Von der Leyen gegen starren Abzugstermin für Afghanistan-Truppe
Brüssel/Berlin (APA/dpa/Reuters) - Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich gegen die Festlegung auf einen Abzugst...
Brüssel/Berlin (APA/dpa/Reuters) - Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich gegen die Festlegung auf einen Abzugstermin für die NATO-Truppe in Afghanistan ausgesprochen. Sie werde bei ihren Amtskollegen dafür werben, „dass wir den Rückzug aus Afghanistan nicht nach einem starren Kalender vornehmen“, sagte von der Leyen am Donnerstag vor einem NATO-Treffen in Brüssel.
Die zeitweilige Eroberung der Stadt Kunduz durch die Taliban habe gezeigt, dass der gemeinsame Weg mit den Afghanen zur Stabilisierung ihres Landes noch nicht zu Ende gegangen sei, „sondern dass wir ihn noch länger gehen müssen“, sagte die deutsche Verteidigungsministerin. „Wir müssen schauen, wie wir weitermachen und ob wir länger bleiben sollten.“ Sie werde daher bei dem Treffen dafür werben, dass der Abzug vom Hindukusch nicht nach einem starren Zeitplan ablaufe, sondern sich an der Entwicklung der Sicherheitslage orientiere.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, das Bündnis werde die Lage in Afghanistan ebenso wie die Notwendigkeit der Militärpräsenz dort überprüfen und sich auch die Fähigkeiten der afghanischen Sicherheitskräfte anschauen. „Wir haben noch nicht abschließend darüber entschieden, wie lange der Einsatz noch dauern wird, wie viele Soldaten dort bleiben sollen und wo sie stationiert sein werden“, sagte Stoltenberg. Die NATO werde die Afghanen aber auf jeden Fall weiter unterstützen - entweder über den bisherigen Einsatz zur Ausbildung und Beratung der Sicherheitskräfte oder über einen neuen, zivil geführten Einsatz mit militärischen Elementen. Zudem werde die Allianz die afghanischen Sicherheitskräfte weiter finanziell unterstützen.
Ob der Afghanistan-Einsatz weitergehen kann, hängt von den USA ab, die weiter die meisten Soldaten am Hindukusch stellen. Im US-Militär regt sich nach dem Schock von Kunduz, einem der größten militärischen Erfolge der Taliban seit ihrem Sturz 2001, Widerstand gegen die bisherigen Abzugspläne. Demnach sollen bis Ende 2016 fast alle GIs Afghanistan verlassen, nur ein Kontingent von etwa 1.000 Soldaten würde in der Hauptstadt Kabul bleiben. Derzeit sind noch knapp 10.000 US-Soldaten im Land. Vor allem in Mazar-i-Sharif im Norden des Landes sind noch etwa 870 deutsche Soldaten stationiert.
~ WEB http://www.nato.int/ ~ APA167 2015-10-08/10:41