Protokoll: Fed schaut vor Zinswende genau auf Inflation
Washington (APA/Reuters) - Die US-Notenbank (Fed) sieht auf dem Weg zu der für dieses Jahr fest ins Auge gefassten Zinswende noch gewisse Hü...
Washington (APA/Reuters) - Die US-Notenbank (Fed) sieht auf dem Weg zu der für dieses Jahr fest ins Auge gefassten Zinswende noch gewisse Hürden. Ihre Führungsmitglieder erwarten zwar mehrheitlich, dass die Bedingungen für eine Erhöhung bis zum Jahresende gegeben sein dürften, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Mitschriften der Fed-Sitzung von Mitte September hervorgeht.
Doch die zu geringe Inflation bereitet ihnen weiterhin Sorge. Der Preisverfall beim Rohöl und die Aufwertung des Dollar sorgten voraussichtlich für „zusätzlichen Abwärtsdruck“. Die Formulierung ließ Experten aufhorchen, die daraus eine weniger entschlossene Gangart der Notenbanker auf dem Weg zur Zinswende herauslasen. Dies gab der Wall Street Auftrieb.
Nach schwachen Daten vom Arbeitsmarkt waren jüngst bereits Zweifel aufgekommen, ob es die Fed tatsächlich noch 2015 wagen wird. Im Führungskreis der Notenbank gibt es einige Mitglieder, die vor einer vorschnellen Zinserhöhung warnen. Ihr Argument: Die Fed könne damit ihre Glaubwürdigkeit riskieren, wenn die Inflation weiter niedrig bleiben sollte. Die Notenbank soll mit ihrer Geldpolitik Vollbeschäftigung und stabile Preise fördern. Zuletzt blieb die Inflationsrate aber klar unter dem Ziel der Fed von zwei Prozent.
Laut Protokoll sieht sie die US-Wirtschaft jedoch weitgehend auf Kurs. Auch die Anzeichen für eine globale Konjunkturabkühlung hätten daran nichts grundlegend geändert. Der Chef der Fed von San Francisco, John Williams, sprach sich unterdessen erneut für eine Erhöhung noch in diesem Jahr aus. Wegen der annähernd erreichten Vollbeschäftigung sei ein Zinsschritt „irgendwann gegen Jahresende“ gerechtfertigt.
Die Fed hatte den Leitzins entgegen der Erwartung etlicher Experten im September nicht angehoben. Sie hat nun noch Ende Oktober oder Mitte Dezember die Möglichkeit, den Schritt zu machen. Sie hält die Zinsen seit dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Eine Erhöhung hat es seit fast zehn Jahren nicht mehr gegeben.
Bei einer Straffung könnten Anleger verstärkt ihr Geld in den USA anlegen und aus Schwellenländern abziehen. Dies könnte die globale Konjunktur treffen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet ohnehin eine Abkühlung der Weltwirtschaft - auch wegen Chinas momentaner Schwächephase. Lob erhielt Fed-Chefin Janet Yellen daher von IWF-Chefin Christine Lagarde. Yellen habe damit richtig gelegen, die Zinsen im September nicht zu erhöhen, sagte die Französin am Vorabend der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Lima.