OÖ-Wahl - Rote Bastion Wels ging an blaues Stadtoberhaupt
Linz (APA) - Bei den Bürgermeisterstichwahlen in 44 Gemeinden am Sonntag in Oberösterreich hat vor allem die SPÖ eine herbe Niederlage erfah...
Linz (APA) - Bei den Bürgermeisterstichwahlen in 44 Gemeinden am Sonntag in Oberösterreich hat vor allem die SPÖ eine herbe Niederlage erfahren. Nach knapp 70 Jahren roter Regentschaft übernimmt ein Blauer das Ruder in Oberösterreichs zweitgrößten Stadt Wels. FPÖ-Kandidat Andreas Rabl hat sich in der Stichwahl mit 62,9 Prozent klar gegen den roten Konkurrenten Hermann Wimmer mit 37 Prozent durchgesetzt.
Nachdem Rabl zum Stadtoberhaupt gewählt worden ist, hätten die Freiheitlichen alle ihre Wahlziele erreicht: „zweitstärkste Kraft im Landtag, mehrere Landesräte und den Bürgermeistersessel in Wels“, gratulierte Landesparteichef Manfred Haimbuchner dem Welser zu seinem Sieg. Die FPÖ hat auch bei den Gemeinderatswahlen vor zwei Wochen die SPÖ vom ersten Platz verdrängt. Der 42-Jährige Rabl, schon bisher Stadtrat für Wohnbau, will ab Dienstag erste Koalitionsgespräche mit der ÖVP und der SPÖ führen. Ein freies Spiel der Kräfte, wie dies die SPÖ in der vorangegangenen Legislaturperiode praktiziert habe, strebe er nicht an. Die FPÖ hat im Stadtsenat vier Sitze, drei die SPÖ und einen die ÖVP. Der studierte Jurist will in einer Koalition regieren.
Grundsätzlich setzte sich der Siegeszug der Freiheitlichen bei der Landtagswahl (Verdoppelung des Stimmanteils auf 30 Prozent) aber nicht in dem Maß bei den Bürgermeisterwahlen fort. Statt bisher in neun werden sie künftig in 12 der 442 oö. Gemeinden das Oberhaupt stellen.
Die Landeshauptstadt, wo erstmals ein amtierender Bürgermeister ins Stechen musste, bleibt weiter in roter Regierungshand. In der Stichwahl hat ihr Kandidat, das amtierende Stadtoberhaupt Klaus Luger, mit 61 Prozent die Mehrheit geschafft. ÖVP-Konkurrent Bernhard Baier kam auf 39 Prozent. Nachdem es in der Landeshauptstadt bisher noch nie eine Stichwahl gegeben hat, befürchtete das Stadtoberhaupt, dass nur wenige hingehen würden, um ihm die notwendige Absolute zum Regieren zu sichern. Tatsächlich lag die Wahlbeteiligung in der Landeshauptstadt auch nur bei 43,2 Prozent. Umso erleichterter zeigte sich Luger nach Bekanntwerden des Ergebnisses: „Auch persönlich ist von mir einen Last abgefallen“. Den Wahlausgang wertete er zudem als ein klares Votum „gegen den untergriffigen Wahlkampf“ von Baier.
Auch sonst konnte die SPÖ leicht durchamten. Denn in ihren Hochburgen im Linzer Speckgürtel und den Umlandgemeinden behaupteten sich ihre Kandidaten. So regieren in Ansfelden, Leonding, Pasching, Traun und Enns weiterhin rote Stadtoberhäupter. Insgesamt entschieden die Roten am Sonntag 19 Stechen für sich. Damit stellt die SPÖ künftig in 92 Gemeinden das Regierungsoberhaupt, was ein Minus von sieben Gemeinden im Vergleich zur vorigen Legislaturperiode bedeutet.
Die ÖVP wiederum hat ihre Dominanz in den Gemeinden leicht ausbauen können. Im Gegensatz zu bisher hält sie mit 331 von 442 Bürgermeistern um drei Ortschefs mehr als nach der Wahl 2009. „Die ausgezeichnete Arbeit“ der Bürgermeister und Funktionäre „spiegelt sich in diesem eindrucksvollen Ergebnis wider“, meinten Landeshauptmann Josef Pühringer und Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer. Vor allem der schwarze Sieg in Ottensheim (Bezirk Urfahr-Umgebung) über die Grün-affine Bürgermeisterin Ulrike Böker von der Liste Pro O kam überraschend. Der ÖVP-Kandidat Franz Füreder war mit einem Rückstand von mehr als elf Prozentpunkten in das Stechen gegangen. Böker, die als unabhängige Kandidatin auf der Liste der Grünen zu den Landtagswahlen am 27. September angetreten ist, wird dafür in den Landtag einziehen.
Damit haben in OÖ aber noch nicht alle Gemeinden einen Bürgermeister. Am 18. Oktober stehen in Eferding und am 25. Oktober in St. Georgen am Walde (Bezirk Perg) noch Entscheidungen an. In beiden Gemeinden hatten sich nach dem ersten Wahldurchgang der jeweilige Kontrahent verabschiedet. So gibt es nur mehr je einen Kandidaten, für den Wähler mit Ja oder Nein votieren müssen.