53. Viennale: Die Spezialprogramme im Überblick

Wien (APA) - Auch in diesem Jahr wird das reguläre Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmprogramm der Viennale mit einer Reihe an Spezialprogramme...

Wien (APA) - Auch in diesem Jahr wird das reguläre Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmprogramm der Viennale mit einer Reihe an Spezialprogrammen ergänzt. Neben dem Filmmuseum steuert heuer auch das Filmarchiv Austria eine Retrospektive bei, die weit über die Festivaldauer hinausgeht. Weitere Specials reichen von Hommagen an Tippi Hedren und Manoel de Oliveira bis zum griechischen Kino der letzten zehn Jahre.

~ Tribute an Tippi Hedren Im Filmgeschäft ist Tippi Hedren

nicht mehr aktiv, die

Kinogeschichte aber hat sie als

Schauspielerin mitgeprägt: Hedren,

1930 in New Ulm (Minnesota) unter

dem Vornamen Nathalie Kay mit

europäischen Wurzeln geboren,

begann ihre Karriere als Model,

bevor Hitchcock sie entdeckte und

für sein Meisterwerk „Die Vögel“

(1962) besetzte. Zwei Jahre später

wusste sie als geheimnisvolle

„Marnie“ im gleichnamigen

Psychodrama nicht weniger zu

überzeugen, zerstritt sich aber

mit dem Regiemeister, der eine

weitere Karriere seiner Muse

verunmöglichte. Bei der Viennale

stellt die heute 85-jährige

Tierrechtsaktivistin im Rahmen

einer Hommage beide

Hitchcock-Klassiker persönlich

vor. Tribute an Raul Perrone „Der Mann aus Ituzaingo“ heißt das

Tribute an den argentinischen

Filmemacher Raul Perrone, und das

kommt nicht von ungefähr: Der

„Vater“ des argentinischen

Independent-Kinos drehte fast alle

seiner mehr als 40 Filme in und

über Ituzaingo, seiner nahe Buenos

Aires gelegenen Heimatstadt. War

eine erste Werkphase

naturalistisch geprägt, fallen

seine späteren Werke

experimenteller aus. Sein

Anspruch, so schreibt die

Viennale: „Kino als

Alltäglichkeit, Filmemachen als

Suchen nach einer eigensinnigen,

fast intimen Form von Poesie.“ Am

Ziel Wien jedoch scheint Perrone

wegen seiner Flugangst doch noch

zu scheitern: An seiner Stelle

reist der Produzent seines

neuesten Films, „Hierba“, Pablo

Ratto an. Tribute an Manoel de Oliveira Noch im Vorjahr hat er der

Viennale mit „Chafariz das

Virtudes“ ihren traditionellen

Trailer geschenkt, heuer starb der

große Regisseur Manoel de Oliveira

im stolzen Alter von 106 Jahren.

Sein portugiesischer Kollege Pedro

Costa präsentiert nun unter dem

Titel „How Green Was My Valley“

eine persönliche Auswahl an Werken

aus de Oliveiras mehr als acht

Jahrzehnte umspannendem Schaffen. In Focus: Federico Veiroj Festivaldirektor Hans Hurch sagt

ihm eine große Zukunft voraus:

1976 in Montevideo (Uruguay)

geboren, begann Federico Veiroj

seine filmische Arbeit mit Anfang

30. Sein erster Langspielfilm

„Acné“ wurde 2008 sogleich bei den

Filmfestspielen von Cannes in der

„Quinzaine des realisateurs“

ausgezeichnet, es folgten „La vida

util“ und heuer die

„post-katholische Farce“ „El

apostata“. Die Viennale lädt mit

den drei Spielfilmen sowie einem

Kurzfilmprogramm ein, das von

Melancholie und Komödie geprägte

Werk des jungen Filmemachers zu

entdecken. Special Program: Griechenland Griechenland ist mehr als nur die

Krise, in der es sich befindet.

Und mit dem griechischen Kino ist

das nicht anders. Mit ausgewählten

Beiträgen von 2005 bis 2015 will

Vassily Bourikas, Kurator u.a. des

Thessaloniki International

Filmfestivals, vor Augen führen,

dass ein breites Spektrum

griechischer Filme es vermögen,

„sich mit allen möglichen Themen

und Formen zu befassen und jeder

Kategorisierung zu trotzen“. Auf

internationalen Filmfestivals

vertretene Regisseure wie Yannis

Economides und Yannis Fagras sind

ebenso vertreten wie unbekanntere

Namen. Special Program: The 3Rs Die traditionelle Reihe kleinerer

Personalen versammelt heuer unter

dem Titel „The 3 Rs“ Protagonisten

des unabhängigen kurzen Kinos,

deren Verbindungen sich ein

„geistig reges bzw. emotional

reifes bzw. rücksichtsvolles

Publikum“ selbst erarbeiten soll,

fordert die Viennale. Aus den USA

werden Filmessayist Mark Rappaport

und seine verstorbene Landsfrau

Anne Charlotte Robertson

gewürdigt, aus Frankreich reist

der Franzose Jean-Claude Rousseau

an. Hard, Fast and Beautiful: Ida Die gewohnt männerlastige Reihe an Lupino Spezialprogrammen wertet Ida

Lupino (1918-1995) deutlich auf:

In den 50er-Jahren etablierte sich

die Tochter eines Künstlerpaares

als eine der ersten Regisseurinnen

und Produzentinnen Hollywoods. Mit

ihrem Status als Filmstar nach

Warner-Filmen wie „High Sierra“

unzufrieden, gründete die

gebürtige Britin ihre eigene

Produktionsfirma und drehte sechs

B-Filme, ehe sie zum Fernsehen

wechselte. Aus dieser Zeit zeigt

die Viennale „What beckoning

ghost?“ (1961) aus der NBC-Serie

„Thriller“. Und auch „Not Wanted“

(1949) trägt ihre Handschrift -

sprang Lupino doch einst für den

erkrankten Clifton am Regiestuhl

ein. Austrian Pulp: Genre-Kino aus Mit dem unerhörten, etwas anderen Wien und anderswo österreichischen Kino wird das neu

eröffnete Metro Kinokulturhaus in

der Wiener Innenstadt gehörig

eingeweiht: Genre-Kino,

„angereichert mit den großen

Geschmacksverstärkern Sex, Sleaze

und Nacktheit, Grusel, Gewalt und

Niedertracht“, verspricht Kurator

Paul Poet, und zeigt 54 Filme aus

dem Horror-, Splatter-, Porno- und

Actiongenre, die aber dennoch in

keine Schublade passen. Eröffnet

wird die Reihe des Filmarchivs

Austria mit der restaurierten

Erstaufführung des

Genre-Klassikers „Geissel des

Fleisches“ (1965) von Eddy Saller.

14 der insgesamt 41 abendfüllenden

Programme sind im Rahmen der

Viennale zu sehen. ~ (S E R V I C E - 53. Viennale, 22. Oktober bis 5. November an verschiedenen Spielstätten in Wien. www.viennale.at)