Wien-Wahlen

SPÖ deutlich vor FPÖ: Häupl gewinnt das Duell um Wien

Michael Häupl (SPÖ) bleibt die Nummer eins in Wien, für Herausforderer Heinz-Christian Strache (FPÖ) bleibt trotz Zugewinne nur die Oppositionsrolle.
© APA/Fohringer

Das Kopf-an-Kopf-Rennen blieb aus: Bürgermeister Michael Häupl hat das „Duell um Wien“ überraschend deutlich gegen Herausforderer HC Strache für sich entschieden. Mit mehr als 39 Prozent bleibt die SPÖ klar vor der FPÖ. Die Grünen verlieren leicht, starke Verluste setzte es für die ÖVP. Die NEOS schaffen den Einzug in den Gemeinderat.

Wien - In Wien wurden am Sonntag die politischen Weichen für die nächste Legislaturperiode gestellt. Und die SPÖ von Bürgermeister Michael Häupl hat sich überraschend deutlich durchgesetzt. Häupl konnte das im Vorfeld ausgerufene „Duell um Wien“ gegen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache klar für sich entscheiden. Laut vorläufigem Endergebnis (ohne Briefwahlstimmen!) kommt die SPÖ auf 39,4 Prozent, die FPÖ auf 32,3 Prozent. Damit verlor die SPÖ 4,9 Prozentpunkte gegenüber dem Urnengang von 2010 (44,34 Prozent). Die FPÖ legte gegenüber der letzten Wiener Wahl (2010: 25,77 Prozent) 6,5 Prozentpunkte zu.

Das vorläufige Endergebnis in Wien. Die Wahlkarten könnten den Grünen noch ein zusätzliches Mandat bringen (das von der FPÖ käme). Die Wahlbeteiligung mit Briefwählern liegt bei 74,4 Prozent.
© APA

Die Grünen überholten mit 11,1 Prozent trotz Verlusten die ÖVP, die mit 8,7 Prozent (2010: 13,99 Prozent) das schlechteste schwarze Ergebnis aller Zeiten einfuhr. Sicher den Sprung in den Wiener Landtag geschafft haben die NEOS, die im vorläufigen Endergebnis mit 6,0 Prozent ausgewiesen werden.

Ergebnis inklusive Wahlkartenprognose

Im vorläufigen Endergebnis sind aber die rund 160.000 Wahlkarten noch nicht eingerechnet. Diese werden erst am Montag ausgezählt. Aussagekräftiger ist daher die Hochrechnung, die alle ausgezählten Stimmen und eine Prognose der Wahlkarten enthält. Diese sieht so aus: SPÖ 39,5 Prozent (-4,8); FPÖ 31,0 Prozent (+5,3); ÖVP 9,2 Prozent (-4,8); Grüne 11,6 (-1,0); NEOS 6,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 74,4 Prozent.

Rot-schwarze oder rot-grüne Koalition

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) schloss noch am Wahlabend eine Koalition mit den Blauen erneut aus. Mit Grünen und ÖVP will er reden. Häupl gestand aber auch ein, dass er sich natürlich nicht über ein Minus vor dem SPÖ-Ergebnis freue. Und er deutete Modernisierungswillen innerhalb seiner Partei an: „Ich werte dieses Wahlergebnis nicht als Auftrag, so weiterzumachen wie bisher“, sagte der Bürgermeister.

Zwar kam die FPÖ nicht einmal in Griffweite des angestrebten Bürgermeistersessels, Parteichef und Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache wollte sich den Erfolg trotzdem „nicht kleinreden“ lassen. Mit 35 Mandaten haben die Freiheitlichen nicht nur erstmals ein Anrecht auf einen Vizebürgermeister (der mangels Regierungsbeteiligung allerdings ohne Ressortverantwortung bleiben wird), sondern sie werden damit auch über eine Sperrminorität im Landtag verfügen und somit zum Beispiel Stadtverfassungsänderungen blockieren können.

Grünen-Spitzenkandidatin Maria Vassilakou sprach sich gleich am Sonntag für eine Weiterführung der rot-grünen Koalition aus: „Wir stehen auf alle Fälle bereit, die gute Zusammenarbeit auch in den kommenden fünf Jahren fortzusetzen.“ Die grüne Frontfrau hatte vor der Wahl mehrfach angekündigt, bei einem Minus vor dem Ergebnis zurückzutreten. Einen solchen Schritt ließ sie am Wahlabend vorerst allerdings offen.

Wiener ÖVP-Chef wirft das Handtuch

Ein personelles Opfer hat der Sonntag jedenfalls gefordert: ÖVP-Chef Manfred Juraczka kündigte noch am Abend seinen Rücktritt an. Sein Angebot lautet, bis zum Landesparteitag im Februar 2016 im Amt zu bleiben: „Ich biete es an, damit es hier eine geordnete Übergabe gibt. Wenn man aber meint, ich soll das Amt gleich zur Verfügung stellen, ist es mir auch recht“, sagte er. Die ÖVP fuhr unter seiner Führung ihr bisher schlechtestes Ergebnis überhaupt ein und wurde einstellig.

Jubeln durften die NEOS, die nach Misserfolgen in vorangegangenen Regionalwahlen den Einzug in das Wiener Stadtparlament schafften. Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger freute sich über den „sehr guten Erfolg“. Darüber, ob man bei etwaigen Koalitionsverhandlungen mitmischen werde, wollte sie noch nicht spekulieren.

Ergebnisse, Reaktionen und Hintergründe zum Wahltag in Wien gibt‘s in unserem Wahl-Ticker.

Wien-Wahl 2015

ÖVP wohl ganz ohne Grundmandat

23:38 Uhr

Das desaströse Abschneiden der ÖVP bei der Wiener Gemeinderatswahl hat auch zur Folge, dass die Schwarzen nach derzeitigem Stand kein einziges Grundmandat in den insgesamt 18 Wahlkreisen erringen konnten. Dadurch werden wohl einige mehr oder weniger namhafte Kandidaten, die nicht noch zusätzlich über die Landesliste abgesichert sind - wie Landtmann-Chef Berndt Querfeld -, kein Mandat bekommen.

Im Jahr 2010 schafften die Rathaus-Schwarzen noch acht Grundmandate - und zwar in den Wahlkreisen Zentrum (1., 4., 5. und 6.), Innen-West (7., 8. und 9. Bezirk) sowie in den - mit den Bezirken identen - Wahlkreisen Hietzing, Währing, Döbling, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing. Diesmal ging man in den Wahlkreisen leer aus - vorausgesetzt, die Briefwahlstimmen, deren Ergebnis in der Nacht auf Dienstag vorliegen werden, bringen hier nicht doch noch eine Veränderung.

FPÖ erobert Simmering

23:35 Uhr

Die Bezirksvertretungswahlen haben in Wien eine Premiere gebracht: Die FPÖ ist laut vorläufigem Endergebnis (ohne Briefwähler) im Flächenbezirk Simmering stärkste Partei. Damit wird sie künftig dort den Bezirksvorsteher stellen. Die Roten wurden auf Platz zwei verwiesen. 43,47 Prozent fuhren die Blauen im 11. Bezirk ein, ein Plus von 9,26 Prozent. Die SPÖ büßte 9,19 Prozentpunkte ein und musste sich mit 40 Prozent zufriedengeben. Der neue Bezirkschef wird nun wohl Paul Stadler. Er ist bereits seit 1996 stellvertretender FPÖ-Bezirksvorsteher in der einst roten Hochburg.

Riesenjubel mit selbstkritischen Tönen bei der SPÖ

22:40 Uhr

Riesenjubel, "totale Erleichterung" und Euphorie, aber auch ein paar selbstkritische Töne prägten die Wahlparty der SPÖ im Festzelt in der Löwelstraße. Während die meisten Genossen hüpften, klatschten und es selbst kaum glauben konnten, forderte Bürgermeister Michael Häupl ein "energisches Nachdenken", ob die derzeitige sozialdemokratische Politik das "Nonplusultra" sei.

Zunächst war aber erst einmal feiern angesagt: Genossen fielen sich in die Arme, Gruppenselfies wurden geschossen und der eine oder andere Stadtrat wurde beim ausgelassenen Shaken gesichtet. Ohrenbetäubenden Applaus erntete dann - als "Bürgermeister der Herzen" angekündigt - Michael Häupl, der gemeinsam mit Bundeskanzler Werner Faymann und einigen Ministern einzog. "Michi Häupl, Bürgermeister" - lautete der Sprech- und Hüpfchor, der zunächst von einigen begonnen, schließlich auf große Teile des voll gefüllten Zelts übersprang.

Dieser nutzte die Gelegenheit dann auch gleich, um sich bei allen zu bedanken: "Schön hier bei euch zu sein!", rief er. "Wir haben jene in die Schranken gewiesen, die sich schon als Eroberer des Rathauses gesehen haben", meinte er in seiner Rede. Von Strache und seinen Bürgermeisterambitionen wäre schon jetzt nichts mehr zu sehen: "Und er ist auch schon wieder fort, wahrscheinlich geht's schon wieder nach Ibiza", so Häupl.

Nach den Dankesworten schlug der Bürgermeister jedoch durchaus selbstkritische Töne an: "Dieses Wahlergebnis ist auch ein Auftrag an uns, ganz energisch darüber nachzudenken, ob das, wie wir die politische Arbeit der Sozialdemokratie machen, wirklich das Nonplusultra ist, oder ob wir doch da oder dort noch etwas besser machen können", meinte er und erntete selbst hier Applaus. Denn man habe schon den einen oder anderen Beschluss gefasst, sich über seine Großartigkeit gefreut, ihn aber dann nicht umgesetzt, konstatierte er. "Nächstes Mal könnte es sein, dass es nicht mehr so geht", gab er zu bedenken.

Man müsse mehr rausgehen, mit den Menschen sprechen und ihre Sorgen und Ängste ernst nehmen, betonte er. "Was nicht heißt, dass wir allen nach dem Mund reden", stellte er klar. Nun habe man sich aber erst einmal ein schönes Fest verdient, auch wenn die Arbeit gleich morgen weitergehe, meinte der Bürgermeister, was ihm erneut riesigen Applaus einbrachte. Zu "An Tagen wie diesen" von den Toten Hosen schunkelte und klatschte dann selbst Häupl.

Grüne Party mit bleibefreudiger Vassilakou

22:38 Uhr

In gelöster Stimmung haben die Grünen ihr Abschneiden bei der Wien-Wahl in der Disco im Volksgarten gefeiert. Die in grünes Schummerlicht getauchten Räume waren gut gefüllt, und Spitzenkandidatin Maria Vassilakou wurde bei ihrem Eintreffen ausgiebig beklatscht. Von einem Rückzug der Spitzenkandidatin war keine Rede mehr. Vassilakou zeigte sich vielmehr "geehrt eure Chefin zu sein".

Bevor sie sich an das Publikum wandte, gönnte sich Vassilakou erst einmal einen Drink an der Bar. Es gehe ihr "eh ganz gut", meinte sie dann lachend. Sie habe sich seit Wochen auf diesen Moment gefreut, an dem die Wahl geschlagen sei und endlich Klarheit herrsche.

Den Wahlkampf schilderte sie als ungemein anstrengend. Bereits im August sei klar gewesen, dass man um jede Stimme laufen müsse und dass auch ein Verlust möglich sei, weil Grünwähler ihre Stimme taktisch der SPÖ geben könnten. Man habe daher alles in die Schlacht geworfen - "ich sogar mich selber in einem bestimmten Moment", so Vassilakou in ihrer einzigen Anspielung an die Ankündigung, bei einem Wahlverlust zurückzutreten.

Euphorische Stimmung bei NEOS-Wahlparty

22:34 Uhr

Jubel und Freude über den Einzug der NEOS in den Wiener Gemeinderat herrschten am Sonntagabend bei der pinken Wahlfeier. Als Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger gegen 21.15 Uhr im Lokal "Ludwig & Adele" im Künstlerhaus eintraf, wurde sie mit tosendem Applaus und "So sehen Sieger aus"-Sprechchören begrüßt. "Wir haben's geschafft!", rief sie, nachdem sie viele ihre Mitstreiter umarmt hatte.

In der randvollen und mit pinken Luftballons geschmückten Location hatten die NEOS-Anhänger seit dem Nachmittag die Hochrechnungen verfolgt. "Fühlt euch umarmt und fühlt euch tausendmal geküsst", sagte Meinl-Reisinger und bedankte sich in einer kurzen Rede, die mehrmals von aufbrandendem Applaus unterbrochen wurde, bei den Kandidaten und ihren Mitstreitern.

Auch Bundesparteichef Matthias Strolz, der noch bei der ORF-Sendung "Im Zentrum" zu Gast war, richtete sie ihren Dank aus. "Das ist ganz großartig, was uns da gelungen ist", meinte sie. "Wir sind wirklich die Gewinner des heutigen Abends." Jetzt werde gefeiert, "ich mag nicht mehr reden", sagte sie und zitierte unter Gelächter Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ): "Man bringe den Spritzwein!"

ÖVP-Wahlparty mit langen Gesichtern

22:33 Uhr

Eine Party sieht anders aus: Nach dem historisch schlechtesten Wahlergebnis und dem angekündigten Rückzug von ÖVP-Landesparteichef Manfred Juraczka wollte in der Landesparteizentrale der Hauptstadtschwarzen am Sonntagabend nicht wirklich Stimmung aufkommen. Wundenlecken war angesagt.

An den Stehtischen im vormaligen "Cafe di Gio" diskutierten die Funktionäre bei Brötchen, Bier und Knabbereien das schlechte Abschneiden ihrer Partei. Für die Musikbeschallung sorgte übrigens die politische Konkurrenz. Die FPÖ hatte direkt vor der ÖVP-Landesparteizentrale ihr Zelt aufgebaut und feierte lautstark. Selbst das laut aufgedrehte TV-Gerät im Raum schaffte es kaum, die freiheitlichen Gesänge und Discobässe zu übertönen.

Außenminister Sebastian Kurz ließ sich nur kurz in der Landesparteizentrale blicken: Es sei ein "schmerzliches Ergebnis", zog er Bilanz. Es habe in Wien eine Zuspitzung um den ersten Platz gegeben. Die kleineren Parteien Grüne und ÖVP hätten darunter gelitten, sagte er und verschwand flugs wieder. Ebenfalls blicken ließen sich Ex-Wirtschaftskammerpräsidentin und nunmehrige Nationalratsmandatarin Brigitte Jank und Staatssekretär Harald Mahrer.

Still wurde es, als Manfred Juraczka zu seiner Rede ansetzte - und lange Gesichter gab es, als er seinen (geordneten) Rückzug als Chef ankündigte. Schließlich bedankte sich der scheidende Chef bei seinen Parteikollegen für die Unterstützung. Seine abschließenden Worte: "Ich wünsche dieser Wiener ÖVP, dass sie wieder wesentlich bessere Zeiten erlebt, als dieses wirklich schmerzliche Ergebnis." Anschließend verließ er die Landesparteizentrale wieder Richtung Rathaus.

FPÖ holte Stimmen von SPÖ, Grüne stützen die Roten

21:47 Uhr

Die SPÖ hat bei der Wien-Wahl 33.000 Stimmen an die FPÖ verloren. Der ÖVP kamen vor allem Wähler an die NEOS abhanden, welche auch ehemalige Grün-Wähler anlocken konnten. Die SPÖ gewann von den Grünen - insgesamt 16.000 Grün-Wähler von 2010 machten ihr Kreuz bei der SPÖ. Das geht aus der SORA-Wählerstromanalyse im Auftrag des ORF hervor.

Die SPÖ gab 25.000 Stimmen an die Nichtwähler ab, konnte aber gleichzeitig 27.000 Stimmen von ehemaligen Nichtwählern und 12.000 Stimmen von der FPÖ lukrieren. Die FPÖ konnte 87 Prozent der Wähler von 2010 auch bei der aktuellen Wahl wieder mobilisieren. 29.000 Stimmen (elf Prozent der Gesamtstimmen für die FPÖ) erhielten die Freiheitlichen von ehemaligen Nichtwählern, 17.000 (sieben Prozent) von ehemaligen ÖVP-Wählern.

Nur 52 Prozent der ÖVP-Wähler von 2010 gaben der Volkspartei auch diesmal ihre Stimme. 19.000 Wähler verlor die Partei an die NEOS, 11.000 an die SPÖ. Die Grünen gewannen 25.000 Stimmen von Erst- bzw. ehemaligen Nichtwählern hinzu (26 Prozent der gesamten Grüne-Stimmen). 11.000 Stimmen gaben die Grünen an die NEOS ab, 7.000 ehemalige Grün-Wähler gingen diesmal nicht zur Wahl. Die NEOS bekamen ihre Stimmen - neben den erwähnten Flüssen von ÖVP und Grünen - vor allem von Erst- und ehemaligen Nichtwählern: 10.000 (20 Prozent der Neos-Stimmen) insgesamt.

Stenzel in der City gescheitert

21:29 Uhr

Die Wiener Innenstadt ist definitiv keine ÖVP-Hochburg mehr: Nach vorläufigem Ergebnis liegt die Volkspartei nur noch auf Platz zwei hinter der SPÖ, die damit reale Chancen auf den Vorsteher hat. Sicher ist dies noch nicht: Denn ohne Briefwahlstimmen lagen die Roten nur sehr knapp vor den Schwarzen. Fix ist jedenfalls, dass die nunmehr blaue Noch-Bezirkschefin Ursula Stenzel entthront wurde.

Demnach kam die SPÖ in der City auf 24,94 Prozent (plus 1,50 Punkte), die ÖVP indes auf nur 24,39 Prozent. Sie verlor damit ganze 13,56 Prozentpunkte. Auf Platz drei landete die FPÖ, die mit 19,62 Prozent um 9,32 Punkte zulegen konnte.

Vorarlbergs LH sieht "allerletzten Warnschuss"

21:11 Uhr

Vorarlbergs LH Markus Wallner (ÖVP) sieht das Wiener Wahlergebnis als einen "allerletzten Warnschuss" für die Bundesregierung. "Die Wiener ÖVP ist bald nur mehr mit der Lupe erkennbar", zog Wallner zudem gegenüber dem ORF Vorarlberg ein bitteres Partei-Fazit. Die anderen Vorarlberger Parteien zeigten sich mit den Wahlergebnissen ihrer Parteikollegen in Wien zufrieden.

Nach den Wahlen in Oberösterreich und Wien sei ein Schönreden der Ergebnisse nicht angebracht, sondern eine richtige Analyse notwendig, mahnte Wallner in Richtung Bundes-ÖVP. Einerseits gelte es die Sorgen und Befürchtungen der Menschen bei der Flüchtlingsfrage ernst zu nehmen - insbesondere was die Eingrenzung des Zustroms betreffe. Zudem sei es höchst an der Zeit, in den wichtigen Fragen des Landes - in der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt, bei den Pensionen und in der Verwaltung - Lösungskompetenz und Reformwille an den Tag zu legen.

FPÖ erobert zwei Bezirke

21:02 Uhr

Erstmals ist es der FPÖ gelungen, bei der Gemeinderatswahl in zwei Bezirken die Pole-Position zu erringen. Die beiden Flächenbezirke Floridsdorf und Simmering sind nun blaue Hochburgen, die SP ist nur noch Zweiter. Die Roten konnten dafür den ersten Bezirk von der ÖVP erobern und in einigen Innenbezirken auf Kosten der Grünen dazugewinnen.

Experten: "Anti-Strache-Strategie" rettete SPÖ in Wien

20:47 Uhr

Die Zuspitzung auf das "Bürgermeister-Duell" Häupl vs. Strache war eine clevere Taktik der SPÖ, analysierten Politologen nach der Wien-Wahl. Grüne und ÖVP waren die Leidtragenden. Die NEOS hätten ihre "Pflicht erfüllt".

Die gesamte Einschätzung der Experten lesen Sie hier.

Vorläufiges Endergebnis ohne Wahlkarten

20:23 Uhr

Laut vorläufigem Endergebnis (ohne Briefwahlstimmen) kam die SPÖ auf 39,4 Prozent, die FPÖ auf 32,3 Prozent. Die Grünen überholten mit 11,1 Prozent trotz Verlusten die ÖVP, die nur mehr auf 8,7 Prozent kam. Die NEOS schafften mit 6,0 Prozent den Einzug. Die Verschiebungen ergeben sich deshalb, weil in den Hochrechnungen die rund 160.000 Wahlkarten-Stimmen einbezogen wurden. Deshalb sind die Zahlen der Hochrechnungen akkurater.

+++ Wiener ÖVP-Chef Juraczka tritt zurück +++

20:14 Uhr

Der Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka nimmt den Hut. Zwar nicht sofort, denn er wolle einen geordneten Übergang, wie er bei der "Wahlparty" der ÖVP heute Abend sagte. Beim Parteitag im Februar 2016 werde er aber nicht mehr antreten. Dies werde er auch am Dienstag im Vorstand der Wiener ÖVP darlegen.

Ausgebliebenes Duell: Meinungsforscher verteidigen sich

20:08 Uhr

Keine Niederlage ihrer Zunft wollen Meinungsforscher angesichts des letztlich ausgebliebenen Duells zwischen SPÖ und FPÖ erkennen. OGM-Chef Wolfgang Bachmayer verweist auf eigene Umfragen, die ohnehin nie einen so knappen Ausgang angezeigt hätten. Peter Hajek sieht das Ergebnis an der "Grenze der Schwankungsbreiten".

Es sei aber mittlerweile jedes Resultat "wahnsinnig schwer einzuschätzen", meinte Hajek im Gespräch mit der APA. Dieser Urnengang habe auch eine Besonderheit zu Tage gebracht: Erstmals sei die FPÖ überschätzt worden. "Das ist überhaupt noch nie passiert."

Als Anregung für die Zukunft meint Hajek, dass man sich überlegen müsse, überhaupt keine Sonntagsfragen mehr zu publizieren, wie das Gallup in den USA nun mache. Oder aber man gebe "deutlich breitere Interpretationen" zu den Umfrage-Ergebnissen.

Bachmayer erinnerte daran, dass in der einzigen OGM-Umfrage die SPÖ immerhin vier Prozent vor der FPÖ gelegen sei. Er habe auch immer eindeutig gesagt, dass er kein Kopf-an-Kopf-Rennen sehe. Auffällig ist für ihn, dass die Umfragen "möglicherweise Teil einer geschickt inszenierten Strategie" gewesen seien, in die Medien und Umfrage-Institute einbezogen worden seien.

+++ Aktualisierte Hochrechnung +++

20:04 Uhr

SPÖ: 39,5 % (-4,9) : 44 MandateFPÖ: 31 % (+5,2) : 34 MandateÖVP: 9,2 % (-4,8) : 7 MandateGrüne: 11,6 % (-1,1) : 10 MandateNEOS: 6,2 % : 5 MandateSonstige (kein Mandat): 2,5 %

Auszählungsgrad: 99,9 Prozent

Tirols SPÖ sieht "Wahlsieg", Platter enttäuscht

20:01 Uhr

LH Platter sagte, mit der "ÖVP-Position der Mitte" erreiche man zwar den Kopf der Wähler, aber nicht immer den Bauch.

Die Wien-Wahl hat bei den Tiroler Parteien in drei Fällen Zufriedenheit und in einem Enttäuschung ausgelöst: Die Tiroler SPÖ gratulierte Michael Häupl zum "Wahlsieg", die Tiroler FPÖ sah einen "erfreulichen Tag". Landeshauptmann Günther Platter nannte das ÖVP-Ergebnis "sehr ernüchternd". Die Grünen zeigten sich "sehr erleichtert".

ÖVP-Landesparteiobmann Manfred Juraczka und seinem Team könne man keinen Vorwurf machen, teilte Platter mit. "Durch die mediale Zuspitzung der Wahl als Duell zwischen SPÖ und FPÖ war es aber für die anderen Parteien schwierig, mit ihren Botschaften durchzudringen", meinte der Landeshauptmann. Mit der "ÖVP-Position der Mitte", die weder auf "rechte Parolen" noch auf "linke Träumerei" sondern auf realistische Lösungen baue, erreiche man bei den Wählern zwar oft den Kopf, aber nicht immer den Bauch.

Tirols SPÖ-Chef Ingo Mayr freut sich über das "klar gewonnene Wahlduell gegen Strache", mahnt jedoch die Wiener Genossen: "Die Stimmenverluste müssen ernst genommen werden. Das gilt auch für die Zugewinne der FPÖ".

Tirols FPÖ-Landesparteichef Markus Abwerzger erklärte, der "erfreuliche Tag" müsse dazu genutzt werden, das politische System zu überdenken. Er forderte ein Ende der "Ausgrenzungspolitik".

Der Landessprecher der Tiroler Grünen, Georg Willi erwartet sich von Bürgermeister Häupl einen "verantwortungsvollen Umgang" mit den vielen grünen Leihstimmen. Viele, die Grün wählen wollten, hätten Häupl gewählt, um Strache in die Schranken zu weisen. Willi sprach sich für einen Verbleib der Grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou aus.

ÖVP österreichweit erstmals einstellig

19:50 Uhr

Eine Debakel erlitt die Wiener ÖVP - und zwar nicht nur im Vergleich mit den bisherigen Wiener Ergebnissen, sondern österreichweit und historisch. Noch in keiner anderen der 140 Landtags- und 21 Nationalratswahlen bekam sie weniger als zehn Prozent Zustimmung. Bei Landtagswahlen war sie auch noch nie Vierte, bei Nationalratswahlen einmal, nämlich 2013 auch in Wien.

Der Bundes-Koalitionspartner SPÖ erlitt das Schicksal, unter die Zehn-Prozent-Grenze zu fallen, schon vor einem Jahr: Nur 8,77 Prozent der Vorarlberger wählten bei der Landtagswahl im September 2014 rot.

FPÖ punktete vor allem bei Arbeitern, SPÖ bei Älteren

19:35 Uhr

Die FPÖ hat besonders bei Arbeitern gepunktet. Das geht aus einer Wahltagsbefragung von ISA/SORA im Auftrag des ORF hervor. Demnach sind FPÖ-Wähler auch besonders pessimistisch und verärgert, was Lebensqualität, Arbeitsmarkt und das Zusammenleben in Wien angeht. Positiver sehen das hingegen die Wähler von SPÖ und Grünen.

Insgesamt haben sich 53 Prozent der Arbeiter, die zur Wahl gegangen sind, für die FPÖ entschieden. Bei der SPÖ machten indes nur 31 Prozent der Arbeiter ein Kreuzerl. Die SPÖ punktete bei den öffentlich Bediensteten, von ihnen haben 50 Prozent die SPÖ gewählt.

Die SPÖ hatte auch bei den jungen Wählern die Nase vorn: 35 Prozent der unter 29-Jährigen wählten SPÖ, dahinter landeten FPÖ (24 Prozent), Grüne (20 Prozent) und NEOS (elf Prozent) - die ÖVP konnte sich nur sechs Prozent der Stimmen der unter 29-Jährigen sichern.

Bei den über 60-Jährigen liegt die SPÖ mit 45 Prozent vor der FPÖ (35 Prozent), die ÖVP kommt mit 14 Prozent auf Platz drei vor Grünen (vier Prozent) und NEOS (zwei Prozent).

19:27 Uhr

Die SPÖ Wien dankt den Wählern via Twitter.

+++ Aktualisierte Hochrechnung +++

19:25 Uhr

SPÖ: 39,5 % (-4,9) : 44 MandateFPÖ: 31 % (+5,2) : 34 MandateÖVP: 9,2 % (-4,8) : 7 MandateGrüne: 11,7 % (-1,0) : 10 MandateNEOS: 6,2 % : 5 MandateSonstige (kein Mandat): 2,4 %

Auszählungsgrad: 93,2 Prozent

Glawischnig: "Sehr respektables Ergebnis"

19:17 Uhr

Die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, zeigt sich zufrieden. "Es ist sehr respektabel, unter diesen Bedingungen das Ergebnis zu halten", meinte sie vor Journalisten im Klub der Grünen im Rathaus. "Die Fortsetzung von Rot-Grün geht sich aus, das ist auch unser oberstes Ziel."

Durch den Vorsprung der SPÖ gegenüber der FPÖ zeigte sie sich darin bestätigt, dass das Duell zwischen Rot und Blau um den ersten Platz ein "herbeigeschriebenes Duell" gewesen sei.

Sie wolle jedenfalls, dass erneut Maria Vasslakou die Grünen in eine Koalition führt. Ihre Ankündigung, bei einem Wahlverlust zu gehen, "habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden", so Glawischnig.

+++ Aktualisierte Hochrechnung +++

18:59 Uhr

SPÖ: 39,5 % (-4,9) : 44 MandateFPÖ: 30,9 % (+5,1) : 34 MandateÖVP: 9,3 % (-4,7) : 7 MandateGrüne: 11,7 % (-1) : 10 MandateNEOS: 6,2 % : 5 MandateSonstige (kein Mandat): 2,4 %

Auszählungsgrad: 85,7 Prozent

ÖVP-Generalsekretär: Nicht unerwartet, aber enttäuschend

18:51 Uhr

Nicht unerwartet, deswegen aber nicht weniger enttäuschend. So kommentiert ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel das schwache Abschneiden der Wiener Volkspartei. Die Strategie von SPÖ und FPÖ mit der Zuspitzung auf ein Kopf an Kopf-Rennen sei vor allem für die Sozialdemokraten aufgegangen, analysierte Blümel.

Dadurch seien die anderen Parteien nicht nur von den Titelblättern verschwunden, sondern auch aus der Wahrnehmung vieler Wähler. In Richtung Wiener ÖVP urteilte Blümel, dass diese sich im Wahlkampf redlich bemüht habe. Viele Funktionäre hätten in einer schwierigen Stimmungslage enormen Einsatz gezeigt.

Ein wenig Hoffnung hat die ÖVP noch auf die Briefwahl. Immerhin hätten rund 15 Prozent per Wahlkarte abgestimmt.

"Demütiger" Häupl: Keine Entscheidung zu Koalitionspartner

18:48 Uhr

Häupl (SPÖ) und Strache (FPÖ) im ORF-Studio. Trotz Verlusten hat der Bürgermeister gut lachen. Eine Koalition mit den Freiheitlichen schloss er erneut aus. Foto: APA

Danach gefragt, ob es bereits eine Präferenz in Richtung Grüne oder ÖVP als Koalitionspartner gibt, sagte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl: "Das ist ein Prozess in den Gremien. Dazu werde ich hier und heute noch nichts sagen." Häupl sagte, er freue sich nicht über ein Minus, habe aber "Respekt und Demut vor dem Ergebnis". Er könne unter diesen Bedingungen gut damit leben. Die Flüchtlingsfrage sei nicht sein Wunschthema gewesen. Aber er sei davon überzeugt, dass man Menschen, die vor Terror und Hunger flüchten helfen müsse. "Das habe ich mein ganzes politisches Leben vertreten und das tue ich auch jetzt."

Häupl meinte erneut, dass eine Modernisierung der SPÖ auf der Tagesordnung stehe: "Ich werte dieses Wahlergebnis nicht als Auftrag, so weiterzumachen wie bisher." Man werde Veränderungen herbeiführen müssen, das wolle er aber zuerst mit seinen "Freunden" bereden.

Trotz Minus: Vassilakou tritt wohl eher nicht zurück

18:38 Uhr

Foto: APA

Gefragt zu einer Neuauflage von Rot-Grün, sagte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), dass sich wohl eine "stabile Mehrheit" abzeichne. Die SPÖ habe zudem, so befand sie, von den Grünen Stimmen "geliehen" bekommen.

Die Frage, ob sie nun zurücktreten werde, da sich derzeit ein Minus von 1,1 Prozentpunkten abzeichne, beantwortete sie ausweichend. Zuletzt hatte Vassilakou erklärt, dass sie dies bei Verlusten tun werde.

In Mandaten, so rechnete sie heute vor, gebe es aber eventuell gar kein Minus: "Der Abend ist noch jung und erfahrungsgemäß kann ein weiteres Mandat weiterwandern zu den Grünen. Wenn wir das weitere Mandat erringen, werden wir uns gehalten haben", erklärte sie.

Strache will sich Erfolg "nicht kleinreden" lassen

18:32 Uhr

Foto: Reuters

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat sich trotz des doch deutlichen Abstands zur SPÖ recht zufrieden gezeigt. Man habe den ersten Platz nicht erreicht, aber das historisch beste Resultat eingefahren. "Das kann man nicht kleinreden", so Strache vor Journalisten. Er sei keineswegs enttäuscht.

Der blaue Parteiobmann und Wiener Spitzenkandidat rechnete außerdem mit der Sperrminorität im Landtag (ab 34 von 100 Mandaten, Anm.). Damit könnte die FPÖ etwa Änderungen der Stadtverfassung blockieren.

Es wäre schön gewesen, wenn es zu einem rot-blauen Kopf-an-Kopf-Rennen gekommen wäre, so Strache. Angesichts der ersten Hochrechnung prophezeite er allerdings eine "rot-grüne Leidensverlängerung".

+++ Aktualisierte Hochrechnung +++

18:30 Uhr

SPÖ: 39,5 % (-4,9) : 44 MandateFPÖ: 30,9 % (+5,1) : 34 MandateÖVP: 9,4 % (-4,6) : 7 MandateGrüne: 11,6 % (-1,1) : 10 MandateNEOS: 6,2 % 5 MandateAuszählungsgrad: 56,8 Prozent

Partystimmung bei den NEOS

18:28 Uhr

Erleichterung und Jubel bei NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger. Foto: APA

In der NEOS-Parteizentrale ist der Jubel groß, nachdem der erstmalige Einzug in den Gemeinderat fixiert werden konnte. Bundesparteichef Matthias Strolz lobte Spitzenkandidatin Meinl-Reisinger für einen "großartigen Wahlkampf".

Ob sich die NEOS in der Opposition oder in der Regierung und in welchen Koalitionsvarianten sehen, das sei noch zu früh zu sagen und dies sei außerdem die Aufgabe Meinl-Reisingers. Es sei wichtig gewesen, eine klare Haltung gegenüber der FPÖ zu haben und Heinz-Christian Strache nicht zum Bundeskanzler machen zu wollen.

SP-Klubobmann Schieder: Rot-Grün erste Option

18:26 Uhr

"Wenn das Ergebnis so bleibt, zeigt der klare Abstand zwischen SPÖ und FPÖ, dass sich Haltung und eine klare Linie auszahlen", meinte SPÖ-Klubobmann Schieder nach der ersten Hochrechnung. Er halte auch eine Fortsetzung von Rot-Grün für wahrscheinlich: "Wenn es sich mandatsmäßig ausgeht, ist das sicher die erste Option, an die man denkt."

Das würden jedoch die Gremien morgen diskutieren. "Die Bürger dieser Stadt haben ein klares Signal gesetzt", freute er sich. Zwar sei es immer ein Wermutstropfen, wenn ein Minus vor dem Ergebnis stehe, angesichts der Ausgangslage in den Umfragen habe man sich aber gesteigert.

Auch Rot-Schwarz knapp möglich

18:20 Uhr

Der ersten Hochrechnung zufolge wäre neben der rot-grünen auch eine rot-schwarze Koalition möglich: Die SPÖ würde zwar fünf Mandate verlieren, hätte mit ihren 44 Gemeinderatsabgeordneten aber zwei Koalitionspartner zur Auswahl: Die Grünen mit 10 (-1) Mandaten und die ÖVP mit 7 (-6) Mandaten.

Ausgeschlossen hatte die SPÖ vor der Wahl ja eine Koalition mit der FPÖ. Die Freiheitlichen würden der Hochrechnung zufolge um 7 auf 34 Mandate zulegen. Die NEOS wären mit ihren 5 Mandaten im Gemeinderat vertreten.

Dieser Trend hat sich auch bei der zweiten Hochrechnung (Auszählungsgrad 39 Prozent) verfestigt.

Wahlbeteiligung höher als zuletzt

18:14 Uhr

Die Wahlbeteiligung bei der Wien-Wahl liegt bei 72,3 Prozent. Im Jahr 2010 beteiligten sich 67,63 Prozent der Wahlberechtigten am Urnengang.

+++ Knappe Mehrheit für Rot-Grün +++

18:07 Uhr

Laut der ersten Hochrechnung von SORA/ORF würde sich eine Neuauflage der rot-grünen Koalition ausgehen. Die Parteien kommen demnach gemeinsam auf 54 Mandate.

+++ Erste Hochrechnung: SPÖ fast 9 Prozent vor FPÖ +++

18:03 Uhr

Erste Hochrechnung von SORA/ORF:SPÖ: 39,5 % (-4,9) : 44 MandateFPÖ: 30,9 % (+5,1) : 34 MandateÖVP: 9,5 % (-4,5) : 7 MandateGrüne: 11,6 % (-1,1) : 10 MandateNEOS: 6,2 % : 5 Mandate

17:56 Uhr

Es wird wieder spannend: In wenigen Minuten kommt die erste Hochrechnung. Werden die Trends aus den Wahlumfragen bestätigt?

ÖVP-Klubobmann: "Ernüchterndes Ergebnis"

17:41 Uhr

Der Wiener ÖVP-Klubobmann Fritz Aichinger sprach von einem "ernüchternden Ergebnis". Angesichts des Duells zwischen den beiden großen Parteien sei es für die Volkspartei sehr eng geworden: "Wir konnten unsere Themen leider auch nicht durchbringen." Das habe nicht zuletzt auch mit der internationalen Lage zu tun gehabt, befand der schwarze Klubobmann.

NEOS "sehr zuversichtlich"

17:34 Uhr

Die NEOS sind angesichts der ersten Trends"sehr zuversichtlich", die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. "Es schaut sehr gut aus für uns", meinte Bundesgeschäftsführer Feri Thierry. Er geht davon aus, dass erstmals nach 20 Jahren wieder eine neue Partei in den Wiener Landtag einzieht, aus Thierrys Sicht ein "sehr großer Erfolg".

Grünen-Geschäftsführer: Rot-blaues Duell kostete uns Stimmen

17:28 Uhr

Der Grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner sieht den prognostizierten Verlust der Grünen durch das von SPÖ und FPÖ bedingte Duell bedingt. Viele Grün-Wähler hätten offenbar diesmal SP-Spitzenkandidat Michael Häupl ihre Stimme gegeben, um zu verhindern, dass FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache erster wird, sagte er zu den Trends.

Seine persönliche Meinung sei, dass diese zur SPÖ gewechselten Wähler ebenfalls für die Fortsetzung einer rot-grünen Koalition in der Bundeshauptstadt seien. Deshalb sei er auch im Falle eines Stimmanteilverlusts seiner Partei für einen Verbleib von Spitzenkandidatin Maria Vassilakou. Diese hatte für diesen Fall ihren Rückzug angekündigt.

Befragung: Die Motive der Wähler

17:16 Uhr

Das Flüchtlingsthema hat für viele Wähler eine gewichtige Rolle bei der Wahlentscheidung gespielt. Zu diesem Ergebnis kommen die Wahltagsbefragungen von ISA/SORA und Public Opinion Strategies. 22 Prozent der SPÖ-Wähler gaben als Grund für ihre Wahl an, Strache verhindern zu wollen.

Sorge und Ärger über die Bewältigung der Herausforderungen, die das Thema Flüchtlinge und Asyl mit sich bringt, waren die vorherrschenden Gefühle bei den befragten FPÖ-Wählern: 49 Prozent gaben an, besorgt zu sein.

Was die Zufriedenheit mit der Arbeit der Stadtregierung angeht, so ist diese bei Wählern unter 29 Jahren beziehungsweise bei Wählern mit Migrationshintergrund am größten.

FPÖ abwartend am "Tag der Freude"

17:12 Uhr

In der Wiener FPÖ wollte man angesichts der ersten Schätzungen noch nicht in lauten Jubel ausbrechen. Dennoch sprach Landesparteisekretär Anton Mahdalik von einem "Tag der Freude". Es seien noch keine Stimmen ausgezählt, deshalb wolle man "noch nicht das Fell des Bären verteilen, bevor er erlegt ist", betonte Mahdalik. Man freue sich aber über die sehr positiven Exit Polls. Diese deuteten auf das beste Ergebnis der Wiener FPÖ in der Geschichte hin. Auch der Trend, dass die SPÖ ihren ersten Platz halten dürfte, löste bei Mahdalik keine Enttäuschung aus: Es sei schon ein Wunder, dass man Kopf an Kopf gesehen wurde bzw. werde.

Dass der Höhenflug der Blauen nur mit der aktuellen Asyldiskussion zu tun hat, glaubt er nicht: "Dass nur auf das Asylthema zu reduzieren, wäre zu billig." Es habe sich gezeigt, dass die Zufriedenheit mit der rot-grünen Regierung nicht "allzu überbordend sein dürfte".

SPÖ-Parteisekretär: "Gehe davon aus, dass wir vorne sind"

17:10 Uhr

Abwartend, aber dennoch vorsichtig optimistisch zeigte sich Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler nach der Veröffentlichung der ersten Trends: Man habe zwar erst Umfrageergebnisse, aber "es geht hier um ein Duell, und wer erster ist, hat das Duell gewonnen. Ich gehe davon aus, dass die SPÖ vorne ist", betonte er. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) wackle sicher nicht.

Enttäuscht sei er zu diesem Zeitpunkt nicht, zwar sei "jedes Minus schlecht", aber da heiße es in Zukunft einfach weiterarbeiten, so Niedermühlbichler. Bürgermeister Häupl sitze aber trotz des vielleicht historisch schlechtesten SPÖ-Ergebnisses in Wien fest im Sessel: "Wie haben klar gesehen, dass die Menschen SPÖ wegen Bürgermeister Michael Häupl gewählt haben." Man habe einen Wahlkampf für Haltung und Menschlichkeit geführt, dafür stehe Häupl. Nun heiße es aber erst einmal die Hochrechnungen abwarten.

Auch Hajek-Umfrage rechnet mit Kopf-an-Kopf-Rennen

17:04 Uhr

Auch eine vom Meinungsforscher Peter Hajek für den Privatsender ATV durchgeführte Befragung deutet auf ein knappes Rennen um Platz 1 hin. In Hajeks Hochschätzung liegt die SPÖ mit 37 Prozent nur knapp vor der FPÖ mit 35 Prozent. Inklusive Schwankungsbreiten wäre das rot-blaue Match damit noch offen. Die Zahlen basiert auf Donnerstag, Freitag und Samstag durchgeführten Umfragen.

+++ Wahltrend: Erster Platz noch nicht entschieden +++

17:00 Uhr

Laut der Trendschätzung von SORA für den ORF ist der erste Platz bei der Wiener Gemeinderatswahl noch nicht entschieden. Laut dieser "Poll of the Polls" genannten Berechnung werden auf die SPÖ zwischen 34,5 und 37,5 Prozent entfallen, für die FPÖ werden 33 bis 36 Prozent erwartet. Die Grünen verlieren, der ÖVP droht das Abrutschen in den einstelligen Bereich. Die NEOS dürften den Einzug schaffen.

Die SPÖ wird in dieser "Poll of the Polls" genannten Berechnung gegenüber 2010 (Ergebnis 44,34 Prozent) zwischen sieben und knapp zehn Prozentpunkten verlieren. In die SORA-Daten flossen ausgewählte Umfragen der letzten Wochen sowie eine eigene SORA-Erhebung unter 2.000 Befragten (zwischen Mittwoch und dem Wahlsonntag) ein. Die FPÖ (Ergebnis 2010: 25,77 Prozent) würde demnach in der Bandbreite von rund sieben und zehn Prozentpunkte zulegen.

Die ÖVP kommt in dieser Berechnung auf 8 bis 10 Prozent der Stimmen - ein Minus von vier bis sechs Prozentpunkten. Verluste sieht die "Poll of the Polls" auch für die Grünen, die demnach nur mehr auf 10,5 bis 12,5 Prozent (2010: 12,64 Prozent) kommen.

Den Einzug in den Landtag schaffen werden laut SORA die NEOS. Die pinke Partei wird in der Erhebung mit fünf bis sieben Prozent ausgewiesen, womit die Fünf-Prozent-Hürde genommen wäre.

Bereits enthalten ist in dieser Berechnung eine Schätzung der Wahlkarten, die erst am Montag vollständig ausgezählt werden.

Wahllokale vor Schließung

16:35 Uhr

In 25 Minuten schließen die Wahllokale in Wien. Dann kommen die ersten Trends aus Wählerbefragungen (Exit Polls).

15:47 Uhr

Hier noch einmal Steckbriefe der Spitzenkandidaten in einer übersichtlichen Grafik.

Auch 20 internationale Berichterstatter im Rathaus

15:30 Uhr

Das Wiener Rathaus. Foto: APA

Das Wiener Rathaus ist heute Hotspot: Im großen Festsaal wurde das Wahl- bzw. Medienzentrum eingerichtet, das sich langsam, aber sicher füllt. Im Lauf des Abends werden dort die Polit-Spitzen samt Entourage erwartet. Insgesamt sind rund 1.000 Personen, also Politiker, Journalisten, Techniker und sonstige Mitarbeiter, akkreditiert.

Unter den Reportern befinden sich nicht nur lokale Berichterstatter, wie der Presse- und Informationsdienst der Stadt (PID) auf APA-Anfrage erläuterte. Auch 20 internationale Medien, etwa aus Deutschland, Spanien, Frankreich oder Russland, sind mit dabei.

Ab 17.00 Uhr, wenn alle Wahllokale geschlossen haben, kann die Auszählung der Stimmen im Medienzentrum quasi live mitverfolgt werden. Auf großen Screens wird der aktuelle Stand zu sehen sein. Kurz nach Wahlschluss werden dann auch die Parteimanager um erste Statements vor die TV-Kameras gebeten. Das vorläufige Endergebnis wird vermutlich gegen 20.00 Uhr vorliegen.

Beteiligung bisher eine Spur höher als 2010

14:58 Uhr

Wie haben es angekündigt, die neuesten Zahlen scheinen es zu belegen: Die Wahlbeteiligung bei der heutigen Gemeinderats-bzw. Landtagswahl in Wien steigt. Um 14 Uhr lag sie knapp über dem Vergleichswert von 2010. Sie belief sich auf 37,84 Prozent, wie die Leiterin der Wiener Stadtwahlbehörde, Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), in einer Aussendung mitteilte.

Beim Urnengang vor fünf Jahren hatten um die selbe Zeit 36,62 Prozent der Berechtigten ihre Stimme abgegeben. Die endgültige Wahlbeteiligung (inkl. der Briefwahlkarten) lag damals bei 67,63 Prozent.

Die Wahllokale in Wien haben - einheitlich - noch bis 17 Uhr geöffnet.

Auch Strache kreuzte seinen Wahlschein an

14:46 Uhr

Als letzter der Spitzenkandidaten der Wiener Landtagswahl ist am Nachmittag schließlich auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur Urne geschritten. Er "hoffe, glaube und vertraue" auf ein historisches Ergebnis, zeigte sich Strache gegenüber Journalisten frohen Mutes. Das Wahllokal in der Volksschule in der Hainburger Straße im 3. Wiener Gemeindebezirk platzte ob der Dutzenden, auch ausländischen Medienvertreter aus allen Nähten. Straches Stimmabgabe verzögerte sich um eine Viertelstunde, da er sich artig in der Schlange anstellte.

Er hoffe auf "das beste Ergebnis der Geschichte", also über 30 Prozent für die Freiheitlichen beziehungsweise eine "Verfassungs-Sperrminorität" im Landtag.

Bei der Stimmabgabe selbst wurde dem FPÖ-Chef freilich verdeutlicht, dass er nicht überall gut ankommt: Ein Wahlbeisitzer wollte ihm bei der üblichen Begrüßungsrunde partout nicht die Hand geben.

Doch höhere Wahlbeteiligung?

14:41 Uhr

Um 10 Uhr ließ die Wahlbeteiligung noch vermuten, dass ein ähnliches Wähleraufkommen zu erwarten ist wie bei der vorangegangenen Wahl (wir haben berichtet). Nun wird jedoch berichtet, dass sich in einzelnen Sprengeln lange Schlangen vor den Wahllokalen bildeten. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass doch mehr Wähler zu den Urnen strömen...

Wahlverhalten nach Bezirken

14:08 Uhr

Auch ganz interessant: Die Wähler entscheiden sich in den Bezirken Wiens durchaus unterschiedlich. In dieser Grafik sieht man, wer welchen Bezirk als Hochburg bezeichnen kann.

NEOS sorgen für Aufregung: Verstoß gegen Datenschutz?

13:32 Uhr

Ein Last-Minute-Wahlaufruf der NEOS hat am Sonntag manche Handy-Nutzer verwundert. Per Massen-SMS wandte sich die Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger ans Wahlvolk. Laut Partei wurden die Nummern von der Post erstanden. Sofort wurden in den sozialen Medien Datenschutzbedenken laut. Auch die Konkurrenz griff das Thema auf - der Grüne Abgeordnete Albert Steinhauser etwa sah via Tweet einen Verstoß gegen das Telekomgesetz durch die "Massen-SMS-Werbung".

Die NEOS rechtfertigten sich: es handle sich nicht um Werbung, sondern Information. "Heute ist Wahltag in Wien! Nütze deine Stimme und entscheide in welche Richtung Wien in Zukunft gehen soll. Beate Meinl-Reisinger" lautete der Text der Nachricht.

Die NEOS führten ins Treffen, inhaltlich sei das keine Werbe-, sondern eine Informationsnachricht. Und auch Wahlkampf-Chef Peter Puller betonte gegenüber der Online-"Krone", es handle sich um einen "ganz legalen Vorgang". Denn Meinl-Reisinger werbe nicht um eine Stimme für die NEOS, sondern rufe zum Urnengang auf. Die Nummern habe man "ganz normal" bei der Post gekauft.

Spitzekandidaten an der Wahlurne

12:53 Uhr

Nachdem wir den Wahlgang der Spitzenkandidaten von ÖVP und den NEOS in unserem Kandidatendurchlauf zuvor nicht berücksichtigen konnten, liefern wir dies nun nach. Beide gaben am späten Sonntagvormittag ihre Stimme ab.

NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger entfuhr laut APA ein ein "Ui" beim Betreten ihrer ehemaligen Schule, in dem ihr Wahllokal ist - so viele Kamerateams waren anwesend. "Es wird ein sehr guter Sonntag", zeigte sie sich dann zuversichtlich. Den Einzug werde NEOS auf jeden Fall schaffen.

ÖVP-Spitzenkandidat Manfred Juraczka erlaubte einer Fernsehkamera in der Wahlkabine von hinten mitzufilmen - was Unruhe bei den Wahlhelfern auslöste. Einer raunte leise: "Des dürfens net." Es gehe ihm "wunderbar", versicherte Juraczcka nach dem Vorgang: "Der erste Tag seit langem, wo ich ausschlafen konnte." Schließlich ließ er sich doch zu Prognosen hinreißen: "Ich hoffe, dass wir vor den Grünen liegen und ich glaube, dass Michael Häupl vor dem Herrn Strache liegen wird."

Entscheiden die Briefwähler?

12:33 Uhr

Wenn es heute Abend spannend wird und die Ergebnisse eintrudeln, ist ein entscheidender Faktor noch nicht berücksichtigt: die Briefwähler. Insgesamt wurden rund 204.000 Wahlkarten ausgestellt (bei rund 1,14 Millionen Wahlberechtigten) - wesentlich mehr als je zuvor. Im Gesamtergebnis, das um 20 Uhr verkündet werden soll, sind sie jedoch nicht enthalten. Die Wahlkarten werden erst am Montag ausgezählt. Geht es heute knapp aus, müsste man bis Montagnacht warten, um den Ausgang der Wahl zu erfahren.

Allerdings geben die Hochrechner bereits zuvor Briefwahl-Prognosen ab.

Die Kandidaten: Michael Häupl (SPÖ)

12:13 Uhr

Zu guter letzt kommen wir zum amtierenden Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). Der 65-Jährige tritt bereits zum fünften Mal für die SPÖ als Spitzenkandidat an. Der gebürtige Niederösterreicher (geboren 1949 in Altlengbach) absolvierte ein Biologiestudium, 1983 wurde er Gemeinderat in Wien. Ab 1988 bekleidete er das Amt des Umweltstadtrats, 1993 übernahm er den Wiener SPÖ-Vorsitz. Seit 1994 ist Häupl das Stadtoberhaupt.

Auch Häupl hat bereits seine Stimme abgegeben. Laut der Österreichischen Presseagentur APA war er dabei "für seine Verhältnisse gut gelaunt". Auch Journalisten aus dem Ausland warteten auf den Bürgermeister und fragten ihn, was die zu erwartenden Zugewinne für die Freiheitlichen für Europa zu bedeuten hätten. Nichts Gutes, befand Häupl.

Auch für Häupl, der seinen Bürgermeistersessel verteidigen möchte, haben wir einen ausführlicheren Artikel vorbereitet. Diesen finden Sie hier.

Die Kandidaten: Maria Vassilakou (Grüne)

11:50 Uhr

Die 46-jährige Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) tritt zum dritten Mal für die Grünen als Spitzenkandidatin an. Die studierte Sprachwissenschafterin, die 1969 in Athen geboren wurde und seit 1986 in Österreich lebt, begann ihre politische Laufbahn in der Österreichischen Hochschülerschaft. 2001 zog sie für ihre Partei in den Landtag ein, ab 2004 war sie Klubvorsitzende. Mit der Angelobung der rot-grünen Stadtregierung 2010 wurde sie Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Verkehr und Stadtplanung. Außerdem ist Vassilakou stellvertretende Vorsitzende der Bundes-Grünen.

Vassilakou gab heute um kurz nach 11 Uhr ihr Stimme ab. Sie sei "ein bisschen nervös", aber zuversichtlich, sagte sie vor Journalisten. Fragen nach dem von ihr in Aussicht gestellten Rückzug bei einem Wahlverlust wich sie danach aus. Sie strebe mehr als die 95.000 Stimmen bei der letzten Wahl an, betonte sie, die Grünen sollten zulegen und in der nächsten Regierung vertreten sein.

Die Kandidaten: Heinz-Christian Strache (FPÖ)

11:35 Uhr

Der Spitzenkandidat der Wiener FPÖ, Heinz-Christian Strache, geht zum dritten Mal bei einer Wien-Wahl als Nummer eins ins Rennen. Der 46-Jährige wurde 1969 in Wien geboren und erlernte zunächst den Beruf des Zahntechnikers. 1991 machte er seine ersten Schritte in der Wiener Bezirkspolitik, nämlich in seinem Heimatbezirk Landstraße. 1996 zog er in den Wiener Gemeinderat ein, 2004 wurde er zum Landesparteiobmann gekürt. Seit 2005 ist er zudem Bundesparteiobmann der Freiheitlichen.

Einen ausführlichen Artikel zum Häupl-Verfolger Nr. 1 finden Sie hier.

Die Kandidaten: Manfred Juraczka (ÖVP)

11:14 Uhr

Der nächste in der Reihe der Kandidaten ist Manfred Juraczka (ÖVP): Der 46-jährige ÖVP-Landesparteichef fungiert zum ersten Mal als Spitzenkandidat für die Rathaus-Schwarzen. Der studierte Politikwissenschafter und langjährige Alcatel-Marketingmanager zog 2011 in den Gemeinderat ein und wurde nicht amtsführender Stadtrat. Ein Jahr später wurde der gebürtige Hernalser, der längere Zeit in Bezirksparlament politische Erfahrung gesammelt hatte, als Nachfolger Christine Mareks zum Wiener ÖVP-Chef gewählt.

Wahlbeteiligung am frostigen Morgen bei 10 Prozent

11:02 Uhr

Die Wahlbeteiligung lag um 10 Uhr bei 9,57 Prozent. Das teilte die Leiterin der Wiener Stadtwahlbehörde, Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), am Sonntag mittels Aussendung mit. Dass der Andrang heute nicht größer war, könnte auch an den herbstlich kühlen und noch dazu windigen Witterungsbedingungen liegen. Die Temperaturen lagen am Vormittag in der Bundeshauptstadt bei rund 5 Grad Celsius.

Der Vergleichswert 2010 war jedoch in etwa gleich hoch. Damals belief sich die Beteiligung um die selbe Zeit auf 9,59 Prozent. Der endgültige Wert (inkl. der Briefwahlkarten) lag beim Urnengang 2010 bei 67,63 Prozent.

Die Kandidaten: Beate Meinl-Reisinger (NEOS)

10:51 Uhr

Nach den Parteien werfen wir einen Blick auf die Spitzenkandidaten. Den Anfang macht...

Beate Meinl-Reisinger (NEOS): Die pinke Spitzenkandidatin bestreitet ihre erste Wien-Wahl. Die 37-Jährige wurde 1978 in Wien geboren, sie absolvierte ein Jus-Studium. Ihre politischen Wurzeln liegen in der ÖVP. 2012 wechselte sie zu den NEOS, für die sie im darauffolgenden Jahr in den Nationalrat einzog. 2014 wurde sie zur Landessprecherin und im Jahr darauf schließlich zur Spitzenkandidatin der Wiener Pinken gekürt.

Rekorde, Rekorde, Rekorde?

10:23 Uhr

Bei dem mit Spannung erwarteten Urnengang in der Bundeshauptstadt könnten mehrere Rekordmarken fallen - positiv wie negativ.

  • Mit weniger als 39,15 Prozent (1996) wäre die SPÖ schwach wie nie zuvor.
  • Über 27,94 Prozent (1996) muss die FPÖ kommen, um ihr bestes Wien-Ergebnis seit Parteigründung einzufahren.
  • Die Grünen bräuchten mehr als 14,63 Prozent (2005) für ein Rekordergebnis.
  • Die ÖVP müsste die 13,99 Prozent der letzten Wahl halten, um nicht noch tiefer ins historische Tief zu rutschen.
  • Die FPÖ wird der SPÖ nach der Wahl wohl näher sein als je zuvor. 11,21 Prozentpunkte waren bisher der geringste Vorsprung, bei der letzten Wahl lag die SPÖ um 18,57 Punkte vor der FPÖ.

Asylthema auch in Wien wohl bestimmend

10:02 Uhr

Auch in Wien wird das Flüchtlingsthema, das der FPÖ heuer schon dreimal zu überraschend hohen Zugewinnen verhalf, eine Rolle spielen. Die Grafik zeigt eine Umfrage vom Vormonat über die Einstellungen der Österreicher.

Zahlen zur Wahl des Jahres

09:48 Uhr

Stimmberechtigt sind bei der heutigen Wahl in Wien 1.144.510 Menschen, davon 613.543 Frauen. Laut Statistik Austria hat Wien jedoch aktuell 1.797.337 Einwohner. Ein großer Teil der Bevölkerung - etwa 37 Prozent - sind also von der Wahl ausgeschlossen, etwa weil ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft fehlt.

Aktiv wahlberechtigt ist man in Wien ab dem vollendeten 16. Lebensjahr, wählen lassen kann man sich ab einem Alter von 18 Jahren.

Die letzte Wahlkarte fliegt um kurz vor 17 Uhr in die Urne, dann schließen die Wahllokale.

Wahlergebnis 2010

09:27 Uhr

Zuletzt hat Wien im Jahre 2010 gewählt, eine Rot-Grüne Koalition folgte. Eine Info-Grafik zeigt die Mandatsverteilung und die Stimmenanteile der Parteien.

Nicht alle kommen in den Gemeinderat

09:05 Uhr

Das war die Ausgangslage aller größeren Parteien Wiens im Schnelldurchlauf. Tatsächlich treten noch weitere Parteien an, die jedoch laut Meinungsforschern keine Chance auf den Einzug in den Gemeinderat haben.

Wienweit kandidieren "Wien anders" (ANDAS), "Wir wollen Wahlfreiheit" (WWW) und "Gemeinsam für Wien" (GFW). Daneben treten noch vier weitere "Kleinlisten" an, die nur in einem der 18 Wahlkreise auf dem Wahlzettel stehen.

Die Parteien: SPÖ verteidigt Hochburg

09:02 Uhr

SPÖ-Chef Michael Häupl (65) hat in den vergangenen 20 Jahren einiges an Hochs und Tiefs erlebt - von 39,2 (1996) bis 49,1 Prozent samt Mandatsabsoluter (2005), zuletzt wieder deren Verlust mit 44,3 Prozent. Aber seine fünfte Wahl ist die größte Herausforderung für den Langzeit-Bürgermeister. Wobei er sich weder von Umfragen noch vom OÖ-Wahlausgang beeindruckt zeigt. Nur beim Wahlziel ist er etwas bescheidener geworden: War es erst noch die Rückeroberung der Mandatsabsoluten, verlautet er jetzt nach dem herben roten Minus in OÖ, dass er "nicht mit Verlusten" rechne.

Das ist jedoch unwahrscheinlich, in den Umfragen liegt die SPÖ nicht mehr weit vor der FPÖ. Diese profitiert vom Flüchtlingsthema - besonders wohl auch in SPÖ-Stammwählerschichten, die Häupl ohnehin schon Rot-Grün verübeln. Mit klarer Gegenansage bemühte sich Häupl im Wahlkampf, der FPÖ diesen Wind aus den Segeln zu nehmen - und zeigte sich als der große Problemlöser, als den ihn die SPÖ, zu allen möglichen Themen, "mit G'spür für Wien" auf den Wahlplakaten präsentiert. So gut wie gar nicht kommt im Wahlkampf vor, was Wien zuletzt "anders" gemacht hat: Die einzige rot-grüne Koalition Österreichs. Dafür entschied sich Häupl, nachdem es 2010 mit nur mehr 49 Mandaten nicht mehr fürs Alleinregieren reichte. Begeistert waren davon nicht alle Roten - vor allem nicht die Wähler in den "Arbeiterbezirken". Sie sprechen ein gewichtiges Wort mit in der Frage, ob Wien rot oder blau ist. Wie es auch kommt, will sich Häupl - beteuert er - auf niemanden ausreden, die Verantwortung übernehmen und keinesfalls gleich zurücktreten.

Die Parteien: Grüne wollen weiterregieren

08:46 Uhr

Die Grüne Spitzenkandidatin Maria Vassilakou (46) wiederholt immer wieder, dass sie zurücktreten wird, "sollte es zu Verlusten kommen" - und beinahe mantra-artig gibt sie sich auch nach der Oberösterreich-Wahl überzeugt, dass sich in Wien Rot-Grün weiter ausgehen wird. In der Regierung zu bleiben, ist der größte Wunsch der Verkehrsstadträtin. "Wer Rot-Grün will, muss Grün wählen", versuchte die Partei in der letzten Plakatwelle wohl, ihr Terrain im rot-blauen Duell zu sichern.

Auch das Flüchtlingsthema kommentierte man zuletzt - "Man wählt nur mit dem Herzen gut" -, nachdem die längste Zeit stolz die Leistungsbilanz der vergangenen fünf Jahre (Mariahilfer Straße, 365-Euro-Jahres-Ticket, Parkpickerl-Ausweitung) beworben wurde. Als Wahlziel gibt Vassilakou "das beste grüne Ergebnis aller Zeiten" aus. Das wären mehr als die 14,6 Prozent des Jahres 2005. In den letzten Umfragen lagen die Grünen aber nur rund um die 12,6 Prozent, die sie 2010 eingefahren haben - obwohl es, wie man an zuletzt 16,4 Prozent bei der Nationalratswahl sah - in Wien ein größeres Potenzial gäbe.

Dass aber selbst das beste Grün-Ergebnis die Koalitionsmehrheit nicht garantiert - wenn gleichzeitig der Partner schwer verliert -, mussten die Grünen in Oberösterreich zur Kenntnis nehmen. Da mit Wien die zweite ihrer sechs Koalitionen in den Bundesländern gefährdet ist und weil Wien als einzige rot-grüne doch ein Prestigeprojekt ist, fiebern auch die Bundes-Grünen heute mit.

Die Parteien: FPÖ kratzt am Thron

08:28 Uhr

Zum "zweiten Streich" nach dem Rekordergebnis in Oberösterreich setzt Heinz-Christian Strache (46) in Wien an. Jedenfalls war er seiner Ansage "Erster und Bürgermeister" werden zu wollen, noch nie so nah: In den letzten Umfragen lag die FPÖ nur mehr knapp hinter der SPÖ, die Meinungsforscher schließen sogar nicht aus, dass Strache als Erster durchs Ziel geht. Versucht hat er es schon zweimal. Gleich bei seinem ersten Antreten 2005 ließ er "Duell um Wien" plakatieren. Das Ergebnis war kurz nach der Abspaltung des BZÖ jedoch mager: 14,8 Prozent, Rang 3 hinter der ÖVP und 34,3 Punkte von der SPÖ entfernt. Der kam er 2010 schon deutlich näher, mit 25,8 Prozent (und wieder Rang 2) schrumpfte der Abstand auf 18,6 Prozentpunkte. Und in den aktuellen Umfragen ist davon fast nichts mehr übrig. Was nicht so sehr an Straches Performance liegt, sondern daran, dass das Asylthema den Blauen in die Hände spielt.

Überrascht hat Strache zuletzt damit, dass er die von der ÖVP nicht mehr gesetzte Innenstadt-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel auf seine Liste holte. Sein Ziel ist, die 30er-Marke "so weit wie möglich" zu überspringen. Seit Juli liegt die FPÖ in den Umfragen über 30 Prozent. Und die Oberösterreicher haben die Rekord-Marke auf 30,36 Prozent gesetzt - das erste blaue Bundes- oder Landeswahlergebnis außerhalb Kärntens über der 30er-Marke. Das beste Wiener Resultat waren 27,9 Prozent 1996 in der Ära Haider. Eine Absolute ist für Strache nicht in Sicht - und so bräuchte er im Fall der Fälle einen Koalitionspartner. Gefallen würde ihm Rot-Blau, was aber Bürgermeister Häupl strikt ablehnt. Die Grünen und die NEOS wollen auch nicht mit ihm und für Blau-Schwarz wird es wohl nicht reichen.

Die Parteien: ÖVP droht Absturz

08:04 Uhr

Dem Wiener ÖVP-Chef und -Spitzenkandidat Manfred Juraczka droht nicht nur das schlechteste ÖVP-Ergebnis der Zweiten Republik, also noch weniger als die 11,6 Prozent in Kärnten im Jahr 2004, sondern auch eine zweite ÖVP-"Premiere": Erstmals hinter SPÖ, FPÖ und Grünen nur mehr Vierte zu sein - das wäre das erste Mal für die Volkspartei in den 140 (inklusive Wien) Landtags-und 21 Bundeswahlen seit 1945. Er schließt eine Koalition mit der FPÖ nicht aus - und preist seine Partei auch als einzige Alternative zu Rot-Grün in Wien an. Aber der schwarze Beitrag wird wohl nicht reichen. Treffen die letzten Umfragen zu, kann Juraczka froh sein, wenn er die Zehn-Prozent-Marke schafft.

Platz 3 ist in Wien fast schon der "Stammplatz" der ÖVP: Erstmals fiel sie 1991 hinter die FPÖ zurück, dort blieb sie auch, mit Ausnahme nur der Wahl 2005. Juraczkas Ziel in seiner ersten Wahl ist denn auch schlicht "stärker werden" - in der Hoffnung, dass das "bürgerliche" Wien größer ist als die 14,0 Prozent, die 2010 seiner Vorgängerin Christine Marek die Stimme gaben. Das war das historisch schlechteste Wien-Ergebnis der ÖVP. Immerhin stellt sie derzeit noch fünf Bezirksvorsteher - samt der jetzt zur FPÖ gewanderten Ursula Stenzel.

Klappt es für ihn nicht wirklich gut, hat Juraczka schon anlässlich des Wahldesaster seiner Oberösterreich-Kollegen mitgeteilt, wo er die Verantwortung sieht: Die Wahl habe gezeigt, wie groß die Verunsicherung der Bevölkerung angesichts der Flüchtlingsströme sei und dass man sich von der Regierungsspitze schon viel früher Leadership erwartet hätte. Die Wiener ÖVP hat das Thema im Wahlkampf eher gemieden und sich stattdessen für die Autofahrer und Einkaufen am Sonntag stark gemacht. Erst Ende September bot man eine "Bürger-Hotline" zum Asylthema an.

Die Parteien: NEOS gegen Blau

07:50 Uhr

Die NEOS würden Heinz-Christian Strache nicht zum Bürgermeister machen - und Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger versucht in der letzten Wahlkampfphase ganz intensiv, als Mittel gegen den Aufstieg der FPÖ zu punkten. "Nur eine neue Kraft kann Strache stoppen", war nach der OÖ-Wahl auf den pinken Plakaten zu lesen - und Bundesparteichef Matthias Strolz zog über SPÖ und ÖVP als "die Strache-Macher" her.

Für die seit 2013 neu im Nationalrat vertretenen Pinken geht es in Wien um viel. Denn in Oberösterreich und im Mai schon im Burgenland und der Steiermark sind sie bei den Landtagswahlen gescheitert. Die Chancen in Wien stehen besser - und der Spitzenkandidatin ist Wiener Wahlkampf auch nicht neu, war sie doch 2010 als Referentin von Ex-VP-Wien-Chefin Christine Marek mittendrin. Ihr Wahlziel hat Meinl-Reisinger - die im Vorjahr noch zweistellig für realistisch hielt - etwas zurück genommen. Sie nennt keine Zahl mehr. In den Umfragen liegen die NEOS bei sechs bis sieben Prozent. Bei der Nationalratswahl 2013 wählten immerhin 7,7 Prozent der Wiener pink - was noch nicht viel heißt: Sowohl in der Steiermark als auch in Vorarlberg (wo sie es trotzdem in den Landtag schafften) fielen die Ergebnisse deutlich schlechter aus als die NR-Ergebnisse.

Die Spannung steigt: Heute ist Wahltag

07:28 Uhr

Guten Morgen aus der TT-Online-Redaktion!

Am heutigen Sonntag entscheiden die Wienerinnen und Wiener über die Zusammensetzung ihres neuen Gemeinderates - und bestimmen ihren neuen Bürgermeister. Michael Häupl (SPÖ) muss um sein Amt fürchten, nachdem ihm Herausforderer Heinz-Christian Strache (FPÖ) zumindest in Umfragen gefährlich nahe kam.

Wir halten Sie den ganzen Tag mit aktuellen Informationen und Hintergründen auf dem Laufenden. Ab 17 Uhr, nach Schließung der Wahllokale, werden erste Exit Polls erwartet. Ab 18 Uhr darf mit den ersten Hochrechnungen gerechnet werden.

Den Anfang macht eine Vorschau auf die Wahl des Jahres, die Sie hier finden können.

Ausgangslage, Ziele und Chancen der Parteien

15:37 Uhr

Nach dem politischen Erdbeben in Oberösterreich sind - je nachdem - Spannung, Nervosität oder Zuversicht für die Wien-Wahl gestiegen. Auch in der Bundeshauptstadt werden starke Verluste der regierenden Partei SPÖ und der Verlust der rot-grünen Koalitionsmehrheit bei großen Zugewinnen der FPÖ erwartet. Meinungsforscher schließen auch nicht aus, dass Strache den ersten Platz erringt und damit Michael Häupl als Bürgermeister ablösen kann. Auch in Wien wird das Flüchtlingsthema, das der FPÖ heuer schon dreimal zu sehr hohen Zugewinnen verhalf, eine zentrale Rolle spielen.

Mehr dazu lesen Sie hier.

Neuer Rekord: 203.874 Wahlkarten ausgestellt

12:47 Uhr

Mehr Wahlkarten als jemals zuvor wurden für die Wien-Wahl ausgestellt: Genau 203.874 Personen wollen ihr Kreuzchen nicht im herkömmlichen Sinn machen, teilte die Stadt am Freitag mit. Wer seine Stimme per Post verschicken will, kann das auch am Samstag noch beruhigt tun: Die Post führt Sonderentleerungen am Wochenende durch.

Insgesamt sind in der Bundeshauptstadt 1,143.076 Menschen für die Gemeinderatswahl stimmberechtigt, mit jenen EU-Bürgern, die nur bei den Bezirksvertretungswahlen ihr Kreuz machen dürfen, sind es 1,327.311 Menschen. Damit haben (inklusive Bezirksvertretungswahlen) 15,36 Prozent der Stimmberechtigten Wahlkarten angefordert.

SPÖ-FPÖ-Abstand kontinuierlich geschmolzen

11:12 Uhr

Die Umfragen zur Wien-Wahl seit Jahresbeginn zeigen ein kontinuierliches Schrumpfen des Abstandes zwischen SPÖ und FPÖ. Während in den Erhebungen im Frühjahr die SPÖ noch mit bis zu 16 Prozentpunkten vor der FPÖ lag, schrumpfte der Vorsprung in den Oktober-Umfragen auf vier bis nur mehr einen Prozentpunkt. Definitiv auf Platz eins wurde die FPÖ aber in keiner der Erhebungen ausgewiesen.

In den Umfragen zwischen Jahresbeginn und Mai lag die SPÖ noch zwischen 37 und 39 Prozent - und die FPÖ zwischen 23 und 29 Prozent der Stimmen, der Abstand war mit mindestens acht (in einer market-Umfrage für den "Standard" im April) bis 16 Prozentpunkten (in einer Ifes-Umfrage für die "Krone" im April) noch sehr deutlich.

Stimmen kosten dürfte das - auch von SPÖ und FPÖ selbst heraufbeschworene - "Duell" zwischen Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die übrigen Parteien. Zahlreiche "taktische" Wähler sehen die Meinungsforscher in Richtung SPÖ wandern, um einen FPÖ-Sieg zu verhindern. Darunter leiden dürften vor allem die Grünen, denen in den Erhebungen vom Oktober nur rund um die zwölf Prozent ausgewiesen wurden - was gegenüber dem letzten Wahlergebnis eine Stagnation bedeuten würde.

Auch die ÖVP dürfte laut Umfragen gegenüber dem Urnengang 2010 noch einmal verlieren - ihr droht laut Umfragen sogar das Rutschen knapp unter die Zehn-Prozent-Marke.

Auf den Einzug in den Wiener Landtag hoffen dürfen die NEOS. Denn obwohl laut Umfragen die Tendenz im letzten Monat etwas nach unten zeigte, weisen die Umfragen im Oktober für die Pinken fünf bis sechs Prozent aus, womit das Überspringen der notwendigen Fünf-Prozent-Hürde gelingen könnte.

11:05 Uhr

Ergebnisse der Wiener Gemeinderatswahlen seit 1945.

Mandate für ÖVP und Grüne viel teurer als für SPÖ und FPÖ

11:01 Uhr

Für SPÖ und FPÖ sind Mandate bei der Wien-Wahl wesentlich "billiger" als für Grüne und ÖVP. Die NEOS als fünftstärkste "zahlen" - wenn sie es in den Gemeinderat schaffen - mehr als 11.000 Stimmen für einen Sitz, ÖVP und Grünen an die 10.000. Rot und Blau reichen hingegen - wenn sie um die 35 Prozent liegen - im Schnitt 7.300 Stimmen pro Mandat, ergab eine Simulation der ARGE Wahlen.

Basis der Berechnungen waren die letzten - nach der Oberösterreich-Wahl - veröffentlichten Umfragen mit einem Schnitt von 36,6 Prozent für die SPÖ, 34,6 für die FPÖ, 11,9 für die Grünen, 9,4 für die ÖVP und 5,6 Prozent für die NEOS. Laut der Mandatssimulation hätte bei einem solchen Ergebnis Rot-Grün noch eine knappe Mehrheit von 51 Sitzen (41 SPÖ, 10 Grüne). Die FPÖ käme auf 37, die ÖVP auf acht und die NEOS auf vier Mandate.

Die FPÖ würde zwar davon profitieren, dass die Reform des mehrheitsfreundlichen Wiener Wahlrechts gescheitert ist: Sie hätte sonst ein Mandat weniger. Die SPÖ könnte sich in diesem Fall dennoch freuen, dass sie die Reform verhinderte: Denn mit dem neuen Wahlrecht (in der Kompromissversion der Wahlzahlberechnung mit plus 0,5 statt 1) hätte die SPÖ um zwei Mandate weniger, die Grünen nur um eines mehr - was in Summe nur 50 ergäbe. Wobei freilich auch 51 von 100 Mandaten zwar rechnerisch, aber in der Praxis nicht wirklich genug wären für eine Koalition.

Die Wahlkampfabschlüsse

10:36 Uhr

Am Freitagabend versammelte sich die Wiener SPÖ in und um das Festzelt vor der Parteizentrale in der Löwelstraße, um den offiziellen Wahlkampfabschluss zu begehen. Bürgermeister Michael Häupl schoss sich dabei erneut hauptsächlich auf die FPÖ und ihren Spitzenkandidaten Heinz-Christian Strache ein - und wurde dafür von der Basis mit viel Applaus bedacht.

Schon kurz vor Beginn der Veranstaltung war das Zelt bis auf den letzten Platz gefüllt, ein Gutteil der Genossen musste den Abschluss daher draußen per Livestream verfolgen. Das tat der von Austropophits unterstützten Stimmung in und vor dem Zelt jedoch keinen Abbruch. Häupl erinnerte gleich zu Beginn daran, dass es sich zwar um den formellen Abschluss handle, dass der Wahlkampf, der ihm so viel Spaß gemacht habe wie noch keiner zuvor, aber noch nicht zu Ende sei: "Auf jede einzelne Stimme kommt es an", betonte er.

10:35 Uhr

In nahezu identer Besetzung wie beim offiziellen Wahlkampfabschluss am Donnerstag, hat die Wiener FPÖ am Freitag bei einer Pressekonferenz noch einmal einen Schlussstrich unter ihren Wahlkampf gezogen. Neuzugang Ursula Stenzel empörte sich dort vor allem über die Gegendemo zum Abschluss, Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache hoffte auf die Sperrminorität im Landtag und ein "blaues Wunder".

Der Wahlkampf sei "sehr anstrengend, aber auch sehr erfreulich gewesen", bilanzierte Strache. Man habe rund 30 bis 40 Prozent mehr Besucher bei allen Veranstaltungen gehabt als jemals zuvor. "Wir haben die Chance, die noch nie so groß war wie dieses Mal, zum ersten Mal in Wien die Verfassungssperrminorität im Wiener Landtag zu erreichen. Vielleicht ist auch darüber hinaus ein blaues Wunder möglich", meinte er. Mit einem Drittel der 100 Sitze im Landtag könnte die FPÖ künftig Verfassungsänderungen blockieren.

10:34 Uhr

Die Wiener Grünen haben am Freitag ein letztes Mal mobilisiert, um Richtung SPÖ strebende Wähler doch noch für sich zu gewinnen. Das angebliche Duell zwischen Rot und Blau sei längst entschieden, wer aber weiter Rot-Grün wolle, müsse "die Grünen, und nur die Grünen" wählen, sagte Spitzenkandidatin Maria Vassilakou beim Wahlkampfabschluss.

Michael Häupl (SPÖ) werde Bürgermeister bleiben, prophezeite Vassilakou, und weil er "etwas gemütlich" sei und sich gerne zurücklehne, werde sich die SPÖ nicht ändern. Die Selbstzufriedenheit werde bleiben, nur die Orientierungslosigkeit steigen. Deshalb brauche es starke Grüne, denn das ermögliche, "dieser SPÖ und diesem Bürgermeister Feuer unter dem Hintern zu machen".

10:31 Uhr

Kurz und schmerzlos: Auf einer Bühne unter den Arkaden vor ihrem Büro hat die ÖVP bereits am Donnerstag als erste Partei ihren Wahlkampfabschluss begangen - im Eiltempo. Nach etwa zehn Minuten war nämlich schon wieder Schluss. Spitzenkandidat Manfred Juraczka konzentrierte sich in seiner Rede auf das Wesentliche. Es blieben noch drei Tage, um alle mit einem "durchaus respektablen Ergebnis" zu überraschen.

Auf Bausch, Pomp und lange Reden wurde dieses Mal beim ÖVP-Wahlkampfabschluss verzichtet. Ursprünglich war geplant, das Event mit einer Bühne beim Michaelerplatz zu begehen, doch das regnerische Wetter machte der Partei einen Strich durch die Rechnung. Kurzerhand wurde umdisponiert und die Bühne vor dem Wiener ÖVP-Büro aufgebaut. Mit Luftballons geschmückt, mit Funktionären in gelben Westen umstellt und mit Falcos "Vienna Calling" vom Band, wurde der Endspurt eingeläutet.

10:29 Uhr

Mit einer Freiluftparty am Schwedenplatz haben die NEOS am Freitagnachmittag ihren Wahlkampfabschluss begangen. "Ich glaube, es wird ein sehr guter Sonntag sein", betonte Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger in ihrer rund 15-minütigen Rede. Auch Bundesparteichef Matthias Strolz zeigte sich zuversichtlich: "In 50 Stunden wird der pinke Balken hochfahren", rief er vor den jubelnden Anhängern.

Meinl-Reisinger wandte sich in ihrer Rede gegen Freunderlwirtschaft und Korruption und hob die Bedeutung von Bildung als Schlüssel zu Integration hervor. Der "eklatante Bildungsnotstand" sei "eine Schande für eine Stadtpolitik, die mit sehr viel Steuergeld Inserate und Plakate druckt, auf denen 'sozial' steht", sagte sie. "Wir haben einen Bürgermeister, der seit 27 Jahren in der Stadtregierung und seit 21 Jahren im Amt ist. Der ist aus einer anderen Zeit", griff sie Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) an. Die "alten Parteien, die nichts mehr zusammenbringen", würden die Menschen zur FPÖ treiben.

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