Grüne wollen Heldenorgel in Friedensorgel umtaufen
Bereits 2008 wurde eine Umbenennung diskutiert, aber nicht beschlossen. Jetzt machen die Grünen einen weiteren Vorstoß.
Von Michael Mader
Kufstein — Die Kufsteiner Heldenorgel ist als größte Freiluftorgel der Welt bekannt. Bereits im Jahre 2008, als der Kufsteiner Gemeinderat über die 720.000 Euro teure Sanierung der Orgel abstimmen sollte, wurden Stimmen laut, die Heldenorgel in Friedensorgel umzubenennen.
Gemeinderat Andreas Falschlunger (Grüne) hat nun in der jüngsten Gemeinderatssitzung moniert, dass es einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss zur Umbenennung gebe, dieser aber nie umgesetzt wurde.
„Viele Helden sind gestorben, im Krieg an den verschiedenen Fronten, als Zivilisten zu Hause, in Übereinstimmung mit oder im Widerstand zum jeweiligen Regime. Um ein weithin hörbares Zeichen zu setzen, soll in Zeiten wie diesen, wo Millionen Menschen auf der Flucht vor Kriegen auch in Europa Zuflucht suchen, klar signalisiert werden: Kriegshelden hatten wir schon genug. Unsere Orgel soll für den Frieden spielen“, sagt Falschlunger. Er forderte jetzt eine Bestätigung des Beschlusses und stellte einen Antrag, zum Abschluss jedes Orgelkonzertes solle nicht mehr das Lied vom guten Kameraden, sondern Beethovens „Ode an die Freude“ gespielt werden.
Bürgermeister Martin Krumschnabel hat den Beschluss ausheben lassen: „Dabei wurde nur die Sanierung beschlossen. Von einer Umbenennung ist nichts zu lesen.“ Persönlich hält er von einer Umbenennung nichts: „Die Orgel ist europaweit, wenn nicht weltweit unter dem Namen Heldenorgel bekannt. Wer will, kann sie ja Friedensorgel nennen.“ Krumschnabel wird jetzt in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen über den Antrag abstimmen lassen. Ebenfalls nichts davon hält „Festungschef“ Gottfried Preindl — am Fuße der Burg befindet sich der Spieltisch der Orgel: „Die Orgel spielt täglich zum Gedenken an die Opfer aller Kriege und an die Opfer von Gewalt.“
Genauso wenig ist Preindl von der Aufstellung einer Gedenktafel im Festungsneuhof für Personen, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs im Widerstand aktiv waren, begeistert: „Es besteht kein unmittelbarer Zusammenhang mit der Festung. Bei unserem Museum werden wir aber sehr wohl darauf hinweisen.“
Ähnlich sahen dies die übrigen 20 Gemeinderäte, die Falschlungers Antrag ablehnten, dafür aber einer Ergänzung der Gedenktafel am städtischen Friedhof zustimmten. Fast zum Eklat kam es dabei aber, als Falschlunger sinngemäß meinte, dass die Gemeinderäte nur etwas für Soldaten und Helden, aber nichts für die Widerstandskämpfer übrig hätten. „Ich verbitte mir diese Unterstellung. Nicht nur du stehst auf der Seite der Widerstandskämpfer“, konterte Krumschnabel (Parteifreie).
Auch nach der verlorenen Abstimmung im Gemeinderat zeigte sich Falschlunger enttäuscht: „Mir ging es um die Symbolik, auch im Zusammenhang mit der Orgel. Der Friedhof hat eine ganz andere Symbolik.“