Roms Bürgermeister wirft nach Skandalen das Handtuch
Ignazio Marino, Stadtoberhaupt von Rom war zuletzt wegen Korruption in die Schlagzeilen geraten. Am Donnerstagabend gab er seinen Rücktritt bekannt.
Rom – Roms Bürgermeister Ignazio Marino ist am Donnerstagabend zurückgetreten. Marino, der zuletzt wegen Korruption in seinem Gemeindeausschuss arg unter Beschuss geraten war, ist mit dem Vorwurf konfrontiert, sich Reisen und teure Restaurantbesuche auf Kosten der Gemeindekassen gegönnt zu haben.
Marino erklärte, er habe jetzt 20 Tage Zeit, um seine Demission zurückzuziehen. Er wolle diese Zeit nutzen, um festzustellen, ob die Möglichkeit für den Aufbau einer neuen Stadtregierung vorhanden sei. Am Donnerstagvormittag hatten drei Vertraute Marinos, darunter Vizebürgermeister Marco Causi, das Handtuch geworfen, berichteten italienische Medien. Vor dem Rathaus versammelten sich am Donnerstagnachmittag Vertreter der Oppositionsparteien, die Slogans für Marinos Rücktritt skandierten. Fans des Bürgermeisters schwenkten dagegen Plakate mit Appellen, nicht aufzugeben.
Aufgrund der Klage einiger Oppositionsparteien über Marinos Ausgaben hatte die römische Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder eingeleitet. Marinos Ausgaben wurden genau unter die Lupe genommen. 28 Reisen hat der Bürgermeister seit seinem Amtsantritt im Juni 2013 unternommen. Er soll darüber hinaus eine Kreditkarte der Gemeinde für Besuche in teuren Restaurants mit Angehörigen genutzt haben.
Der Rücktritt Marinos ist ein Imageschlag für seine Demokratische Partei (PD), der Gruppierung von Premier Matteo Renzi. Diese ist laut Umfragen in der Hauptstadt auf Talfahrt. Dafür wächst die Popularität der oppositionellen Fünf Sterne-Bewegung um den Komiker Beppe Grillo.
Der 60-jährige Marino stand seit Monaten im Kreuzfeuer der Kritik. Konfrontiert ist er mit dem gewaltigen Korruptionsskandal „Mafia Capitale“, der zur Festnahme Dutzender Lokalpolitiker geführt hat. Seine Stadtregierung bröckelte schon seit Monaten.
Zuletzt ist Marinos Reise zum katholischen Weltfamilientag in Philadelphia zum Politikum geworden. Der Politiker wurde wegen seiner mehrtägigen USA-Reise, die die zweite binnen weniger Wochen war, von seinen Widersachern scharf kritisiert. Der Bürgermeister hatte behauptet, er sei von Papst Franziskus persönlich nach Philadelphia eingeladen worden. Dieser hat eine Einladung aber entschieden bestritten. (APA)