Alpbacher Zins- und Währungsprognose: Geldschwemme drückt Zinsen

Alpbach (APA) - Experten von Großbanken erwarten in ihrer heurigen Alpbacher Zins- und Währungsprognose, dass die kurzfristigen Zinsen in Eu...

Alpbach (APA) - Experten von Großbanken erwarten in ihrer heurigen Alpbacher Zins- und Währungsprognose, dass die kurzfristigen Zinsen in Europa leicht negativ bleiben, die langfristigen Zinsen jedoch wieder steigen werden. In den USA sollen sowohl kurz- als auch langfristige Zinsen nach oben gehen. Öl wird wieder etwas teurer, bleibt aber mit 61 Dollar (54,20 Euro) pro Barrel weiterhin günstig.

Die Drei-Monats-Zinsen beim Euro werden den Experten zufolge bis Ende Juni von derzeit -0,05 auf -0,06 Prozent minimal sinken. Die Folgen der Geldschwemme in Europa bleiben erhalten, kommentierte Industriellenvereinigungs-Ökonom Christian Helmenstein. Die langfristigen 10-Jahres-Zinsen in Europa sollen von derzeit 0,87 Prozent auf 1,31 Prozent steigen.

Im Dollarraum steigen gemäß der heute, Freitag, beim Alpbacher Finanzsymposium veröffentlichten Prognose die kurzfristigen Zinsen von 0,32 auf 1,00 Prozent, die langfristigen Zinsen von 2,03 auf 2,81 Prozent.

Der Ölpreis werde von 51,62 Dollar pro Barrel Brent Oil auf 61 Dollar steigen, bleibe damit aber weiterhin weit unter den dreistelligen Rekordwerten der Vergangenheit. Der Ölpreis bleibe niedrig genug, um durch eine Entlastung der Haushalte zu mehr Konsum zu führen, was die Konjunktur stützen werde, meinte Helmenstein.

Beim wichtigsten Wechselkurs, dem Euro-Dollar-Verhältnis, erwarten die Experten der Großbanken im Schnitt eine Abschwächung des Euro. Der Kurs werde von 1,1266 auf 1,0800 sinken, so der Durchschnitt der Erwartungen.

Die Prognostiker sind sich jedoch nicht einig: Die BAWAG erwartet eine Seitwärts-Bewegung, die UniCredit hingegen setzt sogar auf eine leichte Stärkung des Euro zum Dollar. Den schwächsten Euro erwartet RBI-Analyst Peter Brezinschek. Er sieht seine Prognose mit der zunehmenden Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone begründet.

Beim Euro-Franken-Kurs können die Häuslbauer und alle, die sich noch in Schweizer Franken verschuldet haben, leichte Hoffnungen hegen: Der Franken soll sich etwas abschwächen. Die Schweizer Währung habe etwas ihren „Nimbus als sicherer Hafen verloren“, meinte UniCredit-Ökonom Michael Rottmann. Das sehen auch RBI und BAWAG so, lediglich die Commerzbank setzt auf einen stärkeren Franken.

Der Wechselkurs Euro-Yen soll laut der Prognose im wesentlichen gleich bleiben.

Unter der Leitung von Christian Helmenstein (Industriellenvereinigung) haben folgende Prognostiker ihre Erwartungen eingebracht: Peter Brezinschek (RBI), Ingo Jungwirth (BAWAG P.S.K.), Rainer Guntermann (Commerzbank) und Michael Rottmann (UniCredit Group). Die Prognose bezieht sich auf den 30. Juni 2016. Ausgangswert sind die Daten vom 8. Oktober 2015.

Bei der vorjährigen Alpbacher Zins- und Währungsprognose 2014/15 lagen die Experten übrigens ziemlich daneben, sowohl was die Entwicklung der Zinsen als auch der wichtigsten Währungen betraf. Komplett falsch eingeschätzt wurde die Entwicklung des Ölpreises. Statt wie prognostiziert von 94 auf 105,25 Dollar je Barrel (Brent) zu steigen, gab der Ölpreis kräftig auf 59,1 Dollar nach.

( 1164-15, Format 88 x 72 mm))