Leopold Museum: Neuer Direktor kann nun „aus dem Vollen schöpfen“ 1
Wien (APA) - Seit 1. Oktober ist Hans-Peter Wipplinger als museologischer Direktor des Leopold Museums im Amt. Der 47-jährige Oberösterreich...
Wien (APA) - Seit 1. Oktober ist Hans-Peter Wipplinger als museologischer Direktor des Leopold Museums im Amt. Der 47-jährige Oberösterreicher leitete seit 2009 die Kunsthalle Krems. Im Interview mit der APA skizziert er seine Vorstellungen über die Zukunft des Museums, kündigt an, mit den Kritikern des Hauses ins Gespräch kommen zu wollen und freut sich auf die „Libelle“, die auf dem Dach landen soll.
APA: Herr Wipplinger, Sie hatten sich auch vis-a-vis im mumok beworben. Im Leopold Museum hat es nun geklappt. Wie attraktiv ist das Museumsquartier für einen Museumsleiter?
Hans-Peter Wipplinger: Das Museumsquartier hat international einen hohen Attraktivitätswert. Das gilt sowohl für das mumok als auch für das Leopold Museum, wo ich jetzt gelandet bin. Ich bin ganz glücklich ob dieser Lösung, weil es mir die Möglichkeit bietet, epochenüberschreitend nicht ausschließlich das 20. Jahrhundert, von der Klassischen Moderne bis in die zeitgenössische Kunst zu bearbeiten, sondern tiefer einzutauchen auch in das 19. Jahrhundert, sozusagen in die Wurzeln der Moderne. Und da kann ich mit dieser ausgezeichneten Sammlung Leopold aus dem Vollen schöpfen.
APA: Wo sehen Sie Möglichkeit, Ihre eigene Handschrift unterzubringen?
Wipplinger: Ich glaube, die Aufgabe eines jeden Museums ist es, die Brücke zu schlagen zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Vielleicht ist es ein Grund, warum man sich für mich entschieden hat, dass man nicht mehr eine statische Sammlungspräsentation im Fokus hat, sondern Interesse daran findet, aus zeitgenössischer Perspektive die Vergangenheit zu beleuchten. Dafür sind Gegenwartskünstler prädestiniert.
APA: Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit der Familie Leopold?
Wipplinger: Ich bin im Prozess des Kennenlernens der Familienmitglieder. Generell empfinde ich eine große Offenheit, eine Neugierde auf das, was ich hier einbringen werde. Es ist Faktum, dass vier Fünftel des aktuellen Stiftungsvorstandes aus Vertretern der Ministerien bestehen, das sind sozusagen meine Gesellschafter bzw. Aufsichtsräte.
APA: Ist mit Ihnen nun ein Schritt getan weg vom Familienmuseum hin zu einer Bundesinstitution?
Wipplinger: Das kann man so nicht sagen, weil wir ja ein ganz eigenes Konstrukt haben - weder Privat- noch Bundesmuseum, sondern quasi eine Zwitterkonstruktion darstellen, die in Österreich einmalig ist. Es ist naturgemäß sinnvoll, sich die Geschichte des Hauses immer wieder vor Augen zu führen und sich zu fragen, warum gibt es diese Institution überhaupt, warum existiert diese wunderbare Sammlung, in der sehr viele Mitarbeiter extrem engagiert arbeiten können? Das ist ein Verdienst von Professor Rudolf Leopold - und das werden wir nicht vergessen. Ich denke, wenn es sinnvoll ist, auf die Kompetenz und die Netzwerke der Familie zurückzugreifen, dann werden wir das selbstverständlich machen. Berater bzw. Expertisen kann man immer brauchen. Aber es ist unsere Aufgabe als Direktoren, eine Vision zu entwickeln und diese umzusetzen. Dafür sind die kaufmännische Direktorin Gabriele Langer und ich verantwortlich.
APA: Worin soll diese Vision bestehen?
Wipplinger: Zeitgenössische Positionen im Kontext der Sammlung zu präsentieren, soll das Profil nicht nur weiter schärfen, sondern auch die Betrachtungsweise erweitern. Da denke ich auch interdisziplinär an Künste wie Film, Tanz, Architektur, also all das, was eigentlich - mit Ausnahme des Films - schon in den kreativen, fruchtbaren Jahren des Wiens um 1900 auch eine Rolle gespielt hat. Diesen Austausch werden wir wieder versuchen zu forcieren.
(B I L D A V I S O - Bilder von Wipplinger sind im AOM abrufbar.)