Wien-Wahl: Die Bundeshauptstadt bleibt rot - aber mit starkem Blauton

Wien (APA) - Das erwartete politische Erdbeben ist zwar ausgeblieben, aber die heutige Wien-Wahl hat die Landschaft doch einigermaßen veränd...

Wien (APA) - Das erwartete politische Erdbeben ist zwar ausgeblieben, aber die heutige Wien-Wahl hat die Landschaft doch einigermaßen verändert: Die SPÖ liegt zwar noch vor der FPÖ - aber mit mehr als halbiertem Vorsprung. Die Bundesregierungs-Partei ÖVP ist nur mehr Kleinpartei und Vierte hinter den Grünen. Mit den NEOS sitzen erstmals wieder fünf Parteien im Gemeinderat - was in Wien nicht neu ist.

Das früher lange absolut rote Wien wurde mit dem heutigen Wahlsonntag noch ein Stück blauer: Die FPÖ, schon seit 1991 (mit nur einer knappen Ausnahme 2005) auf Platz 2, brachte es über die 30er-Marke - und steht jetzt am historischen Höchststand. Den Rekordwert der Ära Haider zu toppen, ist ihr auch in den drei anderen Bundesländern, in denen heuer im Zeichen der Flüchtlingskrise gewählt wurde - Burgenland, Steiermark und Oberösterreich -, gelungen.

Der Aufstieg der FPÖ ging im „roten“ Wien nicht nur auf Kosten der SPÖ, sondern sehr stark auch zulasten der ÖVP. Diese schrumpfte seit 1987 beständig (mit kurzer Atempause nur während der schwarz-blauen Bundeskoalition) - und tauschte nicht nur im Rang, sondern auch im Stimmenanteil Platz mit der FPÖ: Von rund um die 30 Prozent zwischen 1945 und 1987 fiel sie 1991 unter die 20er-Marke - während die FPÖ mit einem Rekordplus erstmals über die 20er-Marke kam. Heuer kam die FPÖ erstmals über die 30er-Marke - und die ÖVP wurde erstmals von weniger als zehn Prozent der Wiener gewählt.

Womit die Volkspartei in der österreichweit 140. Landtagswahl erstmals als Vierte ins Ziel kam, hinter den Grünen - was allerdings kein Verdienst der Grünen ist. Denn sie verloren in Wien zum zweiten Mal in Folge. Und dies, obwohl sie erstmals als Regierungspartei - in der einzigen rot-grünen Koalition Österreichs - in die Wahl gingen. Aber mit unter zwölf Prozent sind sie jetzt so schwach wie seit 2001 nicht mehr.

Für die NEOS hielt Wien das, was sie sich von ihrer - neben Vorarlberg zweiten - Hochburg versprochen hatten: Endlich einen Erfolg nach dem Scheitern im Burgenland, der Steiermark und Oberösterreich. Sie werden künftig als fünfte Partei im Gemeinderat sitzen - was in Wien u.a. auch schon das LIF, die KPÖ und die Partei Franz Olahs taten.

Im Folgenden die Ergebnisse der derzeit im Landtag bzw. Gemeinderat vertretenen Parteien in Wien seit 1945:

~ Jahr SPÖ % +- FPÖ % +- GRÜN % +- ÖVP % +- NEOS % 1945 57,44 n.k. n.k. 34,53 1949 49,87 -7,57 6,82 n.k. 34,94 0,41 1954 52,67 2,80 4,63 -2,19 n.k. 33,17 -1,77 1959 54,41 1,74 8,02 3,39 n.k. 32,35 -0,82 1964 54,73 0,32 5,66 -2,36 n.k. 33,87 1,52 1969 56,91 2,18 7,25 1,59 n.k. 27,77 -6,10 1973 60,14 3,23 7,68 0,43 n.k. 29,31 1,54 1978 57,2 -2,94 6,49 -1,19 n.k. 33,77 4,46 1983 55,52 -1,68 5,39 -1,10 2,50 34,82 1,05 1987 54,92 -0,60 9,72 4,33 4,40 1,90 28,40 -6,42 1991 47,81 -7,11 22,54 12,82 9,08 4,68 18,05 -10,35 1996 39,15 -8,66 27,94 5,40 7,94 -1,14 15,26 -2,79 2001 46,91 7,76 20,16 -7,78 12,45 4,51 16,39 1,13 2005 49,09 2,18 14,83 -5,33 14,63 2,18 18,77 2,38 2010 44,34 -4,75 25,77 10,94 12,64 -1,99 13,99 -4,78 2015 39,44 -4,90 32,26 6,49 11,14 -1,50 8,70 -5,29 5,95

vorl. Endergebnis ohne Briefwahl ~ Andere Parteien, die im Gemeinderat vertreten waren:

~ 1949 KLS Kommunisten und Linkssozialisten/KPÖ 7 Mandate 1954 VO Wahlgemeinschaft Österr. Volksopposition/KPÖ 6 Mandate 1959 KPÖ 3 Mandate 1964 KPÖ 2 Mandate 1969 DFP Demokratische Fortschrittliche 3 Mandate

Partei-Wahlgemeinschaft Franz Olah 1996 LIF Liberales Forum 6 Mandate ~ ( 0649-15, Format 88 x 55 mm)