Deutscher Buchpreis - Monique Schwitter sieht „Eins im Andern“
Frankfurt am Main (APA/dpa) - Den Bachmannpreis hat die Deutsch-Schweizerin Monique Schwitter heuer nicht bekommen. Doch mit dem Liebesroman...
Frankfurt am Main (APA/dpa) - Den Bachmannpreis hat die Deutsch-Schweizerin Monique Schwitter heuer nicht bekommen. Doch mit dem Liebesroman „Eins im Andern“, von dem sie Auszüge in Klagenfurt las, ist sie nun für den Deutschen Buchpreis nominiert. Damit sorgt sie - neben Jurymitglied Markus Hinterhäuser - für die einzige österreichische Präsenz bei der Verleihung: Ihr Buch ist im Grazer Droschl Verlag erschienen.
Schwitter glaubt an die Kraft der Literatur. Ihre Lust am Schreiben habe mit Liebesbriefen begonnen, sagte die Wahl-Hamburgerin einmal. 1972 in Zürich geboren, studierte Schwitter Theaterregie und Schauspiel in Salzburg. Sie war an den Schauspielhäusern von Zürich, Frankfurt, Graz und Hamburg engagiert. Während dieser Zeit glänzte Schwitter mit eigenen Inszenierungen und musikalischen Programmen. Darüber hinaus veranstaltete sie Soireen und literarische Salons.
Für ihren Debütband „Wenn‘s schneit beim Krokodil“ (2005) wurde Schwitter 2006 mit dem Robert-Walser-Preis und dem Förderpreis der Schweizer Schillerstiftung ausgezeichnet. Danach erschienen 2008 der Roman „Ohren haben keine Lider“ und das Theaterstück „Himmels-W“. Schwitter verabschiedete sich 2010 von der Bühne und lebt seitdem als freie Schriftstellerin in Hamburg. 2011 veröffentlichte sie den Erzählband „Goldfischgedächtnis“. Seit 2012 ist sie Mitglied der Hamburger Freien Akademie der Künste.
Beim Bachmannpreis erregte Monique Schwitters Text „Esche“ Aufsehen: Unter einer Esche soll ein Waldgrab liegen, in dem einige Familienmitglieder die letzte Ruhe finden sollen. Die gemeinsame Suche eines Manns und einer Frau ist ebenso verzwickt wie die Familienverhältnisse und auch die Beziehung des Paares. Im Roman „Eins im Andern“ begegnet man dem Text unter dem Titel „Scheinpaar“ wieder. Die Geschichte einer ungewöhnlichen und fürsorglichen Beziehung (Freund Nathanael hilft im Haushalt und bei der Kinderbetreuung während der Mann der Ich-Erzählerin unterwegs ist) liegt nun als sechstes Kapitel in der Mitte eines Stroms von Erinnerungen, mit denen die Erzählerin die Männer ihres Lebens Revue passieren lässt. Zwölf werden es. Männer gibt es also im Dutzend. Doch sie sind keineswegs Dutzendware. Es sind überaus differenzierte Geschichten, die Schwitter erzählt, mit durchwegs ungewöhnlichen Protagonisten.
Man ist als Leser durch eine raffinierte Erzählkonstruktion bei der Entstehung des Buches quasi mit dabei und hat gleich mehrfach Gelegenheit, sich zu fragen, ob die zahlreichen Berührungspunkte der Erzählerinnen-Biografie mit der echten Autorinnen-Biografie als raffiniertes Versteckspiel oder erstaunliche Offenherzigkeit zu verstehen sind. So oder so ist „Eins im Andern“ ein höchst persönliches Buch geworden, das - erstaunlich bei einem so abgenützten Sujet - ganz ohne Klischee auskommt. Es ist ein unkonventioneller Liebesroman, in dem es kaum Sexszenen und gar keine Schlüpfrigkeiten gibt, der aber dennoch ganz, ganz nahe an seine Protagonisten rückt und gelegentlich sogar mit ihnen das Bett teilt.
Es sind wilde und intensive, kurze und lange, doch nie vorhersehbare Beziehungen, von denen hier mit vielen Zeitsprüngen erzählt wird, denn „die ganze Männerchronologie wird durchkreuzt“, „das Leben spielt nicht mit. Es drängt herein in mein Buch und greift nach der Handlung.“ Mehr als einmal scheint die Erzählerin darüber zu staunen, was alles auftaucht beim Kramen in den Erinnerungen, und auf was sie sich alles eingelassen hat in ihrem Leben - Glück und Enttäuschung, Kindersegen und Freiheitsdrang in den wildesten Kombinationen nach-und nebeneinander.
(S E R V I C E - Monique Schwitter: „Eins im Andern“, Droschl Verlag, 232 S., 19 Euro)