davon sind nach meiner Kenntnis auch schon wieder welche abgesprungen, meint Josef Gärtner, Innungsmeister der Tiroler Optiker und ergänzt: „Kollegen, die sich auf so etwas einlassen, müssen wissen, dass sie die volle Verantwortung und Haftung übernehmen.“ Denn eine Korrektions-Brille ist ein Gesundheitsprodukt und dazu sehr beratungsintensiv. „Hier will sich Mister Spex nur Beratungs- und Anpassungskosten ersparen“, so Gärtner. Die hohe Qualität und die individuelle Beratung der niedergelassenen Optiker können ein Online-Anbieter niemals erreichen. Und das sei den Kunden schon bewusst. Der Trend zum Online-Handel sei natürlich sehr stark und so gäbe es eben auch in der Optiker-Branche einige Anbieter. „Allerdings macht keiner von denen wirklich Gewinne.“
Allerdings erwarb erst kürzlich das US-Investmenthaus Goldman Sachs 20 Prozent von Mister Spex und stellte dafür ein Kapital von 32 Millionen Euro zur Verfügung. Und dass der Markt generell in Bewegung ist, zeigt die Expansion weiterer Internet-Anbieter. So kaufte die britische MyOptique-Gruppe zuletzt in Deutschland zu. (hu)
Hintergrund
- Mit Brillen, optischen Sonnenbrillen und Kontaktlinsen wurden 2014 in Österreich 486 Mio. Euro umgesetzt. Es gibt in Österreich 1184 Optiker-Geschäfte, darunter sind 306 Filialen von Hartlauer (161), Pearl (110) und Fielmann (35). Optikerketten und Fach-Optiker teilen sich etwa die Hälfte des Branchenumsatzes. Die Branche beschäftigt 4900 Mitarbeiter, darunter 490 Lehrlinge.
- 20145 wurden 1,49 Millionen optische Brillen verkauft. ( Durschnittspreis 287 Euro). Elf Prozent der Österreicher sind Kontaktlinsen-Träger. 22 Prozent der Kontaktlinsen werden im Internet gekauft.
- Die Mister Spex mit Sitz in Berlin wurde 2007 gegründet, ist in elf Ländern aktiv und beschäftigt 350 Mitarbeiter, darunter 50 Optiker. 2014 setzte das Unternehmen 65 Mio. Euro um und schrieb operativ schwarze Zahlen.