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Handel setzt auf elektronische Preise

Elektronische Preisschilder sind im Merkur-Markt am Wiener Westbahnhof seit 2012 im Einsatz.
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Digitale Preisschilder ersetzen immer mehr das Papier-Etikett im Einzelhandel. Für die Mitarbeiter wird dadurch vieles einfacher. Doch Verbraucherschützer warnen vor Preisschwankungen wie an der Zapfsäule.

Wien –Preisschilder auf Papier werden in den heimischen Geschäften und Supermärkten zum Auslaufmodell. Rewe hat bereits 2012 angefangen, Geschäfte mit digitalen Preisschildern auszustatten, nun sollen bis zum Jahr 2016 die elektronischen Anzeigen auch in allen 47 Filialen von Media Markt und Saturn in Österreich die alten Papierstücke ablösen.

Die Geschäfte sparen sich mit den elektronischen Schildern viel Arbeit: „Vorteile bieten vor allem die Effizienzsteigerung und Zeitersparnis. Mit digital ausgewiesenen Preisen haben Mitarbeiter mehr Zeit für ihre Kernaufgaben in der Kundenberatung“, heißt es etwa seitens Media Markt und Saturn in Österreich. Bei einer Preisänderung müssen die Verkäufer nicht dauernd neue Papierkärtchen an den Regalen anbringen, sondern können die digitalen Anzeigen per Computer neu programmieren. Außerdem sparen sich die Unternehmen Papier und Druckerpatronen. Ihre Preise können die Geschäfte mit den digitalen Schildern bei Bedarf auch kurzfristig ändern. Wenn ein Produkt bei Amazon zum Beispiel günstiger zu haben ist, könnte Media Markt bzw. Saturn umgehend nachziehen und den Preis ebenfalls senken. Per Smartphone könnten die Kunden künftig auch technische Daten, Filme oder andere Infos zum gewünschten Fernseher oder dem Toaster von dem Preisschild abrufen. Laut Rewe-Sprecherin, Lucia Urban, will Merkur die elektronischen Preisschilder im nächsten Schritt auch nutzen, um Kunden zusätzliche Informationen über die Produkte anzubieten.

Verbraucherschützer warnen jedoch vor Preisschwankungen wie an der Tankstelle: „Die Umstellung gibt den Anbietern die Möglichkeit der extrem schnellen Preisveränderung“, sagt Roman Umschweif vom Konsumentenschutzverband Österreich. In Deutschland sind elektronische Preisschilder bereits seit einiger Zeit im Einsatz. Dort konnte man beobachten, dass die Preise je nach regionaler Lage stark schwankten, so der Konsumentenschützer gegenüber der TT. Laut Umschweif könne man davon ausgehen, dass in hart umkämpften Regionen der Preis eher zum Vorteil des Konsumenten verbessert werde, in den teuren Lagen hingegen die Preise angehoben werden. Auch uhrzeitabhängige Preise können von den Unternehmen einfach eingeführt werden, erklärt der Verbraucherschützer. „Für den Konsumenten wird die Lage durch die elektronischen Preisschilder nicht einfacher. Denn wenn man einen bestimmten Preis in einer bestimmten Supermarktkette erwartet, achtet man sicher nicht so genau auf die Preisschilder. Durch den für den Konsumenten überraschenden Preis kommt es dann an der Kassa plötzlich zu erheblichen Mehrausgaben, erklärt Umschweif. Man könne den Konsumenten nur raten, genauestens auf die Preisgestaltungen der Unternehmen zu achten. Denn nur wenn Konsumenten die überteuerten Preise nicht akzeptieren würden, würden die Unternehmen die Möglichkeiten nicht für sich ausnützen.

Gegen diesen Vorwurf wehren sich die Unternehmen jedoch: Die Kriterien zur Preislegung würden sich durch die Umstellung nicht ändern. Die Häufigkeit von Preisänderungen hänge nicht von digitalen Preisschildern ab, sondern – wie auch schon bisher – von den Marktbedingungen und dem Verhalten der Marktteilnehmer, heißt es seitens Media Markt und Saturn. „Kurzfristige Preisanpassungen sind nicht geplant und wären technisch auch nicht möglich. Wir halten uns analog wie digital an unsere Aktionszeiträume, die einmal wöchentlich aktualisiert werden“, sagt Rewe-Sprecherin Lucia Urban dazu. (sas, dpa)

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