„Die Natur ist Innen“ - Große Wolfgang-Hollegha-Personale in Graz

Graz (APA) - Wolfgang Hollegha ist einer jener Künstler, die im Wien der 1950er-Jahre der Abstraktion in Österreich zum Durchbruch verhalfen...

Graz (APA) - Wolfgang Hollegha ist einer jener Künstler, die im Wien der 1950er-Jahre der Abstraktion in Österreich zum Durchbruch verhalfen. Heute lebt der 86-Jährige am steirischen Rechberg und in Nordspanien und ist nach wie vor künstlerisch tätig. In der Neuen Galerie am Universalmuseum Joanneum in Graz können Besucher der Ausstellung „Die Natur ist Innen“ erstmals einen Blick auf sein Gesamtwerk werfen.

Neben Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer ist Wolfgang Hollegha ein zentraler Vertreter jener Nachkriegs-Avantgarde, die die österreichische Geschichte der abstrakten Malerei entscheidend mitgeschrieben hat. Holleghas Karriere hat sich dabei nicht lange auf Österreich und die Wiener Galerie nächst St. Stephan beschränkt, die ihm zunächst künstlerische Heimat war. 1958 erhielt er den Guggenheim-Preis, 1959 wurde er vom New Yorker Kunstkritiker Clement Greenberg entdeckt. Der Wegbereiter für Informel und Colourfield Painting lud ihn zu einer Gruppenausstellung mit den damaligen US-Stars der abstrakten Malerei wie Morris Louis, Barnett Newman, Kenneth Noland und David Smith ein. 1960 holte er den jungen Österreicher auch zu einer Einzelpräsentation nach New York.

„Greenberg erkannte in Holleghas Malerei das, was er mit dem Begriff der ‚Flatness‘ verband - eine Malerei in der Zweidimensionalität, die keinen Raum illusioniert und sich rein auf das Optische konzentriert“, schilderte Kurator Günther Holler-Schuster am Donnerstag beim Ausstellungsrundgang. Greenbergs Forderung, durch die Abstraktion alle Abbilder, die aus der Umwelt stammen, zu vertreiben, habe laut Holler-Schuster für Hollegha jedoch von jeher zu kurz gegriffen. „Das Gegenstandslose ist nicht sein Ziel“, betonte der Kurator.

Äste und Wurzeln, Kinderspielzeug oder auch hingeworfene Kleidungsstücke, würden immer wieder die Aufmerksamkeit des Künstlers wecken und stehen als „Motiv“ am Beginn der künstlerischen Auseinandersetzung. Über den Umweg der Zeichnung und einer malerischen Geste, bei der die Körpermotorik eine essenzielle Rolle spielt, würden die subjektive Wahrnehmungen und Empfindungen des Künstlers ins Bild übertragen und sichtbar gemacht. „Ich will nicht von der Natur weg, sondern mithilfe der Abstraktion zur Natur hin“, wird Hollegha im begleitenden Katalog zitiert.

Die aktuelle Ausstellung in der Grazer Neuen Galerie bietet die bisher beste Gelegenheit, in die Entwicklung von Holleghas Farb- und Formwelt einzutauchen und die Bilder im Hinblick auf die Wahrnehmung des Gegenständlichen, seine Abstraktion bzw. Transformation hin zu hinterfragen. Die Schau spannt einen weiten Bogen vom ganz frühen Arbeiten, über zentrale Werke, seinen Zeichnungen auf Papier bis zu den jüngsten Arbeiten in Öl. Diese hat Hollegha erst im Sommer in seinem Atelier am Rechberg in der Oststeiermark fertiggestellt.

Leider ist nur eines der „Motive“, die in einer Vielzahl in Holleghas Atelier stehen, in der Ausstellung zu sehen (ein Konglomerat aus Holzstücken und eine Stoffpuppe, alles überzogen mit einer dicken Staubschicht), weitere Beispiele finden sich in dem zur Ausstellung erscheinenden Katalog. Drei Filmdokumentationen bieten zusätzlichen Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers.

( S E R V I C E - „Ausstellung „Die Natur ist Innen - Der Maler Wolfgang Hollegha“, Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum, bis zum 7. Februar 2016. http://www.museum-joanneum.at)