Hypo-Boss Kronthaler: „Das Produkt Volleyball stagniert“
Der Manager des Hypo Tirol Volleyballteams, Hannes Kronthaler, gibt sich vor dem morgigen Auftakt in der MEVZA-Liga angriffslustig: Die Zukunft liege in Italien und früher sei nicht alles besser gewesen.
Was gibt es vor dem morgigen Saisonstart (USI-Halle, 19 Uhr) für das Hypo Tirol Volleyballteam für Neuerungen?
Hannes Kronthaler: Die größte Änderung haben wir in der mitteleuropäischen Liga (MEVZA, Anm.) erreicht. Da haben wir nun den Turniermodus, den wir uns wünschen, inklusive mehrerer und besserer internationaler Duelle. In der AVL muss der Meistertitel her, in der Champions League wird es heuer mit Titelverteidiger Kaszan und dem Top-Team Ankara schwer. Sonst ist alles beim Alten. Ich habe nach wie vor genügend Budget und muss nicht wegen eines Sportdirektors zum Land Tirol wegen Unterstützung laufen.
Stichwort AVL: Bleibt Aich/Dob erneut der einzige Gegner auf Augenhöhe?
Kronthaler: Von der Papierform her sieht es so aus. Am¬stetten und Waldviertel werden etwas an Aich/Dob herangerückt sein. Die Kärntner werden ihre Qualität behalten haben. Letztes Jahr habe ich sie trotzdem 4:0 im Finale besiegt. (lacht)
Was die Zuschauerzahlen betrifft, haben Sie in der Champions League bis zu 1400 Zuschauer, im Grunddurchgang der heimischen Liga kann man davon nur träumen. Woran liegt das?
Kronthaler: Es geht immer um die Spannung der Duelle. Wenn meine Mannschaft gegen Bisamberg in 45 Minuten 3:0 gewinnt, dann ist alles gesagt. Unser Ziel muss sein, attraktivere Duelle nach Innsbruck zu bringen. Ganz einfach. Das Gesamtprodukt Volleyball stagniert in Österreich seit der Heim-Euro (2011, Anm.).
Was müsste jetzt aus Ihrer Sicht passieren?
Kronthaler: Ich glaube, dass Österreich zu klein ist, um neu durchzustarten. Darum gehen wir den internationalen Weg mit MEVZA und Champions League.
Und Italien?
Kronthaler: Das ist unser Projekt für die Saison 2016/2017. Da will ich mit meiner Mannschaft in Italien spielen. Unser Sportdirektor Chrtiansky arbeitet pausenlos daran.
Wie sieht das Konzept dazu aus?
Kronthaler: Ich möchte zwölf Spiele in Italien, zwölf in Innsbruck – sollte Österreich uns auch im Grunddurchgang am Start sehen wollen, schaffe ich das auch noch. Allerdings nicht mit der ersten Garde. Da trete ich mit den zweiten zwölf Akteuren bis zum ¬Play-off an. Parallel dazu gibt es noch Champions League und MEVZA. Das stellt eine ganz neue Attraktivität für die Liga, den Verein und die Spieler dar. Denn warum verlassen uns Stars wie Berger, Jimenez oder ein Jukami? Nicht weil sie woanders mehr verdienen. Ganz im Gegenteil. Weil in den ausländischen Ligen wie Frankreich oder Deutschland mehr Attraktivität im Liga-Alltag herrscht. Wenn wir regelmäßig in Italien auftreten, rufen die Spielervermittler uns an.
Sie erwarten also eine positive Kettenreaktion rund um den Club?
Kronthaler: Ganz genau. Das hilft uns allen. Und meinem Kopf für die Motivation. Ich habe mir in über zehn Jahren eine Professionalität aufgebaut, in der ich nun gefangen bin. Mein Ziel kann nicht sein, mit 67 Jahren aufzuhören und 30 AVL-Titel im Schrank stehen zu haben. Für die österreichische Liga brauche ich keinen Sportdirektor, keinen Statistiker oder Masseur. Und ganz ehrlich, es tut mir im Herzen weh, ständig in den Medien über die zweite oder dritte Fußball-Liga lesen zu müssen, und erstklassiger Volleyball kommt fast gar nicht mehr vor. Da gehe ich lieber nach Italien und erhöhe den Attraktivitätspegel.
Provokant gefragt: War früher im Volleyball einfach alles besser?
Kronthaler (lacht): Ich bin der Meinung, dass sich nichts geändert hat. Exakt das ist aber das Problem an der ganzen Sache. Auf Club-Ebene war vor 20 Jahren alles gleich. Okay, eines hat sich verändert: Das, was ich früher als bester Spieler verdient habe, bekommen heute meine Jung-Profis im zweiten Jahr.
Das Gespräch führte Daniel Suckert