Film und TV

Auf der Flucht vor der grauen Realität

© Warner

Joe Wright schwankt in „Pan“ zwischen Huldigungen und Persiflagen auf das Blockbusterkino.

Von Peter Angerer

Innsbruck –In J. M. Barries Geschichten und 1904 erstmals aufgeführtem Theaterstück „Peter Pan“ waren bereits alle Zutaten des Fantasyfilms enthalten, die in unregelmäßigen Abständen dann auch genutzt wurden. Bei Disney wurde die Geschichte über den Buben, der nicht erwachsen werden will, 1953 ein Animationsfilm. In Steven Spielbergs Abenteuerfilm war Peter 1991 ein Erwachsener, der seine Kindheit verdrängt hat und diese zurückerobern muss, um ein glücklicheres Leben führen zu können. Marc Forster erzählte in „Neverland“ (2004), wie dem Bühnenautor Barrie die Idee zu „Peter Pan“ zugeflogen sein könnte. Alle diese Filme feierten die Fantasie, mit der sich eine graue Wirklichkeit überwinden ließ. Zumindest für zwei Stunden ist das auch die Idee des aktuellen Blockbusterkinos, das dem Eskapismus huldigend jeden Winkel der Fantasie mit Bildern und Geräuschen ausformuliert. In Joe Wrights „Pan“ gibt es noch einige Figuren aus Barries magischem Ensemble, die sich allerdings in Zitaten aus den Blockbustererfolgen der letzten Jahre zurechtfinden müssen.

Während die Luftschlacht des Zweiten Weltkriegs über London tobt, wartet Peter (Levi Miller) im Waisenhaus auf die Rückkehr seiner Mutter oder zumindest die Adoption durch eine freundliche Familie. Der Zwölfjährige landet jedoch im Bergwerk des Piratenkapitäns Blackbeard (Hugh Jackman), der sein Heer aus singenden Kindersklaven („Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana) nach Feenstaub hämmern lässt. Nach der Kindheit in der „Oliver Twist“-Welt ist Peter in einer Persiflage von „Les Misérables“ angekommen. Da aber Hook (Garrett Hedlund) – noch im Besitz beider Hände – im Indiana-Jones-Kostüm neben dem Buben den Hammer schwingt, wechselt auch der Film Tempo und Stil. Als Peter nach der Flucht im Dorf der „Wilden“, die wie übermütige Touristen einer Club-Med-Anlage kostümiert sind, als der prophezeite Retter des Feen- reiches erkannt wird, bleiben noch Anleihen bei „Fluch der Karibik“ und „Superman“, wobei Joe Wright, der sich mit ernsthaften Literaturverfilmungen („Abbitte“) empfohlen hat, das Komische zu vermeiden versucht.

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