Sorgerechtsstreit Prag-Oslo: Auswirkungen bis auf höchste Ebene

Prag (APA) - Ein Sorgerechtsstreit zwischen Tschechien und Norwegen hat in Prag Auswirkungen bis auf die höchste Ebene. Der tschechische Sta...

Prag (APA) - Ein Sorgerechtsstreit zwischen Tschechien und Norwegen hat in Prag Auswirkungen bis auf die höchste Ebene. Der tschechische Staatspräsident Milos Zeman hat die Einladung der norwegischen Botschafterin in Prag, Siri Ellen Sletner, zu allem Veranstaltungen anlässlich des bevorstehenden Staatsfeiertages am 28. Oktober (Gründung der Tschechoslowakei 1918) zurückgezogen.

Wie Zemans Sprecher, Jiri Ovcacek, am Donnerstag weiter mitteilte, sei die Botschafterin davon mit einer diplomatischen Note der Präsidentenkanzlei verständigt worden. Der Grund der Entscheidung sei die Vorgangsweise Norwegens in der Causa, die die Beziehungen zwischen Prag und Oslo seit Monaten belastet.

Die Ausladung der norwegischen Diplomatin ist in Tschechien eine beispiellose Geste. Zu der Hauptveranstaltung - einer feierlichen Versammlung auf der Prager Burg am Abend 28. Oktober, wo der Staatschef eine Rede hält und die Staatsorden übergibt - werden in der Regel alle tschechischen Spitzenpolitiker sowie auch alle Chefs der diplomatischen Auslandsmissionen in Prag eingeladen.

Zeman hatte sich in dem Streit mehrmals engagiert. Zunächst verglich er die norwegische Kinderschutzbehörde Barnevernet mit dem Nazi-Erziehungsprogramm Lebensborn. Auch intervenierte er mit einem Brief an den norwegischen König Harald V.. Kürzlich sprach sich Zeman für die Ausweisung der norwegischen Botschafterin aus Prag aus, indem er erklärte, dies sei „keine schlechte Idee“.

Der Sorgerechtsstreit geht um zwei heute sechs und zehn Jahre alte Buben tschechischer Eltern, die ihnen 2011 in Norwegen wegen Missbrauchsvorwürfen entzogen und an eine norwegische Pflegefamilie gegeben wurden. Die Vorwürfe bestätigten sich schließlich nicht, allerdings bekam die Mutter ihre Söhne nicht zurück und konnte sie seitdem nur selten sehen. Die Eltern trennten sich unterdessen voneinander.

Mit einer Entscheidung der norwegischen Behörden vom Dienstag wurden die Buben der Mutter endgültig entzogen, indem der jüngere zur Adoption in Norwegen vorgeschlagen wurde. Beim älteren Sohn verlor die Mutter alle Elternrechte.