Manager-Appelle für mehr Optimismus in Standort Europa

Alpbach (APA) - Die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Europa haben Manager und Experten beim Alpbacher Finanzsymposium unter die Lupe g...

Alpbach (APA) - Die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Europa haben Manager und Experten beim Alpbacher Finanzsymposium unter die Lupe genommen. Dabei wurde deutlich, dass mehr Optimismus angebracht wäre. „Wir konzentrieren uns zu sehr auf die Züge mit Verspätung“, brachte Alain Pilloux von der EBRD bei der Diskussion am Donnerstag einen symbolischen Vergleich.

Der Vorstandsvorsitzende von Wienerberger, Heimo Scheuch, forderte eine positivere Einstellung. „Wir brauchen mehr Optimismus in Europa“. Wenn er in Nordamerika auf einem Podium zur Standortqualität des Landes säße, wäre schon mehrmals das Wort „great“ (großartig) gefallen, spielte er auf das im Vergleich zu den Europäern deutlich ausgeprägtere Selbstbewusstsein der US-Amerikaner an.

Große Probleme bereite der Industrie die Austeritätspolitik in Europa. Weil der öffentliche Sektor unter dem Spardruck praktisch als Investor ausfalle, schlage dies auf die Industrie zurück. Scheuch forderte mehr öffentliche Investitionen in Europas Infrastruktur. So seien etwa in Norditalien nur 40 Prozent am öffentlichen Kanalnetz angeschlossen. In deutschen Städten gebe es lecke Trinkwasserleitungen. „Das Geld ist da, es fehlt der Wille“, meinte der Konzernchef des Ziegelherstellers.

Der Juncker-Plan wolle die Investitionen in Europa ankurbeln, schilderte Christoph Kuhn von der Europäischen Investitionsbank (EIB). Europa sei zwar nach wie vor in der Produktivität stark, die Investitionsbereitschaft sinke jedoch massiv. Heuer seien bereits 20 Projekte durch den Juncker-Plan unterstützt worden, im nächsten Jahr wolle man 200 Projekte finanzieren. Als Beispiel eines bereits durchgeführten Projekts nannte er ein spanisches Medizintechnikunternehmen, das keine Finanzierung von den Banken für seine Investitionen bekommen habe. Dabei wolle die EU nicht gegen die Banken arbeiten und ihnen den Markt wegnehmen, sondern mit den Geldhäusern kooperieren, betonte er.

Alain Pilloux von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sieht als Grundproblem in Europa mangelnden Optimismus. Weil die Menschen nicht mehr daran glaubten, dass es ihren Kindern besser gehen werde als ihnen selber, würden sie auch weniger Kinder bekommen. Wenn die Umgebung „sicher“ sei - von körperlicher bis zu wirtschaftlicher und sozialer Sicherheit - würde das auch helfen, das demografische Problem zu lösen, meinte er. Auch der Zustrom von Flüchtlingen könne dazu beitragen.

Ludovit Odor von der slowakischen Organisation CBR, die das Budget kontrollieren will, vermisst große Visionen für Europa. Die Europäer hätten ihre Potenziale noch lange nicht ausgeschöpft. Dazu fehlten allerdings Vorbilder mit Führungskraft.