Erdogan warnte Russland vor Belastung der Beziehungen

Istanbul/Moskau/Damaskus (APA/AFP) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Russland vor einem nachhaltigen Schaden für die Bezieh...

Istanbul/Moskau/Damaskus (APA/AFP) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Russland vor einem nachhaltigen Schaden für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gewarnt. Russland solle sich genau überlegen, was es tue, sagte Erdogan nach Presseberichten vom Donnerstag während einer Reise nach Japan vor mitreisenden Journalisten.

Der türkische Staatschef deutete mögliche negative wirtschaftliche Folgen für Russland aufgrund der Intervention Moskaus in Syrien an. Erfreut zeigte sich Erdogan dagegen über seine jüngsten Kontakte mit der EU-Spitze.

Seit dem Beginn der russischen Luftangriffe aufseiten der syrischen Regierung in der vergangenen Woche haben türkische Spitzenpolitiker bereits mehrmals Warnungen an Russland geschickt. Luftraumverletzungen durch russische Kampfjets an der syrischen Grenze im Süden der Türkei haben zusätzlich für Spannungen gesorgt. Bisher achtete Ankara bei aller Kritik an Moskau dennoch auf einen gemäßigten Ton. Die Türkei ist im hohen Maße von russischen Erdgaslieferungen abhängig.

Erdogan verstärkte die Kritik an Moskau nun aber merklich. Er sei „enttäuscht“ vom russischen Verhalten. Noch vor kurzem habe er ausführlich mit Präsident Wladimir Putin gesprochen; kurz darauf seien die russischen Jets in den türkischen Luftraum eingedrungen. Neuerliche Gespräche mit Putin plant er offenbar nicht: „Unter diesen Bedingungen hat es keinen Sinn, dass ich anrufe“, sagte er. Die Türkei dringt auf eine Ablösung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, während Putin als Assads wichtigster Partner gilt.

Im Hinblick auf die energiepolitischen Beziehungen zu Russland sagte Erdogan, auch Russland habe viel zu verlieren. „Das ist keine einseitige Sache. Auch Russland muss nachdenken.“ Falls nötig, könne die Türkei ihr Erdgas auch woanders kaufen. Zudem verwies er auf den geplanten Bau des ersten türkischen Atomkraftwerks, in den russische Firmen bereits drei Milliarden Dollar (2,66 Mrd. Euro) investiert hätten. Es gebe auch andere Anbieter, die Atomkraftwerke bauen könnten.

Zu seinen Gesprächen mit führenden EU-Politikern in Brüssel am Montag sagte Erdogan, die Vertreter der Europäischen Union hätten der Türkei gegenüber eine weitaus positivere Haltung an den Tag gelegt als bei früheren Gesprächen. „Besonders beim Thema Flüchtlinge erkennen sie an, dass die Türkei eine schwere Last schultert“, sagte der türkische Präsident über die EU-Spitzenpolitiker. Die EU habe die Bedeutung der Türkei erkannt.