Mehr als tausend Menschen gedachten der Anschlagsopfer in Ankara
Ankara (APA/dpa/AFP) - Nach dem Terroranschlag mit mindestens 95 Toten in der Türkei haben in der Hauptstadt Ankara zahlreiche Menschen der ...
Ankara (APA/dpa/AFP) - Nach dem Terroranschlag mit mindestens 95 Toten in der Türkei haben in der Hauptstadt Ankara zahlreiche Menschen der Opfer gedacht. Nach Schätzungen versammelten sich am Sonntag rund tausend Menschen auf dem Sihhiye-Platz, wie auf Fernsehbildern zu sehen war.
Vor dem in der Nähe gelegenen Hauptbahnhof waren am Samstag früh bei einer regierungskritischen Friedensdemonstration zwei Sprengsätze detoniert. Es wird erwartet, dass die Opferzahl noch steigt. 246 Menschen wurden verletzt, darunter viele schwer.
Nach Angaben der pro-kurdischen HDP trieb die Einsatzpolizei am Sonntag eine Delegation aus Abgeordneten und Gewerkschaftlern auseinander, als diese Nelken vor dem Anschlagsort ablegen wollten. Mehrere regierungskritische Gewerkschaften kündigten einen zweitägigen Streik an. In einer Presseerklärung von Sonntag hieß es: „Um unserer verstorbenen Freunde zu gedenken und um gegen das faschistische Massaker zu protestieren, sind wir ab morgen im Streik.“ Alle politischen Parteien, Arbeiter und Berufsverbände sollten sich dem Streik anschließen.
Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Der Anschlag war der schwerste in der Geschichte der Türkei. Für den 1. November sind in der Türkei Neuwahlen angesetzt. Die Ermittler verdächtigen laut Medienberichten Anhänger der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete am Samstagabend unter Berufung auf Polizeikreise, die in Ankara verwendeten Sprengsätze glichen jener Bombe, mit der ein Selbstmordattentäter im Juli mehr als 30 Menschen in der Stadt Suruc an der syrischen Grenze getötet hatte. Für den Anschlag von Suruc hatte die türkische Regierung den IS verantwortlich gemacht.
Die Zeitung „Habertürk“ meldete am Sonntag, die Polizei betrachte den Bruder des Attentäters von Suruc als Hauptverdächtigen. Eine Sonderkommission aus rund 100 Beamten werte Spuren wie DNA-Proben der Leichen der mutmaßlichen Selbstmordattentäter sowie Bilder von Überwachungskameras aus. Die Zeitung „Cumhuriyet“ meldete unter Berufung auf Augenzeugen, kurz vor der Explosion der ersten Bombe in Ankara sei der Ruf „Gott is groß“ zu hören gewesen.
Laut „Habertürk“ könnte der 25-jährige Yunus Emre Alagöz einer der beiden Selbstmordattentäter gewesen sein. Alagöz‘ Bruder Seyh Abdurrahman hatte sich am 20. Juli in Suruc in die Luft gesprengt. Die Brüder hatten sich Medienberichten zufolge in Syrien dem IS angeschlossen und den Bau von Bomben erlernt. In der Türkei sollen sich laut „Habertürk“ derzeit noch fünf weitere potenzielle Selbstmordattentäter des IS aufhalten.