Flüchtlinge - Erste Hotspots sollen in Griechenland Betrieb aufnehmen
Athen/Rom/Utrecht (APA/dpa) - Der erste sogenannte Hotspot zur Registrierung der Flüchtlinge in Griechenland für eine spätere Verteilung auf...
Athen/Rom/Utrecht (APA/dpa) - Der erste sogenannte Hotspot zur Registrierung der Flüchtlinge in Griechenland für eine spätere Verteilung auf andere EU-Staaten soll in den kommenden Tagen auf der Insel Lesbos den Betrieb aufnehmen. Das kündigte EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos nach politischen Gesprächen am Samstag in Athen an.
Zudem sollen Griechenland und die Türkei in den kommenden Wochen einen Aktionsplan zur Bewältigung der Flüchtlingskrise in der Ägäis ausarbeiten, fügte Avramopoulos hinzu. Zuletzt rettete die griechische Küstenwache dort binnen 24 Stunden mehr als 1.100 Bootsflüchtlinge.
Die EU will insgesamt 160.000 Flüchtlinge aus den besonders stark betroffenen Ländern Griechenland und Italien auf andere Staaten verteilen. Die ersten Migranten wurden am Freitag von Italien nach Schweden gebracht.
Die Bedeutung der Hotspots hob auch der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hervor, der Avramopoulos begleitete. „Wir müssen wissen, wer an unsere Tür klopft“, sagte Asselborn. Wenn die Außengrenzen der EU nicht gesichert sind, dann werde „das Schengen-Abkommen binnen Wochen zusammenbrechen“, fügte er hinzu. Luxemburg hat derzeit den EU-Ratsvorsitz inne.
Wann die ersten Flüchtlinge aus Griechenland in andere EU-Staaten gebracht werden, blieb zunächst unklar. Am Wochenende wollte sich der UNO-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres auf Lesbos ein Bild von der Lage machen.
In den vergangenen Tagen war die Zahl der Flüchtlinge wegen des guten Wetters, das in der Region herrschte, deutlich gestiegen. Das Wetteramt warnte jedoch am Samstag vor einer schlagartigen Verschlechterung in den kommenden Stunden mit starken Winden in der gesamten Ägäis.
Hotspots (Registrierungszentren) sind auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos geplant. Das Zentrum auf Lesbos ist fast fertig. Die anderen Hotspots sollen nach den Worten des griechischen stellvertretenden Ministers für Migration, Ioannis Mouzalas, binnen eines Monats funktionieren.
In Italien ist der erste Hotspot auf der Insel Lampedusa bereits eingerichtet, dort läuft die Erprobungsphase. Bis Ende November soll der Hotspot nach Angaben von Innenminister Angelino Alfano seinen regulären Betrieb aufnehmen. Weitere Hotspots sind in den Städten Pozzallo, Porto Empedocle, Trapani, Augusta und Taranto geplant, bis Jahresende sollen sie ebenfalls funktionieren.
Der Flüchtlingsstrom auf der Westbalkanroute riss unterdessen nicht ab. Seit Mitternacht trafen im Zeitraum von sechs Stunden m südserbischen Presevo rund 3.000 Personen ein, berichtet der staatliche TV-Sender RTS am Samstag. Am Freitag trafen erneut 7.215 Menschen in Ungarn ein. Laut Polizeibericht von Samstagmorgen kamen 7.189 über die kroatisch-ungarische, die übrigen über die serbisch-ungarische Grenze. Die meiste Flüchtlinge wollen über Österreich weiter nach Deutschland.
5.500 Flüchtlinge verbrachten die Nacht auf Samstag in österreichischen Transitquartieren. Das waren um 2.000 mehr als in der Nacht zuvor. Etwa 1.500 weitere Menschen befanden sich in der Früh an Sammelstellen, wie der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, sagte. Im burgenländischen Grenzort Nickelsdorf hielt der Zustrom im Lauf des Samstags an. Von Mitternacht bis 14.00 Uhr trafen laut Landespolizeidirektion Burgenland dort 3.760 Menschen ein.
In den Niederlanden und Deutschland kam es zu Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte bzw. -helfer. Rund 20 Vermummte griffen eine Notunterkunft in Woerden an. Sie hätten in der Nacht auf Samstag schwere Feuerwerkskörper und Eier auf das Gebäude geworfen und versucht dort einzudringen, teilte ein Polizeisprecher in Utrecht mit. Es war der erste größere Übergriff dieser Art in den Niederlanden. Zehn Personen wurden nach Polizeiangaben festgenommen. In Chemnitz griffen vor einer neuen Asylbewerberunterkunft Rechtsextremisten Flüchtlingsunterstützer an und verletzten zwei von ihnen. Ebenfalls in der Nacht auf Samstag wurden bei einer benachbarten Kirchengemeinde, die Asylwerber beherbergte, zudem die Scheiben eingeworfen. Dabei erlitt eine Frau Verletzungen. Die deutschen Ermittler gehen in beiden Fällen von einem fremdenfeindlichen Motiv aus.