FIFA-Skandal

Blatter und Platini vor dem Aus: Was passiert jetzt bei der FIFA?

Im Korruptionsskandal hat die FIFA seinen Präsidenten Joseph Blatter und UEFA-Boss Michel Platini für 90 Tage gesperrt. Hintergrund ist ein Strafverfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft
© Reuters

Der gefallene Sepp Blatter muss nach 6331 Tagen als Präsident schamvoll sein FIFA-Büro räumen, und auch Michel Platini hat es im größten Beben der Fußball-Geschichte erwischt. Die Ethikkommission des Weltverbands entmachtete mit einem Schlag die beiden führenden Verbände und verbannt den FIFA-Chef und den Präsidenten der Europäischen Fußball-Union UEFA vorläufig für 90 Tage.

Zürich – Am schwärzesten Tag in der Geschichte von FIFA und UEFA wurden die Chefs gleich beider Verbände ins Abseits gestellt. Eine Rückkehr von FIFA-Boss Joseph Blatter wäre nicht mehr nachvollziehbar. Und auch eine Zukunft von UEFA-Präsident Michel Platini im Zirkel der Macht scheint nicht mehr realistisch.

Was bedeutet die 90-Tage-Sperre für Joseph Blatter?

6331 Tage war Joseph Blatter als FIFA-Präsident im Amt. Mit der provisorischen Sperre muss er seinen Schreibtisch nun vorerst räumen. Sein Berater verriet, dass der 79-Jährige Urlaub im Heimatkanton Wallis machen werde. Theoretisch könnte er nach Ablauf der Sperre wieder die Geschäfte übernehmen, wenn nicht ein endgültiges Urteil gefällt oder die Sanktion nach den Statuten um 45 Tage verlängert wird.

In der ersten Reaktion seiner Anwälte gab sich Blatter weiter kämpferisch. Die Theorie, dass er durch das nun praktisch besiegelte Aus der Präsidentschaftskandidaten Platini und Chung Mong Joon im Februar selbst noch einmal auf den Chefposten spekulieren könnte, mutet mehr denn je abwegig an.

Ist die Funktionärs-Karriere von Michel Platini auch beendet?

Die Situation für den Franzosen ist prekär. Die formalen Kriterien für eine FIFA-Präsidentschaftskandidatur hat er mit der Abgabe von fünf Unterstützerschreiben nationaler Verbände gerade noch vor Verhängung der Sperre erfüllt. Aber sind die Vorwürfe nicht bis zur Prüfung durch die Wahlkommission entkräftet, wird Platini sicher nicht als Kandidat zugelassen – und ist dann wohl auch als UEFA-Boss mittelfristig untragbar.

Die erste Reaktion von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach deutet zudem daraufhin, dass sogar seine Freunde und Partner Distanz aufbauen. Der deutsche Verbandsboss sprach von einem „Rucksack“ den der UEFA-Boss nun trage. Der DFBmüsse die Situation neu bewerten. ÖFB-Präsident Leo Windtner: „Es ist für alle überraschend, dass sogar Platini suspendiert wurde. Dadurch ist eine völlig neue Situation entstanden, auch für die UEFA.“

Das Exekutivkomitee der UEFA hat in einer Stellungnahme am Donnerstagabend ihrem Präsident den Rücken gestärkt. Das Gremium nominierte nach der am Donnerstag vom FIFA-Ethikrat ausgesprochenen 90-Tage-Sperre für Platini keinen Interimschef und wird zudem Einspruch gegen die Sanktion einlegen.

Dem Komitee sei „bewusst, dass der UEFA-Präsident sofort alle notwendigen Schritte unternehmen wird, um gegen die Entscheidung der FIFA-Ethikkommission Einspruch einzulegen und sich zu rehabilitieren“, heißt es in einer Mitteilung. Aktuell kann Platini allerdings durch das Urteil der rechtssprechenden Kammer des FIFA-Ethikgremiums nicht die UEFA-Geschäfte führen. Es brauche „eine sehr schnelle finale Entscheidung“, erklärte das Exekutivkomitee.

Was passiert jetzt mit der FIFA und der UEFA?

Bei beiden Verbänden springen die dienstältesten Vize-Präsidenten ein. Ironie des Fußball-Schicksals: Issa Hayatou (FIFA) und Angel Maria Villar Llona (UEFA) gelten in der Fußball-Skandalhistorie keineswegs als unbelastet. Beide sind enge Verbündete von Blatter und haben dem Schweizer stets die Treue gehalten. De facto ist ihr Einfluss aber vorerst begrenzt. Gerade bei der FIFA führen eher die Rechtsabteilung unter Jurist Marco Villiger oder Interims-Generalsekretär und Finanzchef Markus Kattner die Geschäfte.

Damit ein geordneter Übergang in Zürich möglich ist, hat DFB-Chef Wolfgang Niersbach eine Exko-Sitzung in der kommenden Woche angemahnt. Wie die UEFA sich während der Sperre von Platini aufstellt – in der auch die EM-Auslosung (12. Dezember) in Paris terminiert ist – ist noch unklar. (APA, TT.com)

Verwandte Themen