Maria Vassilakou - Nicht alle verrückt nach Mary

Wien (APA) - Das erste Mal Rot-Grün, in der Bilanz das 365-Euro-Ticket, das Parkpickerl und die Mariahilfer Straße: Genutzt hat das Maria Va...

Wien (APA) - Das erste Mal Rot-Grün, in der Bilanz das 365-Euro-Ticket, das Parkpickerl und die Mariahilfer Straße: Genutzt hat das Maria Vassilakou nicht allzu viel. Die grüne Spitzenkandidatin Maria Vassilakou musste bei der Wien-Wahl Verluste einfahren. Ob sie infolge des Minus - wie angekündigt - den Hut nehmen wird, ließ sie vorerst offen.

„Sollte es zu Verlusten kommen, was ich nicht glaube, dann bedeutet das für mich auch, dass es an der Zeit ist, dass die nächste Generation bei den Grünen übernimmt“, hatte Vassilakou im Interview mit der APA angekündigt. Am Wahlabend ließ sie die Frage von Journalisten, ob sie nun Konsequenzen ziehe, allerdings offen. Stattdessen wurde sie nicht müde, für Rot-Grün II zu werben.

Denn immerhin hatte sich die gebürtige Griechin trotz mancher zusätzlicher grauer Haare zufrieden mit ihren Erfolgen gezeigt. Die schärfsten Kritiker rund um die Begegnungs- und Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße sind verstummt, mehr Wiener denn je fahren mit Öffis und dem Rad. Er streite lieber ich mit den Grünen über Verkehrsthemen als mit der ÖVP über die Bildung, hatte ja auch SPÖ-Landeschef Michael Häupl 2010 seine Koalitionsentscheidung begründet. Vassilakou bekam das Verkehrs- und Planungsressort.

Ab diesem Moment ging der Juniorpartner der Koalition den Roten mit seinen Themen gehörig auf die Nerven, die SPÖ hatte merkliche Anpassungsschwierigkeiten an den Verlust ihrer absoluten Mehrheit. Nicht durchsetzen konnte sich ihre Partei letztlich mit der Reform des mehrheitsfördernden Wahlrechts in Wien. Die SPÖ kaperte einen grünen Abgeordneten, Vassilakou war sauer und sprach von „allerunterster Schublade“. Dennoch legte sie sich - ganz im Gegensatz zum Regierungspartner - frühzeitig auf eine Fortsetzung der Koalition fest, stichelte dabei aber fest gegen den „Michi“.

Wie es mit Vassilakou nun weitergeht, ist noch offen, wobei es am Wahlsonntag eher nicht nach Rücktritt aussah. Ihre persönliche Geschichte - eine Frau mit Migrationshintergrund macht politische Karriere - hat bisher jedenfalls verdeutlicht, dass Integration für die Wiener Grünen nicht nur ein leeres Schlagwort ist.

Geboren wurde Vassilakou am 23. Februar 1969 in Athen als einziges Kind einer Goldschmiedin und eines Bauunternehmers. Nach der Matura kam sie 1986 für ihr Sprachstudium an die Wiener Universität, wo sie auch ihre politische Laufbahn startete. 1995 erfolgte der Wechsel in den Grünen Klub im Wiener Rathaus. 1996 zog sie in den Landtag ein, 2001 trat sie auf dem prominenten zweiten Listenplatz an und wurde nach dem Wahlerfolg nicht amtsführende Stadträtin. 2005 ging sie bereits als Spitzenkandidatin ins Rennen, zuvor war sie Christoph Chorherr als Klubvorsitzende gefolgt. In der Partei ist sie seit 2004 Bundesvorstandsmitglied, seit 2008 stellvertretende Bundessprecherin.

Das Wahlergebnis 2010 von 12,64 Prozent bezeichnete die Defacto-Parteichefin rückblickend als „bescheiden“ - dennoch brachte dieses Jahr die rot-grüne Koalition, Regierungsverantwortung und für die grüne Frontfrau gleich zwei neue Titel: Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung sowie Vizebürgermeisterin.

Vassilakou ist verheiratet, gemeinsam mit ihrem Mann und Jack Russell Terrier Rico lebt sie in Hernals. In ihrer Freizeit frönt die grüne Frontfrau gerne dem Wassersport, liest Nick Hornby - passend zur Wahl empfiehlt sie „A Long Way Down“ - und hört Wanda bzw. All-Time-Favorites wie Alanis Morissette. Ihr laut Eigenangaben größter Misserfolg - ein missglücktes erstes Moussaka - hat nun am Wahltag Konkurrenz bekommen.

~ WEB http://www.gruene.at ~ APA354 2015-10-11/19:35