Merkel: Debatte um Friedensnobelpreis bedrückt mich fast

Berlin (APA/dpa) - Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich in der Flüchtlingskrise nicht mit der Frage beschäftigen, ob sie den...

Berlin (APA/dpa) - Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich in der Flüchtlingskrise nicht mit der Frage beschäftigen, ob sie den Friedensnobelpreis bekommt. „Die Diskussion bedrückt mich fast“, sagte die Regierungschefin am Mittwochabend in der ARD-Talkshow „Anne Will“. Sie sei derzeit mit anderen Dingen beschäftigt. Sie habe mit dem Zustrom der Asylbewerber eine schwere Aufgabe zu bewältigen.

Merkel gilt wegen ihrer von den deutschen Medien hochgelobten Politik der offenen Arme gegenüber den Flüchtlingen und ihrem Engagement für eine Lösung des Ukraine-Konflikts als Kandidatin für den Friedensnobelpreis. Die Preisträger werden an diesem Freitag bekanntgegeben.

Die deutsche Kanzlerin wandte sich in der Sendung erneut gegen die Forderung, Deutschland gegen Flüchtlinge abzuschotten. „Ich möchte mich nicht an einem Wettbewerb beteiligen, wer ist am unfreundlichsten zu Flüchtlingen, dann werden sie schon nicht kommen“, sagte Merkel. „Deutschland ist ein Land, das die Flüchtlinge freundlich empfängt. Darauf bin ich stolz.“ Eine Schließung der Grenzen oder ein Aufnahmestopp kämen nicht in Frage: „Das wird nicht klappen.“

Die Kanzlerin dämpfte Hoffnungen auf ein absehbares Ende der Flüchtlingskrise. „Jetzt will ich deutlich machen: Es liegt nicht in meiner Macht, wie viele Menschen nach Deutschland kommen“, sagte sie. „Es sind viele, sehr sehr viele Menschen.“ Kritiker in ihrer eigenen Partei erinnerte Merkel daran, dass ihre CDU eine „christliche Partei“ sei. Dies gebiete es, Flüchtlinge mit einem „freundlichen Gesicht“ zu empfangen.

Sie sehe ihre Aufgabe darin, „aus dieser angespannten Situation wieder eine Situation zu machen, die kontrollierter ist“, sagte Merkel. Dazu sei auch eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge in Europa nötig, für die sie weiter kämpfen wolle. „Zugegebenermaßen, das dauert“, fügte die Kanzlerin hinzu.

Merkel zeigte sich optimistisch, dass Deutschland die Herausforderung bewältigen werde. Sie habe „die innere Gewissheit, dass diese Aufgabe lösbar ist“, sagte sie und riet zu Optimismus: „Stellen Sie sich vor, wir würden jetzt erklären, wir schaffen es nicht - und dann?“

Dem wegen des Krisenmanagements in der Kritik stehenden Innenminister Thomas de Maizière stärkte Merkel den Rücken. Dass die politische Koordinierung der Flüchtlingskrise nun ins Kanzleramt verlagert werde, laufe „natürlich nicht“ auf eine Entmachtung de Maizières hinaus, sagte die Kanzlerin. „Ich brauche ihn dringender denn je“, fügte sie hinzu.