Zahl der Toten bei Anschlag in Ankara auf mindestens 86 gestiegen

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Ankara (APA/AFP/dpa) - Nach dem Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 86 gestiegen. Weitere 186 Menschen wurden bei dem Anschlag am Samstag verletzt, wie Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu sagte.

Zwei Explosionen hatten sich am Morgen inmitten der Teilnehmer einer Friedensdemonstration von linken Gruppen und Parteien ereignet, die sich in der türkischen Hauptstadt vor dem Hauptbahnhof versammelt hatten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einem „abscheulichen Anschlag“ auf Einheit und Frieden des Landes.

Zu dem regierungskritischen Protestmarsch hatte unter anderen die Kurdenpartei HDP aufgerufen. Ihr Ko-Chef Selahattin Demirtas sprach von einem „riesigen Massaker“ und einem „barbarischen“ Angriff auf diejenigen, die Frieden im Land und kein Blutvergießen wollten.

Die HDP war nach eigener Einschätzung Ziel des Doppelanschlags. Die beiden Bomben seien am Samstag inmitten von HDP-Anhängern detoniert, teilte die Oppositionspartei mit. Augenzeugen hätten berichtet, es habe sich um zwei Selbstmordattentäter gehandelt.

Auf Videobildern waren tanzende Demonstranten zu sehen, als plötzlich hinter ihnen eine gewaltige Explosion stattfand. Am Ort des Anschlags lagen dutzende Leichen am Boden, die notdürftig mit Fahnen und Transparenten abgedeckt wurden.

„Eine Demonstration, die Frieden fördern sollte, ist zu einem Blutbad geworden“, sagte tränenüberströmt der 52-jährige Ahmet Onen, der mit seiner Frau zu dem geplanten Protestmarsch gekommen war. Andere Demonstranten reagierten wütend, die Polizei trieb sie mit Schüssen in die Luft auseinander.

In der Türkei war in den vergangenen Monaten der Konflikt zwischen der Regierung und den kurdischen Rebellen wieder eskaliert. Seither wurden 140 türkische Sicherheitskräfte bei PKK-Anschlägen und 1700 kurdische Rebellen bei Armee-Bombardements getötet.

Am Sonntag in drei Wochen sind in der Türkei Neuwahlen für das Parlament angesetzt. Mitte November ist in der Nähe der südtürkischen Stadt Antalya der G-20-Gipfel geplant.

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) verurteilte den „Terroranschlag in Ankara auf eine friedliche Demonstration auf das Schärfste. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der zahlreichen Opfer“, betonte der Außenminister nach Angaben eines Sprechers.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Vizekommissionspräsident Johannes Hahn riefen die türkische Gesellschaft nach dem Bombenattentat zur Geschlossenheit auf. Gleichzeitig sicherten Hahn und Mogherini Unterstützung der EU zu.

Ulrike Lunacek, Vizepräsidentin des EU-Parlaments und EU-Abgeordnete der Grünen, verurteilte den Terroranschlag als „barbarischen Akt gegen Menschen, die eine friedliche und demokratische Türkei wollen“. Die türkische Staatsspitze habe mit ihrer Abkehr vom Friedensprozess „Gewalt geschürt“ statt „gegen Gewalt vorgegangen zu sein“.