Polizist wegen Amtsmissbrauchs in Graz vor Gericht

Graz (APA) - Ein Polizist ist am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht als Angeklagter vor einem Schöffensenat gestanden. Ihm wurde Amtsmissbrauch vorgeworfen, weil er private Abfragen bezüglich seiner Freundin getätigt haben soll. Der Mann erklärte, sie habe ihn darum gebeten, was sie bestritt. Dass sie ihn dann auch wegen Körperverletzung angezeigt hatte, war eher nur Nebensache im Prozess.

„Einem Polizisten brauche ich das Verfahren hier nicht zu erklären“, meinte Richter Andreas Lenz gleich zu Beginn der Verhandlung. Der Beschuldigte fühlte sich nicht schuldig und schilderte das dann auch in aller Ausführlichkeit. Er sei seit 2013 mit der Frau zusammen, „in einer lockeren Beziehung“, wie er selbst meinte. Als sie ihn bat, eine Abfrage wegen eines alten Schadensersatz-Falles für sie zu machen, willigte er offenbar ein.

Dann fand er aber laut Staatsanwältin Katharina Doppelhofer andere Informationen über sie, die er sich offenbar sehr wohl anschaute. Dabei handelte es sich unter anderem um eine Anzeige wegen Stalkings und eine Geschichte wegen gefährlicher Drohung, wovon er nichts gewusst hatte. Die Abfragen ließen sich aufgrund des genauen Protokolls nicht leugnen, der Angeklagte bestritt nur die längste Zeit, dass er ganz bewusst mehr angeschaut hatte als den Schmerzensgeld-Fall, den sie ihm geschildert hatte.

Die Körperverletzung war in dem Prozess eher ein Nebenschauplatz. Da ging es darum, dass die Freundin die Beziehung offenbar weniger locker sah als er. Als sie ihn mit seiner Exfrau im Bett erwischte, begann sie vor seinem Haus fürchterlich zu toben. Er habe versucht, sie zu beruhigen „und habe eine ordentliche Watsch‘n bekommen“, schilderte er dem Gericht. Sie fuhr daraufhin erbost zur nächsten Polizeiinspektion und zeigte den untreuen Gefährten an, weil er sie angeblich geschlagen habe.

Ein Urteil des Schöffensenats wurde für Nachmittag erwartet.