Nach Bürgermeister-Rücktritt sucht Rom Ausweg aus Engpass
Rom (APA) - Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Ignazio Marino sucht Rom jetzt einen Ausweg aus dem politischen Engpass, in den die Stadt g...
Rom (APA) - Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Ignazio Marino sucht Rom jetzt einen Ausweg aus dem politischen Engpass, in den die Stadt gekommen ist. Der italienische Premier Matteo Renzi will ein Team aus neun Fachleute einsetzen, das die Stadt auf das am 8. Dezember beginnende „Jubiläumsjahr“ vorbereiten soll. Dieses Groß-Event soll Millionen Pilger nach Rom locken.
Es habe keine Alternativen zu Marinos Rücktritt gegeben, kommentierte Renzi. Der Premier hat sich von dem durch mehrere Skandale belasteten Bürgermeister bereits abgewendet. Doch der seit Juni 2013 amtierende ehemalige Chirurg hat noch nicht kapituliert. Obwohl ihm die Parteien seiner Koalition längst den Rücken gekehrt haben, will der gebürtige Genueser weiterkämpfen und führt Gespräche mit den im Gemeinderat vertretenen Parteien. Er wolle noch prüfen, ob die „politischen Bedingungen“ für das Amt wiederhergestellt werden können. Seine Hoffnung scheint jedoch angesichts der politischen Umstände vollkommen unrealistisch zu sein.
Inzwischen denken die Oppositionsparteien schon an Kandidaten für Neuwahlen. Die ausländerfeindliche Lega Nord, die immer mehr in Richtung Süden expandieren will, möchte einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken. Lega-Chef Matteo Salvini signalisierte Bereitschaft, die Chefin der Rechtspartei „Fratelli d ?Italia“ (Brüder Italiens), Giorgia Meloni, zu unterstützen. Die gebürtige Römerin hatte bereits das Amt der Jugendministerin in der Regierung Berlusconi bekleidet.
Auch die oppositionelle Fünf Sterne-Bewegung stürzt sich schon in den Wahlkampf. Die populistische Partei um den Starkomiker Beppe Grillo würde laut Umfragen zur stärksten Einzelpartei avancieren, sollte es in der Ewigen Stadt zu Neuwahlen kommen. Diese dürften aber erst im Frühjahr stattfinden.
Monatelang hatte Marino zäh sowohl dem Dauerbeschuss durch die Opposition getrotzt als auch seiner wachsenden Unbeliebtheit bei den Römern. Sie werfen ihm vor, schuld an der Verwahrlosung der italienischen Hauptstadt zu sein. Wegen Missständen in punkto öffentliche Verkehrsmittel und Sauberkeit auf den Straßen war der gebürtige Genueser scharf kritisiert worden.
Zum Verhängnis wurde Marino zuletzt ein Skandal um persönliche Ausgaben in Höhe von 20.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen aufgenommen, weil Marino mit einer Kreditkarte der Stadt private Abendessen bezahlt haben soll. Der Bürgermeister sprach von Geschäftsessen und anderen offiziellen Anlässen, mehrere Medien hingegen von privaten Treffen mit Angehörigen. Wegen dieses Skandals musste der 60-jährige Marino das Handtuch werfen.