Tirol

Wenn Kindern alles egal ist

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Für Kinder mit Schwierigkeiten gibt es in Tirol zu wenig Plätze, kritisiert die Interessenvertretung sozialpädagogischer Wohngruppen.

Innsbruck –Die Kinder erreichen. Ihnen Vertrauen, das verlorengegangen ist, wieder zurückgeben. Vor dieser Herausforderung stehen Tag für Tag Menschen in den sozialpädagogischen Einrichtungen des Landes, wo Kinder mit Schwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten betreut werden. Anlässlich einer Fachtagung in Innsbruck kritisierte die Interessenvertretung sozialpädagogischer Wohngruppen (IVSWG) jetzt fehlende Möglichkeiten in Tirol.

An die 500 Kinder mit Problemen werden derzeit in Tiroler Einrichtungen betreut. „Es gibt zu wenig Plätze. Vor allem gibt es einen großen Bedarf für Kleinkinder“, sagt Reinhard Halder, Geschäftsführer des Vereins Jugendland. Eigentlich sollten die Kinder in jenen Regionen betreut werden, aus denen sie stammen. Die Realität sei aber, dass „jedes achte Kind nicht in Tirol untergebracht“ wird, sondern in den Nachbar-Bundesländern oder im Ausland. Deshalb, so erklärt es Walter Wehinger, Sprecher der IVSWG, habe Tirol „Nachholbedarf bei der Betreuung von Kindern mit Schwierigkeiten“. Und Wehinger warf anlässlich der Tagung mit rund 60 Teilnehmern aus dem sozialpädagogischen Bereich die Frage auf: „Was sind die Politik und Öffentlichkeit bereit, dafür zu investieren?“ Einerseits seien die Betreuung und der Zugang zu den Kindern wichtig, andererseits müssten die Fachkräfte besser unterstützt werden. „Wenn die finanzielle Unterstützung nicht steigt, werden Fachkräfte verloren gehen“, sagt Klaus Wolf, Professor an der Uni Siegen/Deutschland, der auf der Tagung ein Fachreferat hielt. Und: „Es sind oft Kinder in Heimen, denen alles egal ist.“ Hier müsse erst Vertrauen aufgebaut werden. Die Betreuer seien dabei die ersten Ansprechpartner.

Derartige Einrichtungen müssten flexibel sein, was momentan eine Tiroler Stärke sei. Aber: Gibt es zu wenig Geld, dann werde standardisiert, weshalb die individuellen Qualifikationen verlorengingen, sagte Halder. Wehinger erklärte: „Geld für die Kinderwohlfahrt ist eine Investition in die Zukunft Tirols.“ Wolf, der seinen Forschungsschwerpunkt auf Heimerziehungshilfen und Pflegekinderwesen legt, sieht die Rückführung als Schlüssel für den Erfolg. Mit mehr Familienbetreuung und besserer Rückführung könnte man Gelder einsparen. (puma)

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