USA deuten langsameren Truppenabzug aus Afghanistan an
Kabul (APA/Reuters) - Die USA haben angesichts der schlechten Sicherheitslage in Afghanistan die Bereitschaft signalisiert, den Abzug ihrer ...
Kabul (APA/Reuters) - Die USA haben angesichts der schlechten Sicherheitslage in Afghanistan die Bereitschaft signalisiert, den Abzug ihrer Truppen vom Hindukusch zu verlangsamen. Die Präsenz amerikanischer und verbündeter NATO-Truppen in Afghanistan dürfte auch über das Jahr 2016 hinaus sinnvoll sein, sagte US-Verteidigungsminister Ash Carter am Donnerstag bei einem Treffen der Militärallianz in Brüssel.
Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte zuvor klar für eine Verlängerung des NATO-Einsatzes plädiert. Die zeitweilige Eroberung der Stadt Kunduz durch die Taliban habe gezeigt, dass der gemeinsame Weg mit den Afghanen zur Stabilisierung ihres Landes noch nicht zu Ende gegangen sei, „sondern dass wir ihn noch länger gehen müssen“.
Carter äußerte sich vorsichtiger. „Ich habe alle NATO-Partner gebeten, flexibel zu bleiben und Änderungen am bisherigen Abzugsplan in Betracht zu ziehen“, erklärte er, ohne Details zu nennen. Etliche Verbündete hätten sich dazu schon bereit erklärt. Ob der Einsatz weitergehen kann, hängt von den USA ab, die die meisten Soldaten stellen.
US-Präsident Barack Obama überprüft derzeit, in welcher Form und in welchem Umfang die US-Armee künftig weiter in Afghanistan tätig sein soll. Eigentlich wollte er als der Präsident in die Geschichte eingehen, der die US-Truppen aus dem Irak und Afghanistan heimholt. Im Irak hat sich die Sicherheitslage seither drastisch verschlechtert, und auch Afghanistan scheint sehr instabil.
Im US-Militär regt sich nach dem Schock von Kunduz, einem der größten militärischen Erfolge der Taliban seit ihrem Sturz 2001, Widerstand gegen die bisherigen Abzugspläne. Danach sollen bis Ende 2016 fast alle US-Soldaten Afghanistan verlassen, nur ein Kontingent von etwa 1.000 Soldaten würde in der Hauptstadt Kabul bleiben. Derzeit sind noch knapp 10.000 US-Soldaten im Land.
Von der Leyen warb dafür, den Abzug aus Afghanistan nicht nach einem starren Zeitplan abzuwickeln, sondern sich an der Entwicklung der Sicherheitslage zu orientieren. „Wir müssen schauen, wie wir weitermachen und ob wir länger bleiben sollten“, sagte sie in Brüssel.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg wollte sich dagegen noch nicht auf eine Verlängerung des Einsatzes festlegen. Das Bündnis werde die Lage in Afghanistan wie auch die Notwendigkeit der Militärpräsenz dort überprüfen und sich auch die Fähigkeiten der afghanischen Sicherheitskräfte anschauen. „Wir haben noch nicht abschließend darüber entschieden, wie lange der Einsatz noch dauern wird, wie viele Soldaten dort bleiben sollen und wo sie stationiert sein werden“, sagte er. Die NATO werde den Afghanen aber auf jeden Fall weiter helfen - entweder über den bisherigen Einsatz zur Ausbildung und Beratung der Sicherheitskräfte oder über einen neuen, zivil geführten Einsatz mit militärischen Elementen. Zudem werde die Allianz die afghanischen Sicherheitskräfte weiter finanziell unterstützen.
~ WEB http://www.nato.int/ ~ APA577 2015-10-08/18:31