Wien-Wahlen

SPÖ deutlich vor FPÖ: Häupl gewinnt das Duell um Wien

Michael Häupl (SPÖ) bleibt die Nummer eins in Wien, für Herausforderer Heinz-Christian Strache (FPÖ) bleibt trotz Zugewinne nur die Oppositionsrolle.
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Das Kopf-an-Kopf-Rennen blieb aus: Bürgermeister Michael Häupl hat das „Duell um Wien“ überraschend deutlich gegen Herausforderer HC Strache für sich entschieden. Mit mehr als 39 Prozent bleibt die SPÖ klar vor der FPÖ. Die Grünen verlieren leicht, starke Verluste setzte es für die ÖVP. Die NEOS schaffen den Einzug in den Gemeinderat.

Wien - In Wien wurden am Sonntag die politischen Weichen für die nächste Legislaturperiode gestellt. Und die SPÖ von Bürgermeister Michael Häupl hat sich überraschend deutlich durchgesetzt. Häupl konnte das im Vorfeld ausgerufene „Duell um Wien“ gegen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache klar für sich entscheiden. Laut vorläufigem Endergebnis (ohne Briefwahlstimmen!) kommt die SPÖ auf 39,4 Prozent, die FPÖ auf 32,3 Prozent. Damit verlor die SPÖ 4,9 Prozentpunkte gegenüber dem Urnengang von 2010 (44,34 Prozent). Die FPÖ legte gegenüber der letzten Wiener Wahl (2010: 25,77 Prozent) 6,5 Prozentpunkte zu.

Das vorläufige Endergebnis in Wien. Die Wahlkarten könnten den Grünen noch ein zusätzliches Mandat bringen (das von der FPÖ käme). Die Wahlbeteiligung mit Briefwählern liegt bei 74,4 Prozent.
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Die Grünen überholten mit 11,1 Prozent trotz Verlusten die ÖVP, die mit 8,7 Prozent (2010: 13,99 Prozent) das schlechteste schwarze Ergebnis aller Zeiten einfuhr. Sicher den Sprung in den Wiener Landtag geschafft haben die NEOS, die im vorläufigen Endergebnis mit 6,0 Prozent ausgewiesen werden.

Ergebnis inklusive Wahlkartenprognose

Im vorläufigen Endergebnis sind aber die rund 160.000 Wahlkarten noch nicht eingerechnet. Diese werden erst am Montag ausgezählt. Aussagekräftiger ist daher die Hochrechnung, die alle ausgezählten Stimmen und eine Prognose der Wahlkarten enthält. Diese sieht so aus: SPÖ 39,5 Prozent (-4,8); FPÖ 31,0 Prozent (+5,3); ÖVP 9,2 Prozent (-4,8); Grüne 11,6 (-1,0); NEOS 6,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 74,4 Prozent.

Rot-schwarze oder rot-grüne Koalition

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) schloss noch am Wahlabend eine Koalition mit den Blauen erneut aus. Mit Grünen und ÖVP will er reden. Häupl gestand aber auch ein, dass er sich natürlich nicht über ein Minus vor dem SPÖ-Ergebnis freue. Und er deutete Modernisierungswillen innerhalb seiner Partei an: „Ich werte dieses Wahlergebnis nicht als Auftrag, so weiterzumachen wie bisher“, sagte der Bürgermeister.

Zwar kam die FPÖ nicht einmal in Griffweite des angestrebten Bürgermeistersessels, Parteichef und Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache wollte sich den Erfolg trotzdem „nicht kleinreden“ lassen. Mit 35 Mandaten haben die Freiheitlichen nicht nur erstmals ein Anrecht auf einen Vizebürgermeister (der mangels Regierungsbeteiligung allerdings ohne Ressortverantwortung bleiben wird), sondern sie werden damit auch über eine Sperrminorität im Landtag verfügen und somit zum Beispiel Stadtverfassungsänderungen blockieren können.

Grünen-Spitzenkandidatin Maria Vassilakou sprach sich gleich am Sonntag für eine Weiterführung der rot-grünen Koalition aus: „Wir stehen auf alle Fälle bereit, die gute Zusammenarbeit auch in den kommenden fünf Jahren fortzusetzen.“ Die grüne Frontfrau hatte vor der Wahl mehrfach angekündigt, bei einem Minus vor dem Ergebnis zurückzutreten. Einen solchen Schritt ließ sie am Wahlabend vorerst allerdings offen.

Wiener ÖVP-Chef wirft das Handtuch

Ein personelles Opfer hat der Sonntag jedenfalls gefordert: ÖVP-Chef Manfred Juraczka kündigte noch am Abend seinen Rücktritt an. Sein Angebot lautet, bis zum Landesparteitag im Februar 2016 im Amt zu bleiben: „Ich biete es an, damit es hier eine geordnete Übergabe gibt. Wenn man aber meint, ich soll das Amt gleich zur Verfügung stellen, ist es mir auch recht“, sagte er. Die ÖVP fuhr unter seiner Führung ihr bisher schlechtestes Ergebnis überhaupt ein und wurde einstellig.

Jubeln durften die NEOS, die nach Misserfolgen in vorangegangenen Regionalwahlen den Einzug in das Wiener Stadtparlament schafften. Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger freute sich über den „sehr guten Erfolg“. Darüber, ob man bei etwaigen Koalitionsverhandlungen mitmischen werde, wollte sie noch nicht spekulieren.

Ergebnisse, Reaktionen und Hintergründe zum Wahltag in Wien gibt‘s in unserem Wahl-Ticker.

Wien-Wahl 2015

ÖVP wohl ganz ohne Grundmandat

23:38 Uhr

Das desaströse Abschneiden der ÖVP bei der Wiener Gemeinderatswahl hat auch zur Folge, dass die Schwarzen nach derzeitigem Stand kein einziges Grundmandat in den insgesamt 18 Wahlkreisen erringen konnten. Dadurch werden wohl einige mehr oder weniger namhafte Kandidaten, die nicht noch zusätzlich über die Landesliste abgesichert sind - wie Landtmann-Chef Berndt Querfeld -, kein Mandat bekommen.

Im Jahr 2010 schafften die Rathaus-Schwarzen noch acht Grundmandate - und zwar in den Wahlkreisen Zentrum (1., 4., 5. und 6.), Innen-West (7., 8. und 9. Bezirk) sowie in den - mit den Bezirken identen - Wahlkreisen Hietzing, Währing, Döbling, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing. Diesmal ging man in den Wahlkreisen leer aus - vorausgesetzt, die Briefwahlstimmen, deren Ergebnis in der Nacht auf Dienstag vorliegen werden, bringen hier nicht doch noch eine Veränderung.

FPÖ erobert Simmering

23:35 Uhr

Die Bezirksvertretungswahlen haben in Wien eine Premiere gebracht: Die FPÖ ist laut vorläufigem Endergebnis (ohne Briefwähler) im Flächenbezirk Simmering stärkste Partei. Damit wird sie künftig dort den Bezirksvorsteher stellen. Die Roten wurden auf Platz zwei verwiesen. 43,47 Prozent fuhren die Blauen im 11. Bezirk ein, ein Plus von 9,26 Prozent. Die SPÖ büßte 9,19 Prozentpunkte ein und musste sich mit 40 Prozent zufriedengeben. Der neue Bezirkschef wird nun wohl Paul Stadler. Er ist bereits seit 1996 stellvertretender FPÖ-Bezirksvorsteher in der einst roten Hochburg.

Riesenjubel mit selbstkritischen Tönen bei der SPÖ

22:40 Uhr